Die islamischen Dachorganisationen in Deutschland sind nicht als Glaubensgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes anerkannt. Sie sind keine Körperschaft des öffentlichen Rechts wie die Kirchen. Deswegen können sie ihr Aufsichtsrecht für den islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen und für die Islaminstitute an den Universitäten nur mittels Beiräten ausüben.
An den Planungen für das Institut für Islamische Theologie, das an der Humboldt-Universität gegründet wird, hat die CDU in der letzten Legislaturperiode mit ihrer Koalitionspartnerin SPD zusammengearbeitet. Nun übt der damalige integrationspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Burkard Dregger Kritik an der Fortführung des Vorhabens durch den neuen Senats unter SPD, Linken und Grünen. Problematisch sei die Besetzung des Beirats.
"Es zeichnet sich ab, dass in dem Beirat des Instituts, der über Besetzung der Professorenstellen und über die Lehrinhalte mit entscheidet, ausgerechnet ausschließlich konservativ-traditionelle Islamverbände vertreten sind. Die gehören da rein, aber die haben kein Alleinvertretungsanspruch. Und mein Wunsch und mein Ziel ist es, dass alle Strömungen des Islam sich dort abbilden – auch die liberalen und modernen Muslime."
Offener Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister
Seine Sorge formulierte Dregger in einem offenen Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister, der auch für Wissenschaft zuständig ist. Darin schlagen er und weitere CDU-Politiker vor, die liberalen Vereine "Muslimisches Forum Deutschland" und "Liberal-Islamischer Bund" am Beirat zu beteiligen.
Der zuständige Staatssekretär des Berliner Senats, Steffen Krach, weist die Kritik zurück. Bislang gebe es lediglich Eckpunkte. Die Details zum Beirat stünden noch nicht endgültig fest. Auch über die Anzahl der Mitglieder könne noch mal geredet werden.
"Der Beirat soll aus neun Mitgliedern bestehen. Das können aus meiner Sicht am Ende auch elf sein. Von diesen neun sind fünf Verbandsvertreter und vier weitere Mitglieder."
Da die fünf Verbandssitze bereits an konservative Mitglieder vergeben sind, äußert die CDU ihren Unmut darüber, dass liberale Muslime keine Vertretung hätten. Doch möglicherweise kommt die Kritik verfrüht. Denn der Beirat kann erst konstituiert werden, wenn zwischen dem Senat, der Humboldt-Universität und den Verbänden ein Vertrag unterzeichnet wurde, sagt der Gründungsbeauftragte des Instituts, Michael Borgolte, Historiker an der Humboldt-Universität.
"Die vertragliche Vereinbarung, über die wir verhandeln, ist zugegebenermaßen vom Berliner Senat relativ kurzfristig zur Beratung vorgelegt worden; nur eine Woche vor unserer Sitzung, sodass die Verbände sich nicht hinreichend, so sagen sie zumindest, darüber klar werden konnten. Man muss wohl davon ausgehen, dass man in diesen Moscheegemeinden und Verbänden nicht nur eine Person, den Vorsitzenden, fragen muss, sondern vermutlich größere Diskussionsrunden absolvieren muss."
Zweifel an der Realisierbarkeit
Für kaum realisierbar hält Borgolte die Idee einer gemeinsamen Fakultät der Theologien von Christen, Juden und Muslimen, wie sie der Fakultätsrat und das Professorenkollegium der Evangelischen Theologie ins Gespräch gebracht hatten. Es würde aus theologischen und staatskirchenrechtlichen Gründen noch mindestens zehn Jahre dauern, eine solche Fakultät zu gründen, sagt Borgolte. Die Idee an sich hält der Historiker für faszinierend, aber für das Institut für Islamische Theologie sei sie eher von Nachteil.
"Es besteht die große Möglichkeit, und ich sehe das als Gefahr an, dass in einer solchen großen Fakultät dieses doch immerhin kleinere Institut für Islamische Theologie eine randständige Position hätte und sich gegen die Übermacht der christlichen Theologen kaum behaupten könnte. Das kann aber nicht im Interesse der Entfaltung der islamischen Theologie sein."