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Ich habe nichts zu sagen, und ich sage es

Kein anderer Komponist hat unsere Vorstellung von Musik derart erweitert wie John Cage. Das präparierte Klavier, der Zufall als Kompositionsmethode, die Gleichberechtigung von Stille und Klang - das sind nur einige der wegweisenden Neuerungen, mit denen er die Musikwelt überraschte. "Ich habe nichts zu sagen, und ich sage es, und das ist Poesie, wie ich sie brauche." Der Satz stammt aus dem "Vortrag über Nichts" und demonstriert jene absichtsvolle Absichtslosigkeit, mit der Cage stets aufs neue unbekanntes Terrain betreten hat.

Von Hermann-Christoph Müller |
    Dabei überschritt er die Grenzen der Musik geradezu mühelos in alle Richtungen. Medienkunst, Performance, Installation, Lautpoesie, Hörspiel - kaum eine neuere Kunstform, zu der in seinem Oeuvre kein Schlüsselwerk zu finden wäre. Auch wenn die Wirkung seiner Ideen heute kaum in Umrissen zu erkennen ist, so steht doch fest, dass die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ohne ihn einen anderen Verlauf genommen hätte.
    Studiogäste:
    Heinz-Klaus Metzger
    Reinhard Oehlschlägel
    Prof. Dr. Frank Schneider

    Viele seiner Kompositionen klingen, als hätte man Kindern das erste Mal Instrumente in die Hand gedrückt und sich austoben lassen. Zuweilen vernimmt man auch nur Stille. Beim mainstream-hörigen Publikum stieß John Cage - Protagonist der Neuen Musik, Pilzforscher, Zen-Philosoph und Dichter - meist auf taube Ohren. Dabei hat er die Musik um Zufallsverfahren und Alltagsgeräusche bereichert und heutigen multimedialen Ausdrucksformen wie Happening oder DJ-Kultur das Feld bereitet. Weiterlesen:
    wdr: Gaga und genial - Zum 10. Todestag des Avantgarde-Musikers John Cage

    .... Cage muss ein großer Verführer gewesen sein. Nach der Begegnung mit ihm verabschiedete sich der junge Tanzstar Merce Cunningham vom Vorbild Martha Graham und dem Modern Dance. Im New Dance wurde die Verschwisterung von Musik und Tanz ebenso aufgekündigt wie das expressive Geschichtenerzählen der gelenkigen Gliedmaßen. Tanz im Zeitalter von Einstein (den Cunningham zitiert) bedeutete in der Choreografie gleiches Recht für alle, für Tanz, Bühnenbild und Musik. ...

    Die Zeit: John Cage und seine Freunde bei den Bremer Stadtmusikanten

    ... Cage verwirft alle Regeln der Musik: Als Instrumente können Küchenmaschinen ebenso dienen wie Spielkarten oder jeder beliebige andere Gegenstand. Das einseitige Verhältnis zwischen dem Komponisten, der Dispositionen trifft, und dem Musiker, der diese ausführt, und dem Publikum, das das Werk rezipiert, wird überwunden. Cage gilt als der Wegbereiter der Aleatorik in der neuen Musik; das heißt, dass Zufallsoperationen wie Münzenwerfen und Würfeln als Mittel des Komponierens Einzug halten. ....

    David Wendland (Uni Stuttgart), Diplomarbeit: "Räume für John Cage"


    639 Jahre für ein Musikstück! Ausdauernde Hörer nehmen gelegentliches Einschlafen hin; allein das Entschlafen gilt es zu verzögern.
    Gespielt wird Organ2/ASLSP von John Cage, 1987 mithilfe von Zufallsoperationen komponiert und durch Länge zunächst nicht aufgefallen. Vier DIN-A4-Seiten misst die Partitur, die Uraufführung dauerte seinerzeit kaum eine halbe Stunde.
    Aus: Pfeifen für die Ewigkeit

    In Halberstadt wird das längste Orgel-Stück der Welt gespielt. 639 Jahre soll es dauern, John Cage hat es geschrieben. Der Auftakt: eineinhalb Jahre Stille.
    Weiterlesen: Die Zeit: Pfeifen für die Ewigkeit

