Madiha Khan hat heute eine Verabredung mit Elias. Die beiden unterhalten sich über ihre Hobbies: Volleyball, Schach, Klavier spielen. Madiha Khan ist 34 Jahre alt und stammt aus Pakistan. Seit fünf Jahren lebt sie mit Mann und drei Kindern in Finnland und will nun endlich richtig Finnisch lernen. Darum sitzt Madiha an diesem Morgen im Klassenraum einer Berufsschule im Nordosten von Helsinki. Genauso wie ihre Mitschülerinnen und -schüler, die aus Nepal, Somalia, Irak und Afghanistan stammen. Neben der Lehrerin ist damit der einzige waschechte Finne im Raum Elias: Er spricht akzentfrei, nicht zu schnell, wiederholt geduldig, wenn sein Gegenüber ihn nicht verstanden hat.
Elias ist ein humanoider Roboter, spricht neben Finnisch 22 weitere Sprachen und bewegt seine weißen Gliedmaßen tatsächlich ebenso geschmeidig wie ein Mensch. Um das Gespräch mit Madiha auf Augenhöhe zu führen, steht der nur 56 Zentimeter große Roboter jetzt auf dem Lehrerpult, lässt seine Augen rot blinken oder spielt einen Musik-Jingle ab, wenn die Antworten stimmen.
Elias ist ein humanoider Roboter, spricht neben Finnisch 22 weitere Sprachen und bewegt seine weißen Gliedmaßen tatsächlich ebenso geschmeidig wie ein Mensch. Um das Gespräch mit Madiha auf Augenhöhe zu führen, steht der nur 56 Zentimeter große Roboter jetzt auf dem Lehrerpult, lässt seine Augen rot blinken oder spielt einen Musik-Jingle ab, wenn die Antworten stimmen.
Es ist interessant, mit einem Roboter zu sprechen
Ein Roboter im Sprachunterricht – Madiha und den anderen Finnisch-Schülern und Schülerinnen gefällt das sichtlich, auch Sahil Sudershan, der aus Nepal stammt:
"Es ist schon interessant mit so einem Roboter zu kommunizieren. Der Unterschied zu einem normalen Lehrer ist meiner Meinung nach, dass der Roboter fokussiert ist auf Dich und Dein Thema. Da gibt es nichts, was da sonst noch reinspielt, Emotionen usw. Das macht das Lernen sehr effektiv. Generell finde ich, dass Künstliche Intelligenz eben auch im Bildungsbereich ihren Platz haben sollte."
"Es ist schon interessant mit so einem Roboter zu kommunizieren. Der Unterschied zu einem normalen Lehrer ist meiner Meinung nach, dass der Roboter fokussiert ist auf Dich und Dein Thema. Da gibt es nichts, was da sonst noch reinspielt, Emotionen usw. Das macht das Lernen sehr effektiv. Generell finde ich, dass Künstliche Intelligenz eben auch im Bildungsbereich ihren Platz haben sollte."
Mehr als ein Spielzeug
Auch Johanna Hemminki sitzt an diesem Morgen mit im Unterricht und verfolgt im Hintergrund, wie das Zusammenspiel von Roboter, Lehrkraft und Schülern funktioniert. Hemminki hat Elias mit ihrem Tech-Startup "Utelias" entwickelt.
"Zunächst einmal ist Elias kein Spielzeug, sondern ein echtes Lern-Tool. Aus meiner Zeit als Lehrerin weiß ich noch allzu gut: Viele haben Angst Fehler zu machen, und genau diese Angst nimmt einem der Roboter, weil er nicht bewertet, nicht bestraft. Er ist neutral. Und das schafft beim Lernenden eine Sicherheit, die ganz wichtig ist für den Lernerfolg. Denn wer sich sicher fühlt, keinen Stress hat, lernt besser."
"Zunächst einmal ist Elias kein Spielzeug, sondern ein echtes Lern-Tool. Aus meiner Zeit als Lehrerin weiß ich noch allzu gut: Viele haben Angst Fehler zu machen, und genau diese Angst nimmt einem der Roboter, weil er nicht bewertet, nicht bestraft. Er ist neutral. Und das schafft beim Lernenden eine Sicherheit, die ganz wichtig ist für den Lernerfolg. Denn wer sich sicher fühlt, keinen Stress hat, lernt besser."
Elias verbreitet eine positive Stimmung in der Klasse
Seit 2018 unterstützt Elias an mittlerweile zehn finnischen Schulen Lehrerinnen und Lehrer im Sprachunterricht, nicht nur in der Erwachsenenbildung, sondern auch an Grundschulen im Englisch-Unterricht. Wissenschaftlich begleitet wird das Roboter-Projekt dabei von Forschern der Uni Tampere. Für ihre Studie hat die Psychologin Aino Ahtinen mit ihrem Team vier Monate lang den Unterricht an einer Grundschule der südfinnischen Industriestadt begleitet, Interviews mit Schülern, Lehrern und Eltern geführt. Ihr Fazit fällt durchweg positiv aus:
"Elias hat zunächst einmal eine sehr positive und enthusiastische Stimmung in die Klasse gebracht. Wir hatten angenommen, dass dieses Interesse mit der Zeit abnimmt, wenn der Reiz des Neuen nicht mehr so da ist. Das war aber nicht so. Was wir stattdessen beobachten konnten, war, dass die Klasse sehr diszipliniert gearbeitet hat, wenn der Roboter im Raum war. Dabei ging es vor allem um Vokabeltraining und Englisch-Konversation."
"Elias hat zunächst einmal eine sehr positive und enthusiastische Stimmung in die Klasse gebracht. Wir hatten angenommen, dass dieses Interesse mit der Zeit abnimmt, wenn der Reiz des Neuen nicht mehr so da ist. Das war aber nicht so. Was wir stattdessen beobachten konnten, war, dass die Klasse sehr diszipliniert gearbeitet hat, wenn der Roboter im Raum war. Dabei ging es vor allem um Vokabeltraining und Englisch-Konversation."
Roboter ersetzt nicht die Lehrkraft
Was aber genau kann und darf Elias, welche Rolle übernimmt er im Klassenraum, wo sind seine Grenzen? Aino Ahtinen von der Uni Tampere wagt eine Prognose:
"Elias wird niemals den Lehrer ersetzen. Elias und der Lehrer arbeiten vielmehr im Team, wobei der Lehrer natürlich immer bestimmt, wie und wo der Roboter eingesetzt wird als Assistent im Unterricht. Da wird sich in den kommenden fünf Jahren sicherlich viel tun, die Roboter werden noch intelligenter werden und sich dann noch stärker auf individuelle Bedürfnisse einzelner Schüler einstellen können."
"Elias wird niemals den Lehrer ersetzen. Elias und der Lehrer arbeiten vielmehr im Team, wobei der Lehrer natürlich immer bestimmt, wie und wo der Roboter eingesetzt wird als Assistent im Unterricht. Da wird sich in den kommenden fünf Jahren sicherlich viel tun, die Roboter werden noch intelligenter werden und sich dann noch stärker auf individuelle Bedürfnisse einzelner Schüler einstellen können."