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Human Rights Watch
Kritik am Fußballsponsor Katar

Der Zeitpunkt wirkt sorgfältig gewählt: Am Tag des Champions-League-Spitzenduells Paris St. Germain gegen Bayern München erhebt Human Rights Watch erneut harte Kritik an den Arbeitsbedingungen in Katar – Gastgeber der Fußball-WM 2022 und Fußballsponsor.

Von Thomas Kistner |
    Franck Ribéry und Robert Lewandowski im Bayern-Trikots, auf deren Ärmel Hamad Airport Qatar steht.
    Der FC Bayern München (hier die Spieler Franck Ribéry und Robert Lewandowski) spielt seit der Saison 2017/18 mit Werbung für den Flughafen Katar auf dem Trikotärmel. (imago sportfotodienst)
    Die Menschenrechtsorganisation bezieht in ihrem jüngsten Bericht auch Freunde und Profiteure im Fußball in die Kritik mit ein. Paris erhält Fabelsummen aus dem Emirat, wie für den 222-Millionen-Euro-Deal von Neymar. Der FC Bayern trägt Sponsor Katar sichtbar auf dem Ärmel, das spült Millionen in die Kassen. Nun rügt Human Rights Watch, dass Katar weiterhin kaum Transparenz zu Todesfällen an WM-Baustellen und anderswo pflege. Der Weltverband FIFA, Klubs und Nationalverbände sollen deshalb „Druck auf Katar ausüben, insbesondere in Bezug auf „vermeidbare Todesfälle“.
    Hitzebedingte Risiken für Bauarbeiter
    Zwar hat Katar Pausen-Regelungen an den WM-Baustellen etabliert, um hitzebedingte Risiken zu minimieren. Doch das reiche offenbar nicht aus, um Todesfälle zu verhindern. Zudem beträfe diese Pausen-Regelung nur 12.000 Arbeiter an den WM-Baustellen, also nur 1,5 Prozent der insgesamt 800.000 Bauarbeiter im Emirat.
    Die FIFA erklärte, sie habe nur Menschenrechtsrisiken anzusprechen, die in „direkter Verbindung zu ihren Tätigkeiten“ stünden. Damit ignoriert sie nicht nur die Geschicke von hunderttausenden Arbeitsmigranten im WM-Land, sondern stützt auch das fragwürdige Kalkül der Organisatoren: WM-bezogene Bauprojekte sind ja nicht nur die Stadien, sondern große Teile der Infrastruktur, die nur im Hinblick auf das 2020-Ereignis entsteht.
    Forderung nach weitaus mehr Pausen
    Scharf kritisiert Human Rights Watch (HRW) die „ungewöhnlich hohe“ Anzahl von nicht näher beschriebenen Herzstillständen. Katar weigere sich, entgegen klarer Empfehlungen, Autopsien durchzuführen. Mit der Untersuchung befasste HRW-Mitarbeiter befürchten, dass viele Todesfälle auf der extremen Hitze beruhen. Sie würden aber nicht als arbeitsbedingt erfasst, zumal, wenn der Tod nicht direkt an einer Baustelle eintritt.
    Den Verdacht nähre eine Auswertung von Klimadaten im Umfeld von als ungeklärt klassifizierten Todesfällen. Die bisherige Vorschrift, dass von Mitte Juni bis Ende August zwischen 11.30 und 15 Uhr nicht im Freien gearbeitet werden dürfe, sei völlig unzureichend. Vielmehr müsse es bei großer Hitze kurzfristig weitaus mehr Pausen geben.
    Warnung in Richtung FC Bayern
    Laut HRW-Berichterstatter Nicholas McGeehan sei der FC Bayern schon Anfang 2016 „sehr deutlich gewarnt“ worden vor möglichen Auswirkungen der Werbebeziehung zu Katar. In die diskreten Gespräche sei auch die Sicherheitspolitik im Kanzleramt eingeschaltet gewesen. Seither jedoch sei die Sponsorbeziehung mit Katar noch vertieft worden. McGeehan appelliert nun an den Klub, öffentlich klare Schritte zu fordern, um das Leben vieler Wanderarbeiter zu schützen. Die Bayern wiesen Vorwürfe zu ihrem Umgang mit Katar stets zurück.