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Hyperloop Pod Competition
"Solche Wettbewerbe finden statt, um die Technologie weiterzubringen"

In 30 Minuten in einer Transportkapsel von San Francisco nach Los Angeles - das ist die Vision des Tesla-Gründers Elon Musk. Er veranstaltete dazu den Studentenwettbewerb Hyperloop Pod Competition. Ein Team der TU München hat ihn gewonnen. Ein Kompressor an der Vorderseite ihrer Kapsel habe den Unterschied gemacht, sagte Manfred Schwarz vom Münchner Team im DLF.

Manfred Schwarz im Gespräch mit Ralf Krauter | 01.02.2017
    Simulation des Röhrentransportsystems Hyperloop
    Simulation des Röhrentransportsystems Hyperloop, nach Plänen US-amerikanischen Unternehmers Elon Musk. (picture alliance/dpa/Foto: Elon Musk )
    18 Monate haben die Münchner an ihrem Projekt gearbeitet. An diesem Wochenende wurde das Team aus 29 Studenten der TU München in Kalifornien belohnt: Ihre Transportkapsel schoss im internationalen Vergleich am schnellsten durch die Hyperloop-Röhre. "Was uns von anderen Teams unterscheidet, ist, wir haben einen Kompressor, der an der Vorderseite unserer Kapsel angebracht ist, um den Luftwiderstand zu reduzieren und damit höhere Geschwindigkeiten in der Röhre zu erzielen", sagte Schwarz.
    Elon Musk, Internet-Milliardär und Gründer von Tesla und Space-X, will mit einer Hyperloop genannten Röhre irgendwann Passagiere per Unterdruck mit nahezu Schallgeschwindigkeit künftig wie eine Art Rohrpost transportieren. Um den Hype um den Hyperloop am Laufen zu halten, hat er einen Studentenwettbewerb ins Leben gerufen, die Hyperloop-Pod-Competition, an der die Studenten der TU München teilnahmen. Mit ihrem kapselförmigen Magnetschlitten gelang es ihnen ohne Beschleunigung komplett selbst bis zum Ende der Röhre zu schweben.
    Experten kritisieren, dass solch ein Transportsystem viel Energie verschlingt und dass es nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Schwarz hält dagegen: "Die eigentliche Idee ist ja, die Röhre außerhalb mit Solarzellen zu bebauen, um hier den ganzen Energieeinsatz aus der Sonne zu gewinnen." Die ganze Technologie sei letztendlich nicht ausgereift, deswegen fänden ja solche Wettbewerbe statt, um die Technologie weiterzubringen, in die Öffentlichkeit zu tragen und mehr Firmen und Ingenieure zu motivieren, an diesem Projekt teilzunehmen und weiterzubringen. "Generell denke ich, dass innerhalb von zehn Jahren so eine Technik möglich ist, um Leute zu transportieren."

    Das Interview in voller Länge:
    Ralf Krauter: Sie haben mitgemacht mit einem Team der TU München an der Pod Competition in Sachen Hyperloop. Wie ist der Test für Sie und Ihr Team dort in Los Angeles gelaufen?
    Manfred Schwarz: Ja, der Test für uns ist erstaunlich gut gelaufen. Wir haben alles dafür gegeben und sind am Ende als Sieger vom Wettbewerb gegangen. Wir hatten alle eine super Erfahrung und eine tolle Zeit hier.
    "Wir haben einen Kompressor, um höhere Geschwindigkeiten zu erzielen"
    Krauter: Beschreiben Sie doch mal ganz kurz, wie diese Kapsel aussieht, die Sie da in die Röhre gesteckt haben und die dann da auf Rekordfahrt gegangen ist.
    Schwarz: Also, unsere Kapsel ist auf den Maßstab eins zu zwei ausgelegt und soll einen Passagier transportieren können. Das, was uns von anderen Teams unterscheidet, ist: Wir haben einen Kompressor, der an der Vorderseite unserer Kapsel angebracht ist, um den Luftwiderstand zu reduzieren und damit höhere Geschwindigkeiten in der Röhre zu erzielen.
