"Dort, hinter diesen Fenstern, / Verträumt’ ich den ersten Traum."
Der Ort des Geschehens war Schloss Boncourt in der Champagne, wo Adelbert von Chamisso am 31. Januar 1781 als Louis Charles Adelaide de Chamissot de Boncourt geboren wurde. 1790, auf der Flucht vor der Französischen Revolution, die Kutsche hatte gerade das Schloss verlassen, wusste der Knabe schon:
"Ich bin kein Franzose mehr ... mein Schicksal ist seltsam."
15 Jahre später, in Berlin angekommen, sprach Chamisso von der "erbärmlichen, erbärmlichen" Welt.
"Ich bin ein Franzose in Deutschland und Deutscher in Frankreich, Katholik bei den Protestanten, Protestant bei den Katholiken, Jakobiner bei den Aristokraten und bei den Demokraten ein Adliger, ich bin nirgends am Platze, ich bin überall fremd."
Da lag hinter ihm die ziellose Flucht seiner Familie durch Europa, ehe ein älterer Bruder in Preußen eine Anstellung fand und die Familie in Berlin eine feste Bleibe bezog; als Katholik ging er dort aufs protestantische "Französische Gymnasium", arbeitete eine Zeit lang als Blumenverkäufer sowie als Page im Haushalt der Königin Friederike Louise und trat als Fähnrich in die preußische Armee ein. Diese Erfahrungen summierten sich in dem Aufschrei über die "erbärmliche, erbärmliche" Welt:
"Ich möchte mit Fäusten mich schlagen! Ein Kerl von 24 Jahren und nichts getan, nichts genossen, nichts erlitten, nichts geworden, nichts erworben, rein nichts."
Aber schreiben konnte er und darin eine Magie entfalten, die ihm half, für das Erlebnis des Fremdseins in der Welt poetische Bilder zu entwickeln. In der 1814 erschienenen Erzählung "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" erfand er einen Mann, der dem Teufel seinen Schatten verkauft, dafür reich belohnt wird, aber zu seinem Unglück von der Umgebung, den anderen Menschen als Mann ohne Schatten gar nicht mehr wahrgenommen wird. Adelbert von Chamisso selbst war dank dieser Erzählung auf einmal ein bewunderter Schriftsteller geworden, der sich in der deutschen Sprache sein Zuhause geschaffen hatte und mit die zarteste und biegsamste Prosa und Lyrik seiner Zeit schrieb. Robert Schumann hat einige seiner Gedichte vertont.
"Seit ich ihn gesehen / Glaub ich blind zu sein; / Wo ich hin nur blicke, sehe ich ihn allein; / Wie im wachen Träume / Schwebt sein Bild mir vor, / Taucht aus tiefstem Dunkel, / Heller nur empor."
Schon das Gedicht über "Schloss Boncourt" mit dem Hinweis auf den dort verträumten ersten Traum las sich als Programmschrift:
"Ich aber will auf mich raffen, / Mein Saitenspiel in der Hand, / Die Welten der Erde durchschweifen, / Und singen von Land zu Land."
Den Lebenstraum von einer "Reise um die Welt" hat sich Adelbert von Chamisso von 1815 bis 1818 erfüllt, an Bord der russischen Brigg "Rurik". Südamerika, Kalifornien und Alaska auf der Hinreise, Indonesien und die Südspitze Afrikas auf der Rückfahrt waren einige Stationen. Chamisso führte ein Journal und interessierte sich nicht nur für die Poesie fremder Lebensweisen auf damals einsam-abgelegenen Inseln wie Honolulu, sondern betrieb, als früherer Student der Naturwissenschaften an der Universität Berlin, fern jedes romantischen Interesses botanische, zoologische und ethnologische Studien. 1836 als Buch erschienen, wurde dieser Bericht von der "Reise um die Welt" gebührlich zur Kenntnis genommen, sodass Chamisso nunmehr auch als Naturforscher eine hochrespektierte Persönlichkeit war, Ehrendoktor der Universität Berlin, Kustos am Königlichen Herbarium und, auf Vorschlag Alexander von Humboldts, Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften.
Gestorben ist Adelbert von Chamisso am 21. August 1838 in Berlin. Die Stadt hat ihm auf dem Friedhof der Gemeinde Jerusalems und der Neuen Kirche im Stadtteil Kreuzberg ein Ehrengrab eingerichtet. In Kreuzberg findet sich auch ein Chamissoplatz.
"Es blicket die Verlass’ne vor sich hin, Die Welt ist leer. Geliebet habe ich und gelebt, ich bin Nicht lebend mehr. Ich zieh mich in mein Inn’res zurück, / Der Schleier fällt. / Da hab ich dich und mein verlornes Glück, / Du meine Welt!"