    Website zur Aufführung der Komposition ORGAN²/ASLP von John Cage in Halberstadt
    John-Cage-Orgelprojekt in Halberstadt

    Eine Seite von James Pritchett, Musikwissenschaftler, mit wichtigen Publikationen.
    James Pritchett: Writings

    For this invaluable ever-expanding Cage discography, New Albion would especially like to thank the following overwhelmingly helpful people: Thom Holmes, the keeper of the flame; Eric S. Theise, the keeper of the keys; The John Cage Trust, New York; South West Review; Lovely Music; the Silence list - and all those who will see fit to help it grow.
    New Albion Records

    Archives of Silence: the John Cage discussion list

    Weitere Links:

    Der Komponist John Cage (1912 - 1992)

    Edition Peters
    Kalenderblatt: Der Komponist und Schriftsteller John Cage geboren

    Ein leuchtendes schwarzes Loch des 20.Jahrhunderts: Ein Klavierstück, bei dem der Pianist die Hände auf dem Schoß lässt. Ein Ausschnitt aus 4:33 Min. von John Cage:
    Das Spunkkrachlexikon

    John Cage und sein berühmtes Werk "Roaratorio", die Komposition zu "Finnegans Wake" von James Joyce, inspirierten Ward Weis zu diesem Hörstück.
    Chauncecleer - A Medieval Circus on the Canterbury Tales

    Bücher und CDs

    John Cage
    Silence
    Aus d. Amerikan. v. Ernst Jandl.
    Bibliothek Suhrkamp Bd.1193.
    Nachdr. 2004. -SUHRKAMP-

    Anarchische Harmonie
    m. CD-ROM
    John Cage und die Zukunft der Künste.
    Ein künstlerisch-wissenschaftliches Projekt der Hochschule für Künste Bremen.
    70 Min.. Hrsg. v. Peter Rautmann u. Nicolas Schalz.
    Einwurf, Dialoge zwischen Kunst und Musik an der Hochschule für Künste Bremen Bd.2.
    2003. -HAUSCHILD-

    John Cage
    Diary, 8 CD-Audio.
    How to improve the world (you will only make matters worse). Akust. Publikation v. Cages 'Diary', einem Mosaik v. Ideen, Aussagen, Wörtern, Geschichten. Gesprochen v. ihm selbst. 1999. Beil.: Booklet..
    1999 -SUNNYMOON DISTRIBUTION; WERGO

    John Cage
    Für die Vögel.
    Gespräche mit Daniel Charles.
    1984 MERVE-

    John Cage
    Silence.
    Aus d. Amerikan. v. Ernst Jandl.
    -1999 SUHRKAMP-

    Simone Heilgendorff
    Experimentelle Inszenierung von Sprache und Musik.
    Vergleichende Analysen zu Dieter Schnebel und John Cage.
    2002-ROMBACH-

    Thomas M. Maier
    Ausdruck der Zeit.
    Ein Weg zu John Cages stillem Stück 4'33".
    2001. -PFAU-

    Musikkonzepte:
    Die Reihe über Komponisten. Hrsg. v. Heinz-Klaus Metzger u. Rainer Riehn.
    John Cage:
    Tl.2. 2. Aufl. 2000. 361 S. m. Notenbeisp
    -EDITION TEXT UND KRITIK-

    David Revill
    Tosende Stille.
    Eine John-Cage-Biographie.
    1995. -LIST-

    Mark Tobey, Morris Graves, John Cage
    Klänge des Inneren Auges.
    Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Bremen, im Museum of Glass, Tacoma, 2002, und in der Fondation Beyeler in Basel, 2002/3. Dtsch.-Engl.. Hrsg. v. Wulf Herzogenrath u. Andreas Kreul.
    2002. -SCHIRMER/MOSEL-

    Erinnerungen an John Cage von Klaus Schöning
    Erinnerungen an John Cage (1)
    Erinnerungen an John Cage (2)
    Erinnerungen an John Cage (3)