Peter Kapern: In wenigen Minuten, um 12:30 Uhr, trifft sich das FDP-Präsidium mit den Landesvorsitzenden der Partei. Anschließend dann um 14 Uhr gibt es eine gemeinsame Sitzung von Parteivorstand und Bundestagsfraktion. Und danach dann werden wir erfahren, mit welcher personellen Neuaufstellung die Liberalen dem politischen Untergang entgehen wollen. Einige Rochaden scheinen festzustehen, bei anderen scheinen, die Erneuerer noch auf Granit zu beißen.
Wenn die Zeichen also nicht trügen, dann wird Philipp Rösler künftig die Liberalen anführen. Der Spitzname, der ihm im politischen Berlin verpasst wurde, deutet nicht darauf hin, dass man ihm Kampfesmut und Durchsetzungskraft zuschreibt. "Bambi", so wird er in der Szene genannt. Aber das könnte eine Fehleinschätzung sein, denn immerhin bezieht Rösler seit Jahr und Tag Stellung gegen die programmatische Verarmung der FDP, und dieses Beharrungsvermögen könnte ihn nun nach oben tragen. Mitgehört hat Renate Will, die stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes der FDP. Guten Tag, Frau Will.
Renate Will: Guten Tag, Herr Kapern.
Kapern: Frau Will, wird das heute ein guter Tag für die FDP?
Will: Es wird ein guter Tag für die FDP insofern, als man sich ernsthaft Gedanken macht, wer wird der Nachfolger, also der empfohlene Nachfolger, von Guido Westerwelle. Das ist ein guter Tag, ja.
Kapern: Könnten da noch andere Personen im Rennen sein als Philipp Rösler, auf den doch angeblich jetzt alles hindeutet?
Will: Ursprünglich hatte ich gedacht, das Karussell dreht sich noch eine Weile, dass in dem großen Gremium, also nicht nur das Präsidium, sondern Bundesvorstand, mit Landesvorsitzenden einbezogen, man sich Gedanken macht, wie man erfahrene Politiker und viele junge sozusagen in die Verantwortung nimmt, also dass da ein bisschen mehr Bewegung in Gang kommt. Das hätte ich mir gewünscht. Jetzt spitzt sich alles auf Philipp Rösler zu, der natürlich da eine Riesenverantwortung übernehmen wird, weil ich auch immer gesagt habe in den letzten Tagen, dass nicht nur Köpfe ausgetauscht werden müssen, sondern auch wieder der Liberalismus in seiner vollen Gänze breiter aufgestellt sein muss. Das erhoffe ich mir natürlich mit Philipp Rösler schon, aber es müssen zusätzliche Personen auch mit Inhalten verbunden werden.
Kapern: Frau Will, bleiben wir noch kurz bei den Köpfen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann hätten Sie es für richtig gehalten, wenn Rainer Brüderle, der Wirtschaftsminister, auch seinen Hut genommen hätte?
Will: Das hätte ich für richtig gehalten, ja.
Kapern: Glauben Sie, er wird dauerhaft im Wirtschaftsministerium bleiben können?
Will: Das kann ich wirklich nicht sagen. Ich denke, dass er es nicht dauerhaft sein kann, aber wie sich das jetzt entwickelt, das weiß ich wirklich nicht.
Kapern: Und wie sehen Sie das an der Fraktionsspitze? Auch Birgit Homburger, die Fraktionsvorsitzende, steht ja seit Monaten immer wieder in der Kritik, weil sie es angeblich nicht schaffe, FDP-Positionen im Bundestag richtig zu verkaufen. Ist sie die richtige Frau an der richtigen Stelle Ihrer Meinung nach?
Will: Da hätte ich mir vorgestellt, dass sie mit eben in dem Karussell gedreht wird. Wenn man sagt, ein Parteivorsitzender einerseits und eben auch der wichtige Mann an der Seite von Angela Merkel, was die Verhandlungen betrifft – also wir haben ja noch zwei Jahre, wo man doch einiges noch in der Koalition durchsetzen müsste -, das ist die eine Seite und die andere Seite ist, starke Akzente, politische Akzente in der Fraktion, also auch in den Reden im Bundestag und in der Öffentlichkeit zu setzen. Ich glaube, das hat sie in der Vergangenheit ... Also ich glaube, dass sie das in der Zukunft nicht anders machen würde als in der Vergangenheit.
Kapern: Sie hätten also beispielsweise lieber Christian Lindner an der Fraktionsspitze gesehen?