Der Ort des Geschehens war Schloss Boncourt in der Champagne, wo Adelbert von Chamisso am 31. Januar 1781 als Louis Charles Adelaide de Chamissot de Boncourt geboren wurde. 1790, auf der Flucht vor der Französischen Revolution, die Kutsche hatte gerade das Schloss verlassen, wusste der Knabe schon:
"Ich bin kein Franzose mehr ... mein Schicksal ist seltsam."
15 Jahre später, in Berlin angekommen, sprach Chamisso von der "erbärmlichen, erbärmlichen" Welt.
"Ich bin ein Franzose in Deutschland und Deutscher in Frankreich, Katholik bei den Protestanten, Protestant bei den Katholiken, Jakobiner bei den Aristokraten und bei den Demokraten ein Adliger, ich bin nirgends am Platze, ich bin überall fremd."
Da lag hinter ihm die ziellose Flucht seiner Familie durch Europa, ehe ein älterer Bruder in Preußen eine Anstellung fand und die Familie in Berlin eine feste Bleibe bezog; als Katholik ging er dort aufs protestantische "Französische Gymnasium", arbeitete eine Zeit lang als Blumenverkäufer sowie als Page im Haushalt der Königin Friederike Louise und trat als Fähnrich in die preußische Armee ein. Diese Erfahrungen summierten sich in dem Aufschrei über die "erbärmliche, erbärmliche" Welt:
"Ich möchte mit Fäusten mich schlagen! Ein Kerl von 24 Jahren und nichts getan, nichts genossen, nichts erlitten, nichts geworden, nichts erworben, rein nichts."
Aber schreiben konnte er und darin eine Magie entfalten, die ihm half, für das Erlebnis des Fremdseins in der Welt poetische Bilder zu entwickeln. In der 1814 erschienenen Erzählung "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" erfand er einen Mann, der dem Teufel seinen Schatten verkauft, dafür reich belohnt wird, aber zu seinem Unglück von der Umgebung, den anderen Menschen als Mann ohne Schatten gar nicht mehr wahrgenommen wird. Adelbert von Chamisso selbst war dank dieser Erzählung auf einmal ein bewunderter Schriftsteller geworden, der sich in der deutschen Sprache sein Zuhause geschaffen hatte und mit die zarteste und biegsamste Prosa und Lyrik seiner Zeit schrieb. Robert Schumann hat einige seiner Gedichte vertont.
"Seit ich ihn gesehen / Glaub ich blind zu sein; / Wo ich hin nur blicke, sehe ich ihn allein; / Wie im wachen Träume / Schwebt sein Bild mir vor, / Taucht aus tiefstem Dunkel, / Heller nur empor."
Schon das Gedicht über "Schloss Boncourt" mit dem Hinweis auf den dort verträumten ersten Traum las sich als Programmschrift:
"Ich aber will auf mich raffen, / Mein Saitenspiel in der Hand, / Die Welten der Erde durchschweifen, / Und singen von Land zu Land."
Den Lebenstraum von einer "Reise um die Welt" hat sich Adelbert von Chamisso von 1815 bis 1818 erfüllt, an Bord der russischen Brigg "Rurik". Südamerika, Kalifornien und Alaska auf der Hinreise, Indonesien und die Südspitze Afrikas auf der Rückfahrt waren einige Stationen. Chamisso führte ein Journal und interessierte sich nicht nur für die Poesie fremder Lebensweisen auf damals einsam-abgelegenen Inseln wie Honolulu, sondern betrieb, als früherer Student der Naturwissenschaften an der Universität Berlin, fern jedes romantischen Interesses botanische, zoologische und ethnologische Studien. 1836 als Buch erschienen, wurde dieser Bericht von der "Reise um die Welt" gebührlich zur Kenntnis genommen, sodass Chamisso nunmehr auch als Naturforscher eine hochrespektierte Persönlichkeit war, Ehrendoktor der Universität Berlin, Kustos am Königlichen Herbarium und, auf Vorschlag Alexander von Humboldts, Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften.
Gestorben ist Adelbert von Chamisso am 21. August 1838 in Berlin. Die Stadt hat ihm auf dem Friedhof der Gemeinde Jerusalems und der Neuen Kirche im Stadtteil Kreuzberg ein Ehrengrab eingerichtet. In Kreuzberg findet sich auch ein Chamissoplatz.
"Es blicket die Verlass’ne vor sich hin, Die Welt ist leer. Geliebet habe ich und gelebt, ich bin Nicht lebend mehr. Ich zieh mich in mein Inn’res zurück, / Der Schleier fällt. / Da hab ich dich und mein verlornes Glück, / Du meine Welt!"