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"Ich habe nie bessere Lieder geschrieben"

Bekannt wurde Amanda Palmer als eine Hälfte des Duos "Dresden Dolls", bevor sie 2008 ihr Solodebüt veröffentlichte. In ihrem jetzt erschienenen zweiten Album "Theatre is evil" trifft eine gute Portion Rockmusik auf eine ebensolche Portion Pop. Das Kapital für die Produktion hat sich die US-Amerikanerin über eine Internetplattform beschafft.

Von Luigi Lauer |
    Eine Ankündigung auf Deutsch, durch ein Megafon geprügelt von der australischen Cabaret-Künstlerin Meow Meow – so fängt es an, das neue Album namens "Theatre is evil" von Amanda Palmer. Sie hätte die Begrüßung auch ohne Weiteres selbst sprechen können, denn auch wenn man nichts dergleichen in ihren biografischen Daten findet: Die Dame spricht Deutsch.

    "Ich habe studiert, Germanistik und Deutsch als Hauptfach. Aber ich war eine Austauschstudentin und hab größtenteils Bier studiert, Bier und Männer. Ich war 20, und bevor ich nach Deutschland umgezogen bin, ich habe nur Weißwein getrunken und hatte nicht gern Bier. Und dann bin ich nach Regensburg umgezogen und ich habe ein Weißbier getrunken und it was over. I was fucked. It's still my favourite beer, and it is never as good as when you actually come to Germany and get it vom Fass and... Och! Heaven!"

    Glücklicherweise hat sich die Mittdreißigerin doch nicht nur dem Bierstudium verschrieben. Gleich nach der Uni gründete sie die "Dresden Dolls", ein Duo zwischen Musik, Theater, Cabaret und Kunstperformance. 2008 gelang es Amanda Palmer dann nach langen Verhandlungen, sich von ihrer Plattenfirma zu trennen. Die vier Jahre, die seither vergangen sind, hat sie genutzt, um an dem neuen Album zu schreiben. Das Kapital für die Produktion beschaffte sie sich über die Plattform Kickstarter, von Internet-Usern. "Crowdfunding" heißt dieses System, das immer häufiger zur Finanzierung neuer Geschäftsideen genutzt wird. Bei Amanda Palmer lief die neue Form der Geldbeschaffung so gut, dass statt der erwarteten 100.000 Dollar rund 1,2 Millionen in nur 30 Tagen eingegangen sind. Dafür hat sie aber auch ein intelligentes Konzept ausgeklügelt.

    "Es ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Auf jeder höheren Stufe gibt es etwas größeres. Das Minimum ist 1 Dollar, dafür gibt es nur einen Download. Aber du kannst das Ganze Album für 1 Dollar haben. Dann geht es weiter, für 25 Dollar gibt es eine Deluxe-CD, für 50 zusätzlich ein Deluxe-Vinyl-Album. Für 100 Dollar gibt es einen Kunstband, und so weiter bis zum Maximum von 10.000. Und dann habe ich die Fanbasis gefragt, ob es da reiche Leute gibt, die mir Geld leihen. Dafür gibt es immerhin ein Privatkonzert für sie. Das haben sehr viele Leute gemacht."

    Wunder darf man von einer Plattform wie Kickstarter nicht erwarten. Völlig unbekannte Künstler können mit einem guten Demo vielleicht ein paar Tausend Euro zusammen bekommen. Aber um Geld für eine komplette Album-Produktion im Studio einzusammeln, muss man schon einen gewissen Namen haben. Und einen entsprechenden Ruf.

    "Das alles wäre ohne die Unterstützung seitens meiner Fans überhaupt nicht möglich gewesen. Ich wusste, sie würden mich fangen, wenn ich springe, und sie haben es getan. Sie vertrauen darauf, dass ich ihnen ein gutes Album liefere."

    "Theatre is evil" sei ihr seriösestes Album geworden, sagt Amanda Palmer, nicht so abgefahren wie die vorherigen. Eine gute Portion Rockmusik trifft auf eine ebensolche Portion Pop, lässt sich über "Theatre is evil" sagen. Und wie ist das neue Album ihrer eigenen Einschätzung nach geworden?

    "It is very good!"

    Es ist sehr gut, sagt Amanda Palmer, und man muss ihrem kokett fordernden Blick schon einen längeren Moment standhalten, damit sie ungefragt nachlegt.

    "Es ist nicht an mir zu sagen, weshalb einem die Amanda-Palmer-CD gefallen sollte. Soviel kann ich sagen: Wenn dir die 'Dresden Dolls' oder Amanda Palmer jemals gefallen haben, wirst du dieses Album lieben. Es ist die tiefstschürfende, am meisten ausgelebte, emotionalste, griffigste, aktuellste und zarteste Ausgabe meiner selbst. Ich habe nie bessere Lieder geschrieben. Ich war noch nie so stolz auf ein Album."