Die Straßen leer gefegt und gesperrt, nur vereinzelt paddeln Menschen mit Kajaks durch knietiefes Wasser: Hurrikan Dorian hat die Küste South Carolinas erreicht – mit Windstärken von etwa 160 Stundenkilometern lange nicht so zerstörerisch wie auf den Bahamas, aber stark genug, um Dächer abzudecken und Bäume zu entwurzeln. So beschreibt es Adam Rouse aus Myrtle Beach im amerikanischen Fernsehen.
"Ich habe ein lautes, rumpelndes Geräusch gehört, so ein bisschen wie ein Zug und dann bin ich zum Fenster gegangen, um zu sehen, was los ist. Und viele der Bäume waren einfach zur Seite abgeknickt."
Ebenso wie viele der elektrischen Oberleitungen: Mehr als 250.000 Haushalte sind zurzeit ohne Strom. Nachdem der Wirbelsturm jedoch schwächer als befürchtet und nicht frontal aufs Festland getroffen ist, durften inzwischen viele der anderthalb Millionen Menschen, die entlang der Ostküste evakuiert wurden, in ihre Häuser zurückkehren. Die Gefahr aber, sei noch nicht vorbei, warnt Roy Cooper, Gouverneur von North Carolina:
"Hurrikan Dorian ist mit ganzer Macht in North Carolina angekommen. Mit Wind, Regen und Tornados. Wir haben eine lange Nacht vor uns. Jeder muss an einem sicheren Ort bleiben und nicht auf den Straßen, bis der Sturm vorbeizieht."
Erste Todesfälle bestätigt
Inzwischen haben die Behörden erste Todesfälle bestätigt, allesamt Menschen, die dabei ums Leben gekommen sind, als sie ihre Häuser sturmfest machen wollten. Meteorologen rechnen damit, dass der Hurrikan nun tatsächlich in North Carolina auf Land treffen könnte. CNN-Reporter John Berman steht, in klatschnasser Windjacke, vor stürmischer Kulisse und bringt die Zuschauer regelmäßig auf den neuesten Stand:
"Und in wenigen Minuten bekommen wir das Update vom Nationalen Hurrikan-Zentrum, wohin sich der Sturm genau weiter bewegt. Hier ist ein Hinweis: Verdammt nochmal nicht Alabama!"
Eine Anspielung auf die kuriose Hurrikan-Vorhersage des US-Präsidenten. Unter seinen rund 200 Tweets allein zu Dorian in der vergangenen Woche, war auch die Warnung an den Bundesstaat Alabama. Eine Aussage, der das Nationale Hurrikan-Zentrum umgehend widersprochen hat. In keinem Szenario war Alabama in Gefahr. Nun gehört es aber nicht zu den Stärken Donald Trumps, Fehler einzugestehen. Und so präsentierte er kurz darauf der versammelten Hauptstadtpresse eine Karte, die belegen sollte, dass er sehr wohl recht hat.
"Das war die ursprüngliche Karte…"
Deutlich zu sehen: Das mögliche Sturmgebiet wurde offenbar nachträglich vergrößert – händisch mit einem Edding, hier sharpie genannt. Sharpie-Gate war geboren. Doch die Fragen, die kommen mussten, kann der Präsident nicht beantworten:
"I don´t know, I don´t know."
Politische Konkurrenz schlachtet Sharpie-Gate aus
Ein gefundenes Fressen für politische Kontrahenten wie Pete Buttigieg, Bürgermeister der Kleinstadt South Bend und einer von 20 Präsidentschaftskandidaten der Demokraten.:
"Mir tut der Präsident leid. Ich weiß nicht, ob er es für nötig gehalten hat, sich einen Edding zu schnappen und die Karte zu verändern. Oder ob einer seiner Helfer dachte, er müsste das machen, um sein Ego zu beschützen. Egal wie man es dreht: Das ist eine unglaublich traurige Angelegenheit für unser Land."
Sie steht sinnbildlich für den mindestens ungewöhnlichen Umgang eines US-Präsidenten mit Naturkatastrophen. Der lieber Golf spielt, statt zu trösten. Der behauptet, noch nie von einem Hurrikan der Stärke gehört zu haben – und das bei jedem Hurrikan der Stärke fünf aufs Neue. Und der kein Problem darin sieht, der Bundesbehörde für Katastrophenschutz gerade jetzt die Mittel drastisch zu reduzieren und sie lieber in den Bau seiner Grenzmauer investiert.