    Krauter: Die Röhre soll ja künftig mal nicht ganz luftleer gepumpt werden, aber immerhin soll der Luftdruck verringert werden. Trotzdem ist das quasi ein Problem, wenn man hohe Geschwindigkeiten erreichen will, und das haben Sie mit diesem Kompressor als einziges Team adressiert?
    Schwarz: Genau, richtig. Es ist natürlich für andere Teams, oder für uns war es auch sehr schwer, a) einen Kompressor zu finden, der unsere Anforderungen erfüllt, und zum anderen auch dieses System dann im Vakuum zu testen, zuverlässig zu gestalten und im Endeffekt ins Gesamtsystem zu integrieren.
    Krauter: Und der Kompressor saugt letztlich die Luft von vor der Kapsel einfach ein und transportiert sie nach hinten weiter, sodass diese Luft quasi nicht im Weg ist und der Beschleunigung im Wege steht?
    Schwarz: Genau, richtig. Bei höheren Geschwindigkeiten erreicht der Spalt zwischen Kapsel und Röhre nicht mehr aus, um die Luft durchzupumpen. Die Luft würde sich dann vor dem Fahrzeug anstauen und die Geschwindigkeit verringern. Und deswegen saugt unser Kompressor dann die Luft durch das Fahrzeug durch, um schnellere Geschwindigkeiten zu ermöglichen.
    Krauter: Was Ihre Kapsel mit anderen gemein hatte, ist die Magnetschwebetechnik, die genutzt wird. Also, die Kapsel schwebt über eine Schiene sozusagen?
    Schwarz: Genau. In dieser Teströhre von SpaceX ist eine Schiene angebracht und seitlich zwei Aluplatten, die wir zum Schweben benutzen können. Und wir haben eben ein Magnetschwebesystem dafür entwickelt, um dies zu ermöglichen. Andere Teams hatten zum Beispiel Luftschwebesysteme, es war allerdings für diese Teams sehr schwierig, in dieser Röhre zu schweben, da es einfach von den Toleranzen her von dieser Röhre nicht ganz gepasst hatte.
    Krauter: Welche Technik haben Sie eingesetzt, um Ihre Kapsel zu beschleunigen?
    Schwarz: Beschleunigung hatten wir gar keine. Von dem Wettbewerb war es so gedacht, dass wir am Anfang durch einen Pusher die ersten 400 Meter in der Röhre angeschoben werden und dann komplett selbst bis zum Ende schweben können, um dort anzukommen.
    "Wenn der Pusher zum Stehen kommt, schweben wir durch die Röhre"
    Krauter: Und das Maximaltempo von 93, 94, 95 Kilometer pro Stunde, das geht so ein bisschen durcheinander, das hatten Sie an welcher Stelle dieser Testfahrt erreicht?
    Schwarz: Das war circa kurz nach dem Pusher. Also, die Geschwindigkeit war durch den Pusher begrenzt, ausgelegt ist unsere Kapsel für höhere Geschwindigkeiten. Und nachdem der Pusher zum Stehen kommt, schweben wir dann quasi weiter durch die Röhre.
    Krauter: Das Ziel ist ja, künftig mit so einer Technologie mal überschallschnell, also mit 1.200 Kilometern pro Stunde durch die Röhre zu flitzen. Halten Sie das für realistisch mit dieser Technik?
    Schwarz: Ich denke, die Technik ist auf jeden Fall vorhanden. Es geht in den nächsten Jahren, denke ich, darum, diese verschiedenen Komponenten so zusammenzufügen, um das ganze Projekt realisierbar zu machen.
    Krauter: Was war für Ihr Team das Kniffligste bei der Pod Competition jetzt, in Kalifornien?
