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Hubschrauber-Eltern wollen nur das Beste

Immer häufiger kommt es in den USA vor, dass die Eltern und nicht die jungen Akademiker Bewerbungsunterlagen bei Unternehmen einreichen. Diese Erziehungsberechtigten, die nur das Beste für ihre Zöglinge wollen, werden von den Amerikanern Hubschrauber-Eltern genannt.

Von Gunnar Burkel |
    Um es gleich vorweg zu nehmen – ich habe mich wirklich bemüht, Eltern und junge Berufsanfänger vors Mikrofon zu kriegen, aber niemand war dazu bereit. Und hier ist der Grund dafür: Es ist ihnen verdammt peinlich.

    Kein Wunder, denn die sogenannten Hubschrauber-Eltern kreisen über ihren Kindern, um sie zu beschützen und lassen selbst dann nicht locker, wenn die sich nach der Uni um ihren ersten Job bewerben. Im Klartext: In den USA sind diese jungen Leute in der Regel Mitte 20. Sie sollten eigentlich aus der Schutzecke der Eltern raus sein.

    Das dachte auch Megan Huffnagle, Personalchefin eines Vergnügungsparks in Denver, Bundesstaat Colorado.

    "Wir wollten einen jungen Informatiker als Praktikanten einstellen. Aber man sollte es kaum glauben, am selben Tag riefen die Eltern an und wollten mir klar machen, was für ein talentierter Junge er sei. Und dass er eigentlich nicht eine Praktikantenstelle, sondern gleich eine volle Stelle bekommen sollte."

    Als Huffnagle den Berufsanfänger daraufhin fragte, was denn mit seinen Eltern los sei, rollte der nur mit den Augen. Er bekam übrigens den Praktikantenjob. Das ist leider kein Einzelfall, klagt Margaret Fiester vom Verband für Personalplanung. Immer häufiger rufen Eltern bei Firmen an und versuchen, bessere Bedingungen für ihre Kinder raus zu schlagen.

    "Unter anderem fordern sie, dass ihr Sohn oder ihre Tochter mehr Urlaub bekommen sollte. Oder sie werden regelrecht rüde, wenn die Kinder nicht genommen wurden."

    Nach dem Motto: Sie haben viele gute Seiten völlig übersehen.
    Die Michigan State University hat gerade mehr als 700 Firmen befragt, Unternehmen die gerade Hochschulabsolventen eingestellt hatten. Ein Drittel der Personalchefs berichtete, dass die Eltern und nicht die jungen Akademiker die Bewerbung und die Lebensläufe eingereicht hätten. Einige hatten ihren Kindern das nicht einmal erzählt. Und in vier Prozent aller Bewerbungen kamen die Eltern vorbei, um mitzuteilen, wie toll ihr Kind ist.

    "Das beweist, was für schlechte Entscheidungen einige Eltern treffen","

    meint Fiester. Die meisten Personalabteilungen sind denn auch geschockt, aber einige Personalberater meinen, man sollte das alles nicht überbewerten. Neil Howe untersucht das Bewerbungsverhalten seit vielen Jahren. Sein Fazit:

    ""Helicopter Parents gibt es seit etwa zehn Jahren. Sie legten schon in der Schule los und versuchten Lehrern, das Leben schwer zu machen, indem sie die unter Druck setzten, sobald sie glaubten, ihr Kind werde schlecht oder falsch behandelt."

    Diese Eltern wurden die schlimmsten Feinde der Lehrer. Firmen, meint Howe, müssen sich erst daran gewöhnen, dass es solche Eltern gibt. Und er rät ihnen, diese Eltern mit einzubeziehen, statt sie von vornherein herunter zu bügeln. Und genau das versucht jetzt die US-Leihwagenfirma Enterprise. Marie Artim von der Personalabteilung:

    "Diese Eltern haben natürlich einen großen Einfluss auf ihre Kinder und wenn eine Firma einen soliden Eindruck macht und Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigt, fühlen sie sich gleich besser."

    Deshalb schickt Enterprise den Eltern das gleiche Bewerbungsmaterial, das es den Kindern schickt. Nur eines läuft überhaupt nicht: Mami und Papi können auf gar keinen Fall beim Bewerbungsinterview dabei sein.

    ""Die Kandidaten sollen schließlich Eigeninitiative zeigen","

    sagt Artim. Was die meisten auch tun. Häufig sogar viel mehr, als die Hubschrauber-Eltern ihnen zutrauen.