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"Hunger Games“ in Myanmar
Drei Finger für die Demokratie

Drei ausgestreckte Finger der rechten Hand - ursprünglich der Rebellengruß aus der Filmreihe „Hunger Games“ sind in Myanmar zum Symbol gegen die Militärdiktatur geworden. Für Südostasienexpertin Julia Behrens ähneln die Proteste - auf der Straße und auf Facebook - „einem Katz- und Maus-Spiel“.

Julia Behrens im Gespräch mit Susanne Luerweg |
drei Finger einer Hand hochgestreckt bei Protesten in Myanmar
Drei Finger in die Höhe gereckt als Protest gegen die Militärs in Myanmar (www.imago-images.de / Aung Kyaw Htet)
2014 streckten erstmals junge Prostestierende in Thailand drei Finger in die Höhe um sich gegen die Militärjunta zu positionieren. Der sogenannte Drei-Finger-Protest stammt aus der dystopischen Buch-und Filmreihe "The Hunger Games", zu Deutsch "Die Tribute von Panem", deren Protagonistin Katniss Everdeen sich gegen den diktarorischen Machthaber Snow auflehnt.

Arbeiterklasse versus Elite

Wie in Thailand gehen nun auch in Myanmar vor allem junge Menschen auf die Straße. "Es ist die junge Generation, die die Proteste voranbringt, befeuert", sagt Südostasien-Expertin Julia Behrens.
Wie die fiktive Katniss Everdeen ist auch die ehemalige Militärberaterin, Nobelpreisträgerin und gewählte Regierungschefin Aung San Suu Kyi eine Symbolfigur und kann eine große Bewegung hinter sich vereinen. Doch da hören die Gemeinsamkeiten zwischen der Film- und der realen Figur auch schon auf. Denn der fiktionale Charakter Everdeen aus den "Hunger Games" stammt aus der Arbeiterklasse, Aung San Suu Kyi kommt aus der Elite, aus einer Familie, die schon lange politisch aktiv war.

Globalisierter Popkulturprotest

Sie hat vor allem die burmesische Bevölkerung hinter sich, nicht aber ethnische Minderheiten wie die Rohingya, gegen die sie brutal vorgegangen ist. Dennoch versammeln sich bei den Protesten gerade viele Gruppen des Landes, denn es geht den Demonstranten vor allem um die Auflehnung gegen das Militär.
Die popkulturellen Zeichen - wie der Drei-Finger-Protest aus den "Hunger Games" - sind der Globalisierung geschuldet. "Viele haben den Film gar nicht gesehen, wissen nicht, wie das ursprünglich gemeint war, sondern man passt es den entsprechenden Kontexten an", so Behrens.

Soziale Medien als Dokumentationsorte

Während in Europa wohl die meisten direkt an die Buch- und Filmreihe denken, sagt Behrens, "sind es in Thailand und Myanmar wirklich politische Proteste und eine Mehrheit der Leute hat die Filme auch nicht gesehen. Es hat sich einfach verselbständigt."
Neben dem Straßenprotest spielen auch die sozialen Medien eine große Rolle. "Die Protestierenden benutzen Facebook, posten Videos, in denen sie die Gewalt dokumentieren. Das Militär schränkt den Zugang immer wieder ein. Es ist wie ein Katz-Maus-Spiel. Sobald ein Verbot da ist, suchen sich die Protestierenden neue Wege."