Will: Da hätte ich mir sehr einen jungen gewünscht, einen von den jungen.
Kapern: Das heißt aber doch, Sie müssen mit dem, was jetzt am Ende der Beratungen herauskommt, doch eigentlich einigermaßen enttäuscht sein?
Will: Ich will es noch abwarten. Für die Fraktion kann ich wenig sagen, denn das entscheidet letztendlich die Fraktion. Dass sie mit genannt wurde die ganze Zeit, halte ich für richtig, und ich hielte es jetzt auch für richtig, wenn das Tableau erstellt wird, dass sie da mit drauf ist, das heißt also mit ihr Amt zur Verfügung stellt. Aber das hat der Parteitag nicht zu entscheiden, sondern die Fraktion. Ich bin gespannt, was sich auf dem Parteitag im Mai noch tut, was die Vertreter, die Stellvertreter betrifft.
Kapern: Sie halten es also für möglich, dass sich die Parteibasis, die sich zum Parteitag im Mai trifft, nicht zufriedengibt mit dem, was bisher an Änderungen absehbar ist?
Will: Das halte ich für möglich, ja.
Kapern: Was würde das dann bedeuten? Wäre es dann nicht schon wieder ein kompletter Fehlstart, dieser Neubeginn?
Will: Also ich würde das nicht Fehlstart nennen. Es hatte sich ja zugespitzt. Es war ja notwendig, dass sich mit Guido Westerwelle jetzt was ändert. Ich will ihm nicht nachsagen, dass er alles falsch gemacht hat, aber das Vertrauen in der Bevölkerung und auch an der Parteibasis war nicht mehr da, dass er jetzt in den nächsten zwei Jahren alles richtig macht. Also insofern war das eine notwendige und eben jetzt richtige Entscheidung, dass er auch von sich aus den Rückzug angekündigt hatte, sodass man im Mai eine klare Position hat und keine Hetzjagd jetzt mehr stattfindet, denn er hat ja auch seine Verdienste, muss man ja unbestritten sagen. Insofern würde ich sagen, es ist kein Fehlstart. Es war wichtig, einen Neustart zu machen. Aber wie gesagt, ich hätte mir mehr gewünscht.
Kapern: Renate Will war das, die stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes der FDP, die uns den Mund wässrig gemacht hat mit Blick auf den Parteitag der Liberalen im Mai. Frau Will, vielen Dank für das Interview! Guten Tag noch.
Will: Danke Ihnen! Schönen Tag noch. Auf Wiederhören.
Wenn die Zeichen also nicht trügen, dann wird Philipp Rösler künftig die Liberalen anführen. Der Spitzname, der ihm im politischen Berlin verpasst wurde, deutet nicht darauf hin, dass man ihm Kampfesmut und Durchsetzungskraft zuschreibt. "Bambi", so wird er in der Szene genannt. Aber das könnte eine Fehleinschätzung sein, denn immerhin bezieht Rösler seit Jahr und Tag Stellung gegen die programmatische Verarmung der FDP, und dieses Beharrungsvermögen könnte ihn nun nach oben tragen. Mitgehört hat Renate Will, die stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes der FDP. Guten Tag, Frau Will.
Renate Will: Guten Tag, Herr Kapern.
Kapern: Frau Will, wird das heute ein guter Tag für die FDP?
Will: Es wird ein guter Tag für die FDP insofern, als man sich ernsthaft Gedanken macht, wer wird der Nachfolger, also der empfohlene Nachfolger, von Guido Westerwelle. Das ist ein guter Tag, ja.
Kapern: Könnten da noch andere Personen im Rennen sein als Philipp Rösler, auf den doch angeblich jetzt alles hindeutet?
Will: Ursprünglich hatte ich gedacht, das Karussell dreht sich noch eine Weile, dass in dem großen Gremium, also nicht nur das Präsidium, sondern Bundesvorstand, mit Landesvorsitzenden einbezogen, man sich Gedanken macht, wie man erfahrene Politiker und viele junge sozusagen in die Verantwortung nimmt, also dass da ein bisschen mehr Bewegung in Gang kommt. Das hätte ich mir gewünscht. Jetzt spitzt sich alles auf Philipp Rösler zu, der natürlich da eine Riesenverantwortung übernehmen wird, weil ich auch immer gesagt habe in den letzten Tagen, dass nicht nur Köpfe ausgetauscht werden müssen, sondern auch wieder der Liberalismus in seiner vollen Gänze breiter aufgestellt sein muss. Das erhoffe ich mir natürlich mit Philipp Rösler schon, aber es müssen zusätzliche Personen auch mit Inhalten verbunden werden.