    Schwarz: Das Kniffligste war, alle Tests rechtzeitig zu bestehen, um früh fertig zu werden, um dann letztendlich unseren Pod in der Röhre zu testen. Viele Teams hatten Schwierigkeiten, diese ganzen Tests durchzubringen, hatten einzelne Probleme an den Bauteilen, an dem gesamten System. Und erst wenn jeder einzelne Test bestanden ist, dann darf man in die Röhre. Und das haben letztendlich nur drei Teams geschafft.
    Krauter: Sie waren eines davon, waren auch das Team, das am schnellsten durch die Röhre geflitzt ist, das Tempo haben wir schon genannt. Was steht jetzt an, wie geht es weiter?
    Schwarz: Ja, also, das zweite Team besteht schon und arbeitet derzeit an dem Final Design, das eingereicht werden muss, um zur zweiten Competition zugelassen zu werden. Wir wissen natürlich jetzt, wie die Röhre genau funktioniert, was die Anforderungen an den Wettbewerb sind, und können für den nächsten Wettbewerb unsere Kapsel optimieren, versuchen, einige Systeme zu verbessern, und sind da gerade fleißig am Arbeiten.
    Krauter: Der nächste Wettbewerb soll im Sommer stattfinden. Aber wenn auch da das Tempo dann wieder durch diesen Pusher, durch diesen Anschubmechanismus vorgegeben wird, woran tunt man dann jetzt eigentlich, um möglichst schnell abzuschneiden?
    Schwarz: Jetzt für das nächste Team ist auf jeden Fall die Idee, ein Propulsion, also einen aktiven Antrieb im System zu haben, um eben unsere Geschwindigkeit nach dem Pusher noch zu erhöhen und damit schneller dann durch die Röhre zu kommen.
    "Generell soll die Kapsel kleiner und leichter werden"
    Krauter: Das heißt, es könnte ein Elektromotor sein? Oder was schwebt Ihnen da vor?
    Schwarz: Genau, das ist im Endeffekt ein aufgeklappter Elektromotor, der dann über der Schiene schweben soll. Und, ja, generell soll die Kapsel kleiner und leichter werden, weil es eben sehr schwierig ist, die Kapsel nach Amerika zu fliegen, einfach auch zu handeln in der Werkstatt. Ja, genau.
    Krauter: In Ihrem Fall war diese Kapsel, ich glaube, fünf Meter lang und über eine halbe Tonne schwer.
    Schwarz: Richtig, ja. Das birgt logistisch sehr viele Hürden.
    Krauter: Jetzt kann man sich vorstellen, dass so ein Wettbewerb natürlich unheimlich spannend ist und sicher auch viel Spaß macht. Trotzdem mal nach vorne gedacht, gibt es ja durchaus nicht wenige Experten, die sagen, dieses ganze Hyperloop-Konzept, das wird nie richtig abheben, weil das nicht wirtschaftlich ist, weil das einfach viel zu energieaufwändig und damit zu teuer ist. Was sagen Sie diesen Skeptikern?
    Schwarz: Die eigentliche Idee ist ja, die Röhre außerhalb mit Solarzellen zu bebauen, um hier den ganzen Energieeinsatz aus der Sonne zu gewinnen. Letztendlich, die ganze Technologie ist noch nicht ausgereift, deswegen finden solche Wettbewerbe statt, um einfach die Technologie weiterzubringen, an die Öffentlichkeit zu tragen und mehr Firmen und Ingenieure zu motivieren, an diesem Projekt teilzunehmen und weiterzubringen. Generell denke ich schon, dass innerhalb von zehn Jahren so eine Technik auf jeden Fall möglich ist, um Leute zu transportieren.
    Krauter: Dann bleibt uns nur noch mal zu gratulieren zu diesem sehr erfolgreichen Abschneiden und einem der ersten beiden ersten Plätze, der bei diesem Wettbewerb zu gewinnen war.
    Schwarz: Vielen Dank.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.