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"Ich glaube, dass an mir nichts bekloppt ist"

27. April 2009: Dieter Hallervorden im "Corso"-Gespräch mit Thekla Jahn.

28.07.2012
    Jahn: Herr Hallervorden, Sie erhalten heute den Prix-Pantheon-Preis "Reif und bekloppt", herzlichen Glückwunsch erst einmal!

    Hallervorden: Danke!

    Jahn: Ein Preis mit dem Titel "Reif und bekloppt", nehmen Sie es mit Humor?

    Hallervorden: Also, als ich hörte, dass ich einen Preis bekommen sollte, war ich erst mal begeistert. Als ich hörte, in welcher Sparte, war ich doch etwas entsetzt über die Wortwahl.

    Jahn: Was, würden Sie denn denken, ist das Bekloppte an Ihnen?

    Hallervorden: Ich glaube, dass an mir nichts bekloppt ist. Ich glaube allenfalls, dass bestimmte Szenen wie aus "Nonstop Nonsens" beispielsweise, dass die natürlich auf einen Humor stießen, der nun nicht gerade große Intelligenzquotienten voraussetzte, um ihn zu verstehen. Vielleicht meinen sie das.

    Jahn: Wie würden Sie denn Ihre Kunst charakterisieren?

    Hallervorden: Ich sehe das, was ich mache, nicht als Kunst. Ich sehe mich auch nicht als Künstler. Ich bin ein Schauspieler, ich bin ein Kabarettist, Regisseur, Produzent. Und ich weiß nicht, was die Leute als Kunst bezeichnen. Kunst ist für mich das, was ich in Museen bewundere, oder vielleicht auch bestimmte Opern, die geschrieben worden sind. Ich sehe das eine Nummer tiefer. Wohlmeinende Kritiker bescheinigen mir eine gewisse Vielseitigkeit und die habe ich auch immer versucht, auszuleben.

    Jahn: Geehrt werden Sie in der Tat vor allem für Ihre Leistung bezüglich des Berliner Kabarett-Theaters "Die Wühlmäuse", das Sie 1960 gegründet haben und das Sie bis heute leiten. Haben Sie ein Erfolgsrezept, können Sie sagen, warum das so gut geklappt hat?

    Hallervorden: Es macht ja nur Spaß, vor einer vollen Kirche zu predigen. Das heißt also, man muss sich auch in die Lage der Zuschauer versetzen und sich beim Schreiben, beim Proben versuchen auszumalen, wenn ich das sehen müsste, würde mich das unterhalten? Und wenn nach der Vorstellung im Foyer von der einen Seite der Herzchirurg und von der anderen Seite der Bäckermeister auf mich zukommen und beide versichern, sie hätten sich gut unterhalten, dann scheint man ja nicht ganz falsch zu liegen.

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