Kapern: Frau Will, bleiben wir noch kurz bei den Köpfen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann hätten Sie es für richtig gehalten, wenn Rainer Brüderle, der Wirtschaftsminister, auch seinen Hut genommen hätte?
Will: Das hätte ich für richtig gehalten, ja.
Kapern: Glauben Sie, er wird dauerhaft im Wirtschaftsministerium bleiben können?
Will: Das kann ich wirklich nicht sagen. Ich denke, dass er es nicht dauerhaft sein kann, aber wie sich das jetzt entwickelt, das weiß ich wirklich nicht.
Kapern: Und wie sehen Sie das an der Fraktionsspitze? Auch Birgit Homburger, die Fraktionsvorsitzende, steht ja seit Monaten immer wieder in der Kritik, weil sie es angeblich nicht schaffe, FDP-Positionen im Bundestag richtig zu verkaufen. Ist sie die richtige Frau an der richtigen Stelle Ihrer Meinung nach?
Will: Da hätte ich mir vorgestellt, dass sie mit eben in dem Karussell gedreht wird. Wenn man sagt, ein Parteivorsitzender einerseits und eben auch der wichtige Mann an der Seite von Angela Merkel, was die Verhandlungen betrifft – also wir haben ja noch zwei Jahre, wo man doch einiges noch in der Koalition durchsetzen müsste -, das ist die eine Seite und die andere Seite ist, starke Akzente, politische Akzente in der Fraktion, also auch in den Reden im Bundestag und in der Öffentlichkeit zu setzen. Ich glaube, das hat sie in der Vergangenheit ... Also ich glaube, dass sie das in der Zukunft nicht anders machen würde als in der Vergangenheit.
Kapern: Sie hätten also beispielsweise lieber Christian Lindner an der Fraktionsspitze gesehen?
Will: Da hätte ich mir sehr einen jungen gewünscht, einen von den jungen.
Kapern: Das heißt aber doch, Sie müssen mit dem, was jetzt am Ende der Beratungen herauskommt, doch eigentlich einigermaßen enttäuscht sein?
Will: Ich will es noch abwarten. Für die Fraktion kann ich wenig sagen, denn das entscheidet letztendlich die Fraktion. Dass sie mit genannt wurde die ganze Zeit, halte ich für richtig, und ich hielte es jetzt auch für richtig, wenn das Tableau erstellt wird, dass sie da mit drauf ist, das heißt also mit ihr Amt zur Verfügung stellt. Aber das hat der Parteitag nicht zu entscheiden, sondern die Fraktion. Ich bin gespannt, was sich auf dem Parteitag im Mai noch tut, was die Vertreter, die Stellvertreter betrifft.
Kapern: Sie halten es also für möglich, dass sich die Parteibasis, die sich zum Parteitag im Mai trifft, nicht zufriedengibt mit dem, was bisher an Änderungen absehbar ist?
Will: Das halte ich für möglich, ja.
Kapern: Was würde das dann bedeuten? Wäre es dann nicht schon wieder ein kompletter Fehlstart, dieser Neubeginn?
Will: Also ich würde das nicht Fehlstart nennen. Es hatte sich ja zugespitzt. Es war ja notwendig, dass sich mit Guido Westerwelle jetzt was ändert. Ich will ihm nicht nachsagen, dass er alles falsch gemacht hat, aber das Vertrauen in der Bevölkerung und auch an der Parteibasis war nicht mehr da, dass er jetzt in den nächsten zwei Jahren alles richtig macht. Also insofern war das eine notwendige und eben jetzt richtige Entscheidung, dass er auch von sich aus den Rückzug angekündigt hatte, sodass man im Mai eine klare Position hat und keine Hetzjagd jetzt mehr stattfindet, denn er hat ja auch seine Verdienste, muss man ja unbestritten sagen. Insofern würde ich sagen, es ist kein Fehlstart. Es war wichtig, einen Neustart zu machen. Aber wie gesagt, ich hätte mir mehr gewünscht.
Kapern: Renate Will war das, die stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes der FDP, die uns den Mund wässrig gemacht hat mit Blick auf den Parteitag der Liberalen im Mai. Frau Will, vielen Dank für das Interview! Guten Tag noch.
Will: Danke Ihnen! Schönen Tag noch. Auf Wiederhören.