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Hürdenlauf für Hilfe

Das Formular für die Beantragung von Leistungen aus dem Bildungspaket auszufüllen, ist noch das Geringste. Richtig knifflig wird es herauszufinden, wo man es abgeben muss. Zwei Mütter berichten vom Zuständigkeitswirrwarr in den Behörden, aber auch von anstandslos überwiesenem Geld für Klassenfahrt und Mittagessen.

Von Daniela Siebert |
    Die 51-jährige Durga gehört zu den Pionieren: Gleich nach der Einführung hat sich die Hartz-IV-Empfängerin, die nicht mit vollem Namen genannt werden möchte, für ihren Sohn Nikolai um Leistungen aus dem Bildungspaket bemüht.

    "Mein Sohn hatte einen Antrag aus der Schule mitgebracht, von seinem Computerfachmann, der da immer sehr aufmerksam ist. Bei ihm ging es in erster Linie ums Mittagessen und ferner ging es um Schulausflüge, mehr war für meinen Sohn erstmal nicht zu beantragen."

    Nikolai war damals zehn Jahre alt. Das einseitige Din-A-4-Formular hatte seine Mutter ruckzuck ausgefüllt. Trotzdem sollte es noch mehrere Monate dauern, bis sie die Bewilligungen bekam.

    "Das Prozedere ging los, dass ich den Antrag ausgefüllt habe, dann beim Job-Center anrief, und fragte, wo ich den denn abgebe. Und dann haben die gesagt: Nö, wir sind nicht zuständig. Oh, habe ich gesagt, wer ist denn zuständig? Ja das wissen wir nicht. Und dann - ich weiß nicht wo ich überall angerufen habe-, ich habe jedenfalls drei Stunden am Telefon verbracht und hatte eine Din-A-4-Seite voll mit Telefonnummern, die mich von einer Stelle zur anderen geschickt haben und dann war ich bei einem Jugend- hmhmhm - ich weiß nicht mehr wie der hieß, glaube er hieß Herr Schwarz und Herr Schwarz war plötzlich zuständig. Und der sagte: Ja, sie können mir die Sachen zusenden."

    Allerdings änderte sich die Zuständigkeit einige Wochen später wieder und der hilfsbereite Herr Schwarz war aus dem Rennen. Die Unterlagen kamen zurück und mussten nun doch zum neuerdings zuständigen Job-Center.

    Am Ende vieler Telefonate und Schriftwechsel bekam Durga schließlich beide Hilfeleistungen für ihren Sohn. Auf Nachhilfeförderung hat Durga danach dann lieber verzichtet. Die Oma habe Nikolai einen Kurs "Kinder lernen Lernen" finanziert, der auch geholfen habe, nachdem seine Noten auf der Oberschule anfangs deutlich schlechter geworden waren.

    Auch Heike Husmann hat seit 2011 immer wieder Leistungen aus dem Bundesbildungspaket für ihre 15-jährige Tochter beantragt. Üblicherweise alle sechs Monate etwa für Mittagessen, vergünstigte Fahrkarten und Tagesausflüge der Schule. Und sie hat damit gemischte Erfahrungen gemacht. Besonders positiv bilanziert sie:

    "Also Vorteile ganz klar: diese Geldersparnis. Allein bei der Fahrkarte sind das 150 Euro etwa im Jahr. Was ganz gut klappt sind Anträge für Klassenfahrten. Also meine fährt im Sommer nach Barcelona. Da habe ich im Oktober Antrag gestellt, das Geld sollte eine Woche später überwiesen werden - was in dem Fall auch nicht so wenig Geld war - und da hatte ich drei Tage später den Bescheid und das hat geklappt, das wurde komplett anstandslos überwiesen."

    Umso negativer lief es mit ihren Anträgen auf Förderung des Musikunterrichtes. Über Monate wurden diese - trotz Nachfragen - nicht bearbeitet. In dieser Zeit bezahlte Heike Husmann den Percussionunterricht ihrer Tochter selbst, indem sie etwas vom knapp bemessenen Arbeitslosengeld dafür abzwackte. Erst als sie mit dem Gang zum Sozialgericht drohte, bekam sie die Fördergelder rückwirkend doch noch.

    Beide Mütter - Durga und Heike Husmann - sind inzwischen dazu übergegangen, ihre Anträge auf Leistungen aus dem Bildungspaket zu kopieren und sich die persönliche Abgabe schriftlich quittieren zu lassen. Ihre Anekdoten über schlechte Information durch Sachbearbeiter, unklare Zuständigkeiten der Behörden und schleppende Antragsbearbeitung würden locker eine ganze Sendestunde füllen. In Kürze lautet ihr Fazit so:

    Heike Husmann:

    "Was so Musik-/Sport-Unterricht angeht, denke ich sind zehn Euro viel zu wenig und insgesamt ist das alles viel zu kompliziert, viel zu viel bürokratischer Aufwand."

    Durga:

    "An und für sich ist das eine sehr gute Sache, dass die Kinder unterstützt werden. Ich finde es auch gut, dass kein Bargeld ausgezahlt wird, aber der Weg, das Prozedere ist leider noch nicht ganz einfach."