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"Ich fing an Musiker zu sammeln"

Mit ihrem Debütalbum "We're All In This Together" eroberte Gabby Young die englische Musikszene im Sturm. Die wilde Stilmischung, die verrückte Kleidung der Sängerin, ihre fantastische Stimme und der Sound der 7-köpfigen Big Band faszinierten Publikum wie Kritik. Jetzt hat sie ihr zweites Album vorgelegt.

Von Johannes Kaiser |
    "Der erste Song "In Your Head", handelt von einer sehr menschlichen Emotion, der Paranoia, die uns alle irgendwann mal ergreift. Das Lied beschreibt, wie ich einmal das Gefühl hatte, verrückt zu werden, wo einfach nichts Sinn ergibt, für einen alles so extrem erscheint, dass man die Normalität nicht mehr sieht. Dem gegenübergestellt habe ich, was die Leute jeden Tag durchmachen."

    Die britische Sängerin Gabby Young schreibt ihre Texte selbst. Das ist ihr wichtig, denn sie liebt Gedichte, spielt gerne mit Sprache und möchte ihr Publikum nicht mit banalen Texten abspeisen. Sie erzählt von eigenen Erfahrungen, schönen wie traurigen und daran herrscht kein Mangel, denn sie hat mit 28 Jahren schon viel durchgemacht. Kaum erwachsen geworden, wurde bei ihr Schilddrüsenkrebs festgestellt. Für die junge Frau eine Katastrophe:

    "Meine Schilddrüse lag direkt neben meinem Kehlkopf und der Arzt hat mir gesagt, dass die Gefahr bestünde, dass ich nach der Operation nicht mehr singen könnte. Das war genauso, als ob er mir gesagt hätte, dass ich sterben müsste. So fühlte es sich für mich an."

    Gabby Youngs Reaktion ist verständlich, weiß man, dass das Singen für sie von Kindheit an alles bedeutet. Sie hat einfach zu allem mitgesungen und wusste von klein auf, dass sie einmal Sängerin werden wollte.

    In einem Elternhaus aufgewachsen, in dem viel klassische Musik gehört wurde, dachte Gabby Young zuerst einmal an die Oper.

    "Ich hatte Maria Callas entdeckt und die brachte mich zum Weinen. Ich wollte eine Musik machen, die die Leute so emotional anspricht, dass sie wie eine Welle über sie einbricht, weil es so theatralisch ist und größer als das Leben. Aber in der Oper darf man die Noten nicht verändern, nicht sagen, tut mir leid, Puccini, da bau ich ein kleines Solo ein. Das hat mich an der klassischen Musik gestört. Sie war so festgelegt. Dann entdeckte ich Jeff Buckleys Musik, diesen wunderbaren Songwriter mit tollen Texten, einer opernähnlichen Stimme und Theatralik und ich beschloss, diesen Weg zu gehen und meine eigene Musik zu schreiben."

    Gabby Young beschloss Gitarre zu lernen, schrieb ihre ersten Lieder noch ganz für sich allein und erkrankte dann mit 20 an Krebs. Sie hatte Glück. Die Operation gelang und sie behielt ihre ausdrucksstarke Stimme, die jubeln und trauern kann, gefangen nimmt. Doch die Erfahrung hat sie starkgemacht. Sie beschloss nach London zu ziehen, um eine Karriere als Sängerin zu starten:

    "Es hat mein Leben geändert und ich bin dafür sehr dankbar, denn ich habe keine Ahnung, wo ich ohne das stände. Wenn ich nach der Show mit Fans rede, treffe ich ständig Leute, die mir sagen, deine Geschichte hat mir wirklich geholfen; und das ist einfach toll. Es fühlt sich wie ein Segen an und das ist schon ein ungewöhnlicher Gedanke, nachdem man den Krebs überlebt hat. Aber ich glaube wirklich, dass es für alles einen Grund gibt."

    Auf der Bühne zu stehen, eine möglichst bunte Show abzuziehen, eine Musik zum Mitsingen und Tanzen zu schreiben, sich völlig verausgaben - das sind gute Gründe genug zu überleben. Keine Frage, Gabby Young liebt das Verkleiden, genießt den theatralischen Auftritt und schert sich einen Teufel darum, wie andere ihre Musik überschreiben. Beeinflusst haben sie Gypsy-Jazz ebenso wie Edith Piaf und die amerikanischen Singersongwriter. Und sie liebt den großen Bandklang.

    "Ich fing an Musiker zu sammeln. Ich wollte immer mehr Leute in meiner Band haben. Wir sind immer größer geworden. Wir sind jetzt zu siebt auf der Bühne und ich habe das Gefühl, so stimmt es. Das ist Familiengröße und wir kommen unglaublich gut miteinander aus. Es ist fantastisch, dass so viele Leute deine Musik spielen wollen und deinem Traum folgen. Das ist für mich ein großes Kompliment und ich liebe das."