Am 1. Juni trat Hartmut Dorgerloh sein Amt als Generalintendant des Humboldt Forums an. Die Erwartungen an den neuen Schlossherrn sind riesig. Er muss die Eröffnung eines Museums neuen Typs mit internationaler Strahlkraft stemmen, dessen Inhalte bislang auch wegen Kompetenzstreitigkeiten der vielen Mitspieler undeutlich blieben. Er muss der "Idee Humboldt Forum" zum Erfolg verhelfen. Er muss für Programm jenseits der Daueraustellungen im Haus sorgen. Und für das koloniale Erbe ist er zwar nicht zuständig, aber die Debatte werde im Humboldt Forum selbstverständlich weiter stattfinden, so Dorgerloh:
"Die Verantwortung für die Provenienzforschung liegt natürlich im engeren Sinne bei den Staatlichen Museen, denen gehören die Objekte, die im Humboldt Forum gezeigt werden. Aber wir werden in der Arbeit des Forums insgesamt uns natürlich genau mit diesen Fragen auch beschäftigen."
Dorgerloh wünscht sich ein neues Stadtquartier
Dorgerloh sieht Museen in der Rolle von Treuhändern fürs Welterbe. Die Zusammenarbeit mit Kuratoren aus anderen Kulturen will er ausgebaut sehen und auch das Internet biete vielfältige Möglichkeiten der Teilhabe für Menschen aus anderen Kulturen, die die Objekte nicht vor Ort besuchen könnten.
In den Wechselausstellungen werde es immer um global relevante Themen gehen. Der neue Generalintendant will das Humboldt Forum mit einem vielgestaltigen Programm aber auch zu einem Ort der Auseinandersetzung machen, der für die Menschen aus der Region interessant ist. Er wünscht sich, dass dort ein neues Stadtquartier entsteht, ähnlich wie zu Humboldts Zeiten, als die Menschen aus allen Schichten herbeiströmten, um Vorträgen über Kunst und Wissenschaft zu lauschen und darüber zu diskutieren.
"Ja, das wäre jetzt erst mal schon ein ganz elementarer Erfolg. Und wenn es über die längere Perspektive dazu beiträgt, dass der Anteil von Menschen in Deutschland sinkt, die Angst davor haben, dass in die Nachbarwohnung ein Ausländer einzieht, dann wäre das auch ein Ziel des Humboldt Forums."