Mit einer deutlichen Mehrheit von 80 Prozent der Stimmen ist Matthias Große am Samstag auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main zum Präsidenten der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) gewählt worden. Der Immobilien-Unternehmer hatte den Verband in den vergangenen drei Monaten bereits kommissarisch geführt. "Ich war überzeugt, dass wir in diesen Tagen alles richtig gemacht haben und dass wir viele Entscheidungen getroffen haben, die auf große Mehrheiten treffen können" sagte Große nach seiner Wahl im Dlf. Einen Gegenkandidaten gab es nicht, aber fünf Gegenstimmen und zwölf Enthaltungen.
Jetzt wolle sich Große erst einmal ein Glas Wein gönnen. Ansonsten gebe es nicht viel zu feiern. "Es ist unglaublich viel zu tun", sagte er. Tatsächlich hat sich der 52-jährige Partner von Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein viel vorgenommen. Er will den Verband wieder zu sportlichem Erfolg führen, professionelle Strukturen etablieren und den Verband finanziell konsolidieren.
Mit seiner Wahl – und eben nur mit seiner Wahl - , so versprach er, kämen Sponsoren. Er selbst soll bereits 250.000 Euro investiert haben. Das hat Kritik hervorgerufen, unter anderem von Sylvia Schenk von Transparency Deutschland. "Wer wie Matthias Große im Spiegel-Interview den Eindruck erweckt, ein deutscher Sportverband sei käuflich und man müsse nur genug Leuten Pöstchen geben, damit ihn alle wählen, untergräbt die demokratische Struktur im deutschen Sport", sagte Schenk.
Große nennt die Kritik im Dlf eine "Frechheit". "Diese Aussage ist geprägt von Unwissenheit und ist ohne Sachverstand gesagt", so Große. "Die Leute, die sich bereit erklärt haben, Posten in der DESG zu übernehmen, sind keine Pöstchen. Das sind Ehrenamtler, die ihre Freizeit opfern, um Jugendliche dorthin zu bringen, dass wir international dabei sind. Niemand hat ein Pöstchen bekommen. Wir können gerne darüber diskutieren, ob es wirklich wichtig ist, Jugendliche mit Unterstützung von der Straße zu holen."
Klima der Angst
Schenk war jedoch nicht die Einzige, die Kritik an Große geäußert hat. Vor allem sein Führungsstill steht in der Kritik. Unter anderem lautete der Vorwurf, Große würde ein Klima der Angst schüren. "Es gab vor einiger Zeit auch schon Sportler, die im persönlichen Gespräch mit mir davon gesprochen haben, dass sie sich von ihm eingeschüchtert fühlen, dass sie ihn bedrohlich fänden", sagte etwa Athletensprecher Moritz Geisreiter der "Taz".
Geisreiter selbst fühle sich von Große nach Kritikäußerungen an den Pranger gestellt und in die Ecke gedrängt. "Das ist lächerlich", antwortete Große. "Moritz kann jeder Zeit mit mir sprechen. Er hätte auch seine Bedenken in der Mitgliederversammlung offen legen können, aber er war nicht da. Es gehört dazu, dass wir miteinander streiten. Das heißt aber nicht, dass ich Moritz‘ Arbeit nicht achte. Es geht aber darum, wen ein Athletensprecher vertritt. Ich kenne alleine sieben Athleten, für die er nicht spricht."
Große selbst beschreibt sich so: "Ich bin ein Macher, ich mache die Ärmel hoch, ich habe einen klaren Plan und ein klares Ziel. Wir sind ein Team. Ich bin sicherlich der, der vorne dransteht, aber alle, die mit mir arbeiten, machen das ehrenamtlich, weil sie den Verband retten wollen."
Die Vorwürfe eines harten Führungsstil rührten auch daher, dass Große immer wieder betonte, man müsse seiner Führung bedingungslos folgen. Große weist das zurück. "Das ist jedem freigestellt. Heute sind mir 80 Prozent gefolgt", sagte er. Die fünf Personen, die gegen ihn gestimmt haben, hätten nichts zu befürchten.
Streit mit Dagmar Freitag
Eine große Kritikerin Großes ist die Vorsitzende des Sportausschusses, Dagmar Freitag. Sie hat sogar ein Hausverbot im Bundestag gegen Große erwirkt. "Frau Freitag meinte als Demokratin nicht mit mir sprechen zu müssen und hat eine meiner Aussagen gegenüber ihren Büroleitern als Bedrohung empfunden", erklärt Große. Nun hat er aber eine Einladung der Linksfraktion in den Sportausschuss erhalten und wolle diese auch annehmen. "Ich werde den Sportausschuss darüber informieren, was ich zu sagen habe und was ich in den vergangenen 94 Tagen erlebt habe. Das wird den Sportausschuss interessieren. Das Thema mit Frau Freitag ist lange vorbei. Ich spiele schon längst nicht mehr. Die einzige, die noch spielt, ist Frau Freitag"
Im Fokus steht der neue DESG-Präsident auch aufgrund seiner Beziehung zu Claudia Pechstein, die Große zur Team-Kapitänin ernannt hat. "Wir haben bei den Damen noch nicht so viel Auswahl. Claudia Pechstein ist im Leistungsgefüge noch die Beste. Und die Erfahrung einer fünffachen Olympia-Siegerin nehmen wir mit."