Die Zahl der Todesopfer in Haiti steigt weiter, die Nachrichtenagentur Reuters spricht sogar von inzwischen 842 Menschen (über die aktuellen Entwicklungen informieren unsere Nachrichten), die bei dem Unwetter ums Leben gekommen sein sollen. In der angrenzenden Dominikanischen Republik hatte es vier Todesopfer gegeben, auch in Kuba kam es zu Verwüstungen.
In Haiti zerstörte der Wirbelsturm der Kategorie 4 Gebäude, Straßen und Anbauflächen - alleine im am schwersten getroffenen Süden des Landes mindestens 29.000 Häuser. Die Hauptstadt der Region Grand'Anse, Jérémie, sei zu weiten Teilen zerstört, sagte der Länderdirektor der Hilfsorganisation Care, Jean-Michel Vigreux. Alle Telefonverbindungen und die Stromversorgung seien zusammengebrochen. Laut dem UN-Büro für humanitäre Hilfe (Ocha) ist die Hälfte der elf Millionen Einwohner von dem Wirbelsturm betroffen.
In dem völlig verarmten Karibikstaat leben sechs Jahre nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 200.000 Toten immer noch Zehntausende in Zelten und Notunterkünften. Angesichts der Not bat die Regierung von Haiti um internationale Unterstützung. Deutschland stellte 600.000 Euro Soforthilfe bereit.
Papst Franziskus gedachte der Opfer von "Matthew" und sprach den betroffenen Menschen seine Solidarität aus. Das Oberhaupt der katholischen Kirche trauere mit den Menschen und sei ihnen im Geiste nah, heißt es laut Vatikan in einem Telegramm an den Präsidenten der Bischofskonferenz von Haiti.
Florida wird verschont
Vor der Küste von Florida schwächte sich "Matthew" am Morgen auf Hurrikan-Stärke 3 ab. Fernsehbilder zeigten menschenleere Straßen, umgestürzte Bäume und gekappte Stromleitungen.
Aus Sorge vor dem Sturm hatten die Behörden die Evakuierung von drei Millionen Menschen in den Bundesstaaten Florida, Georgia und South Carolina angeordnet. US-Präsident Barack Obama warnte, trotz seiner Abschwächung bleibe "Matthew" weiterhin "ein wirklich gefährlicher Hurrikan". Die größte Sorge seien weniger die Windstärken als die Flutwellen, die der Sturm auslösen könne.
Experten nannten "Matthew" den möglicherweise gefährlichsten Sturm seit "Andrew", der vor 24 Jahren Florida getroffen hatte. Er richtete damals schwere Verwüstungen an und tötete 65 Menschen. Der Hurrikan beeinflusst auch den US-Wahlkampf, wie unser Korrespondent Thilo Kößler berichtet.
(nch/jcs)