Wer von Hubert Burda spricht, kann vom Bambi nicht schweigen. Die jährliche Verleihung des goldenen Rehs gehört zu den wenigen gesellschaftlichen Ereignissen, die wenigstens ansatzweise ein wenig Hollywood-Glamour ins mit Prominenz nicht gerade verwöhnte Deutschland bringen.
Hubert Burda - oder wie zumindest die deutschsprachigen Bambi-Preisträger oft betonen: Dr. Hubert Burda - ist aber nicht nur Verleger von Deutschlands bekanntestem Klatsch- und Tratschmagazin und eine Größe im Münchner Kultur- und Promileben, mit der Schauspielerin Maria Furtwängler an seiner Ehe-Seite. Der studierte Kunsthistoriker hat die Verlage seiner beiden Eltern ins 21. Jahrhundert geführt und in den 90er Jahren zwei Zeitschriften erfolgreich lanciert, denen bei der Gründung kaum jemand eine Zukunft gegeben hätte: die "Super Illu", heute die größte Kaufzeitschrift im Osten, und das Magazin "Focus".
Emanzipation von übermächtigen Eltern
"Mein Abitursaufsatz hieß 'Mit der Heimat im Herzen hinaus in die Welt', und an das habe ich mich immer gehalten. Wer die Kindheit und die Vergangenheit vergisst, hat keine Wurzeln", so Hubert Burda. Und diese Wurzeln liegen im badischen Offenburg. Hier hatte sein Vater Franz Burda - auch als Profiteur des nationalsozialistischen Regimes - ein florierendes Druckerei- und Verlagsgeschäft aufgebaut, das er nach dem Krieg noch weiterentwickeln konnte.
Aenne Burda, Huberts Mutter, nutzte die Untreue ihres Gatten zu einem Coup eigener Art: sie ließ sich die Gründung eines eigenen Verlags finanzieren und machte "Burda Moden" zur weltweit führenden Mode-Zeitschrift.
Wer solch übermächtige Eltern hat, tut sich meist schwer. Nicht so Hubert Burda, der sich als jüngster dreier Söhne im Unternehmen durchgesetzt hat und 1976 mit nur 36 Jahren seinen Vater als Chefredakteur der "Bunten" ablöst. Nach dessen Tod wird er zehn Jahre später Alleingesellschafter und Chef des Medienunternehmens.
Gründung des "Focus" als Meilenstein
Nicht alles, was er anpackt, glückt: so scheitert der Versuch, gemeinsam mit Rupert Murdoch eine ostdeutsche Boulevardzeitung namens "Super" ins Leben zu rufen. Schlagzeilen wie: "Angeberwessi mit Bierflasche erschlagen" kommen in den neuen Bundesländern nicht besonders gut an. Dafür wird die "Super Illu" mit einem bunten Mix aus Ratgeberseiten und einem Stück DDR-Nostalgie zum nachhaltigen Erfolg. Sie gibt denen eine publizistische Heimat, die nicht mit Peter Kraus, sondern mit Frank Schöbel aufgewachsen sind. Doch besonders stolz ist Hubert Burda auf eine andere Neugründung - die des Magazins "Focus".
Bis zum 18. Januar 1993 war Montag "Spiegel"-Tag gewesen, doch ab diesem Zeitpunkt war der Montag auch "Focus"-Tag. Verspottet wurde das Blatt zunächst wegen der vielen Infografiken und Ranglisten, die dann aber nach und nach auch Einzug in andere Qualitätsmedien hielten. Schon Ende des ersten Jahres riss der "Focus", den Burda-Freund Helmut Markwort verantwortete, die 500.000er-Marke.
Frühe Fokussierung aufs Digitalisierung
Auch wenn das Magazin nicht die publizistische Bedeutung des "Spiegel" erreichen konnte und die Auflage branchenüblich längst rückläufig ist: Hubert Burda hatte den Machern der großen Illustrierten aus Hamburg gezeigt, dass er in ihrer Liga mitspielen konnte. Er war auch einer der ersten, der das so genannte Desktop-Publishing einführte - die Produktion des Inhalts am Computer. Und er erkannte sehr früh, im Gegensatz zu anderen Verlegern, dass die Digitalisierung die Printindustrie komplett umkrempeln würde.
"Bis dahin glaubten wir ja alle, das ist das System, was wir vom Print her kennen: dass man die Anzeigen oder den Spot oder die 30 Sekunden bezahlt im Fernsehen. Und dann kam Google und bekam die Inhalte und lieferte im Grunde "lousy pennies" ab für uns. Ich erinnere mich an ein Gespräch, da sagte mir Google, wir kriegen 300.000 von ihnen überwiesen und ich sagte zu ihnen: 'Hören Sie mal, Sie sind ja lustig, meine Redaktionskosten liegen bei drei Millionen!' Und ab diesem Moment wusste ich, das wird das Geschäftsmodell Print verändern."
Verlag bleibt in Familienhand
Hubert Burda lobbyierte als Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger lange Jahre für das Leistungsschutzrecht, vernachlässigte darüber aber nicht Investitionen ins Internet. Ähnlich wie das der "Springer"-Verlag tat, kaufte sich Burda ins Online-Rubrikengeschäft ein. Reisen buchen, Ärzte bewerten, Tiernahrung kaufen - all das geschieht auf Seiten, die vom Burda-Konzern unterhalten werden. Und "Focus Online" gehört neben "Spiegel Online" und "Bild.de" zu den reichweitenstärksten Nachrichtenangeboten im Netz. Eine Bilanz also, die sich zum 80. Jubiläum des Patriarchen Hubert Burda sehen lassen kann.
Seine Nachfolge hat er geregelt - seine Kinder Jacob und Elisabeth halten gemeinsam fast 75 Prozent des Unternehmens. Burda Media wird also noch viele weitere Jahre lang Burda Media bleiben.