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Hoyzer und die Medien

Johannes B. Kerner ist beim ZDF Fußball-Moderator und Fußballkommentator. 2004 hat er für seine Sportberichterstattung einen Bambi bekommen. Aber Kerner ist nicht nur Sportjournalist beim Zweiten Deutschen Fernsehen, sondern auch Late Night Talker. Uschi Glas und auch der Kanzler saßen schon an Kerners Studio-Schreibtisch. Dann geht es nicht um Politik, sondern um den Hund, den Ehepartner - das Private eben. Für manche treibt der Kuscheltalk am späten Abend die Boulevardisierung, die Banalisierung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens voran. Andere meinen auch Leichtes, Unterhaltsames muss bei ARD und ZDF zu sehen sein. Die hohen Einschaltquoten bestätigen Kerner und das ZDF. Am vergangenen Dienstag war Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer zu Gast. Das Interesse der Zuschauer war noch größer als sonst. Im Schnitt schalteten 2,7 Millionen Zuschauer ein. In der Regel liegt die Einschaltquote der Talkshow bei rund 1,6 Millionen Zuschauern. Dennoch hagelte es Kritik.

Von Mandy Schielke |
    So richtig entscheiden können sich die Zuschauer im Kerner-Studio nicht, was sie vom Talkgast Robert Hoyzer halten sollen. Manche klatschen, andere verziehen das Gesicht und pfeifen den Ex-Schiedsrichter aus. Kritik wurde auch schon vor der Sendung laut: Kerner biete einem Betrüger die Möglichkeit, sich darzustellen und um Sympathie zu werben. Das meint auch der Sprecher der Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Amerell. Der Medienkritiker und künftige Chef des Adolf-Grimme-Institutes, Uwe Kammann hingegen hält den Auftitt von Hoyzer in Kerners Talkshow für unbedenklich. Denn:

    Es war nicht die Spekulation auf die Sensation, da jemanden vorzuführen. Es war tatsächlich der Versuch, einen Fall etwas aufzuklären und an diese Person näher zu kommen. Sehr viel tiefer kann man da ja auch nicht kommen, in solch kurzer Zeit. Das allerdings finde ich, ist legitim. Dafür sollte man das ZDF und Kerner nicht schelten. Der hat hart und hartnäckig gefragt, hat insistiert mit Nachdruck. Das hat er gut gemacht. Er hat ihm auch nicht die Chance gelassen, wie in einem Beichtstuhl, als reuiger Sünder dort zu sein. Insofern hat er an dieser Stelle nichts falsch gemacht.

    Das sieht die Sportjournalistin Evi Simeoni ganz anders. Nicht Kerner, sondern Hoyzer habe alles richtig gemacht. Er sei bescheiden aufgetreten, habe kein vorlautes Wort fallen lassen. Und weiter - so habe er bestimmt ein paar Herzen erweichen können. Kerners gebetsmühlenhaft vorgetragenen Vorwürfe hätten den smart aussehenden Hoyzer nicht daran gehindert, Sympathiepunkte zu sammeln. Ex-Schiedsrichter und Rechtsanwalt Manfred Haupt vermutet, genau das sei die Strategie von Hoyzers Anwälten gewesen. Kann es also sein, dass die Anwälte von Hoyzer das ZDF für ihre Zwecke instrumentalisiert haben? Wie auch immer- es sei zumindest nicht gelungen, meint Medienkritiker Kammann. Denn Talkmaster Kerner habe sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen. Und darauf käme es eben an. Sonst kann das Interview für den Moderator in der Tat zum journalistischen Fiasko werden.

    Das hat sich gezeigt, als Erich Böhme einmal Jörg Haider im "Talk im Turm" hatte. Das ist ja relativ daneben gegangen, weil einfach Haider den nicht gut vorbereiteten Erich Böhme an vielen Stellen vorgeführt hat. Das kann passieren und das gehört mit zum Risiko des journalistischen Geschäfts.
    Ein Risiko, das Johannes B. Kerner gut gemeistert hat, findet der Medienkritiker Kammann. Dennoch: für viele, das zeigten unter anderem die Buhrufe, war auch der Auftritt von Robert Hoyzer im ZDF unerträglich. Dadurch sei das Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks angekratzt worden. Der Sportchef des "Rundfunk Berlin Brandenburg", Jochen Sprentzel kann diese Auffassung nicht teilen. Für ihn ist es durchaus legitim, Robert Hoyzer vor laufender Kamera zu interviewen. Sprentzel gibt offen zu:

    Also wenn wir die Chance bekommen hätten, Herrn Hoyzer zu uns in ein RBB-Studio oder auch in ein ARD-Studio zu bringen, hätten wir diese Chance auf jeden Fall genutzt. Alles andere wäre pure Heuchelei. Da muss man, glaube ich, ganz realistisch sein. Das öffentliche Interesse ist nach wie vor so groß, dass wir auf jeden Fall diese Chance genutzt hätten.
    Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte ZDF-Talker Kerner, Hoyzer habe 500 Euro Honorar für seinen Besuch erhalten. Der Sportchef vom RBB zweifelt an der Höhe des Honorars:

    Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass das Honorar, das er bei Kerner bekommen hat weitaus höher liegt, als das, was in der Presse bekannt geworden ist.

    Klar ist allerdings, dass zumindest einer mit dem Skandal eine Menge Geld verdient hat: die Berliner Produktionsfirma Banana TV. Sie hat mit Hoyzer sowohl die Unschuldsbekundung als auch zwei Tage später das Schuldeingeständnis gedreht und die begehrten Minuten dann an Fernsehsender verkauft. Für 500 Euro pro Minute. Das sei ein üblicher Preis, sagt Jochen Sprentzel vom RBB. Problematisch sei aber gewesen, dass man auf das Material von Banana TV angewiesen war und kein eigenes Kamerateam zu Hoyzer schicken konnte. Denn bis zur Sendung bei Kerner hat der Ex-Schiedsrichter keine Statements abgegeben - außer vor der laufenden Kamera von Banana TV. Der Produktionsfirma sei grundsätzlich kein Vorwurf zu machen, findet Jochen Sprentzel. Das sei nun einmal deren Geschäft, dennoch:

    Der Journalismus ist dadurch eingeschränkt. Das ist vollkommen klar. Aber das ist ein Vorgang in unserer Mediengesellschaft, der einfach so jetzt hingenommen werden muss. Dass auch durch seriöse Medienunternehmen, wie den Spiegel und ZDF gehört ja auch zu den Seriösen. Das es immer mehr einen Scheckbuchjournalismus gibt. Das also der meistbietende solche Menschen dann quasi exklusiv vor die Kamera bekommt. Das ist ein Phänomen unserer Zeit - kann man beklagen- aber man kann es nicht mehr ändern.