Archiv

HPV-Impfstoff gegen Krebs
"Beide Geschlechter müssen rechtzeitig geimpft werden"

Sowohl Jungen als auch Mädchen müssten rechtzeitig gegen Humane Papilloma-Virenwarzen geimpft werden, forderte Nobelpreis-Träger Harald zur Hausen im Dlf. So könnten jährlich schätzungsweise 6000 Krebserkrankungen verhindert werden. Zur Hausen hatte den Zusammenhang zwischen den HPC-Viren und der Krebsentstehung erforscht.

Harald zur Hausen im Gespräch mit Martin Winkelheide |
    Der Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen
    Der Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen (dpa / Uwe Anspach)
    Nicht nur Gebärmutterhals-Krebs sei durch die Impfung gegen Papilloma-Viren (Humane Papilloma-Virenwarzen HPV) vermeidbar, sondern auch Krebserkrankungen im äußeren Genitalbereich, in der Mundhöhle und im Analbereich, sagte Harald zur Hausen im Dlf. Das beträfe nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Schätzungsweise 6000 Erkrankungen könnten jährlich durch die Impfung verhindert werden.
    Männer und Frauen impfen
    "Man geht davon aus, dass, wenn sich 80 Prozent der weiblichen Bevölkerung vor dem Einsetzen der Sexualaktivität impfen lassen würden, damit ein großer Teil der Bevölkerung auch geschützt wird - eben auch die Partner", sagte zur Hausen. Diese Annahme sei allerdings naiv. "Es gebe Erkrankungen bei Männern, die ohnehin auftreten, so wie Rachenkrebs oder Analkrebs." Wenn man wirklich etwas erreichen wolle, dann müssten sowohl Jungen als auch Mädchen in der richtigen Altersgruppe geimpft werden - zwischen acht und 14 Jahren.
    Zur Hausen bedauerte, dass es derzeit in Deutschland noch keine Empfehlung zur Impfung von Jungen geben würde. Die skandinavischen Länder, Holland oder Australien seien fortschrittlicher: "Dort werden die Empfehlungen klar ausgegeben und Impfungen werden auch bei Jungen durchgeführt."
    "Männer haben im Alter zwischen 15 und 40 Jahren mehr sexuelle Partner als Frauen im gleichen Alter, weltweit. Deswegen gelten sie als Hauptüberträger der Infektionen", sagte zur Hausen. Wenn man diese Krankheiten in einer absehbaren Zeit wirkungsvoll bekämpfen wolle, müsste man daher beide Geschlechter rechtzeitig impfen. Das Sozialministerium in Hessen habe Programme für Schulen in einem kleinen Umfang initiiert. "Wenn man das Thema in Schulen reinträgt, dann verdoppelt sich rasch die Impfrate. Das konnten wir sehen." Eltern und Schüler, aber auch der Ärzte und Gesundheitsbehörden müssten über den Effekt dieser Impfung in größerem Umfang augeklärt werden.