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"Ich merke, dass ich einen sicheren Auftritt brauche"

Als Frau über die Entwicklung einer Elektrofirma zu bestimmen, ein Wort mitzureden in der Metallbranche und dabei nicht die einzige Frau in einer Riege von Männern zu sein, das soll künftig in Bayern Normalität sein. Dieses Ziel hat das Modellprojekt "Frauen in Führungspositionen".

Von Susanne Lettenbauer |
    "Ich mache bei dem Projekt mit, weil ich jetzt Führungskraft bin und einfach merke, dass ich die Stärken, die mir das Projekt vermittelt, einfach brauche. Ich merke, dass ich einen sicheren Auftritt brauche und mich da noch entwickeln kann."

    Sandra Zimmermann ist 28. Sie studierte Mathematik an der TU Chemnitz, absolvierte ein Praktikum in Schweinfurt in einer Wälzlagerfirma. Die Produktpalette reicht von Rollen für Skateboards bis hin zu Windkrafträdern. Ein faszinierendes Feld meint die junge Frau. Das Wichtigste ist für sie jedoch der Umgang mit Menschen und die Arbeit als Schnittstelle zwischen der Produktion und der Firmenleitung.

    Seit diesem Jahr gehört Sandra Zimmermann zu einem Führungsteam von neun Personen - acht Männer und eine Frau:

    "Ich bedauere, dass es für eine junge Frau so schwer ist, seinen Standpunkt zu vertreten und dass man da eine gewisse Sicherheit braucht und Ausstrahlung. Da versuche ich, mich jetzt immer weiter zu entwickeln und auch persönliche und fachliche Kompetenzen zu entwickeln."

    Sandra Zimmermann ist eine von 60 Teilnehmerinnen, die bis 2012 zu Führungskräften der bayerischen Metall-und Elektroindustrie weitergebildet werden. In der kommenden Woche beginnt das Modellprojekt. Innerhalb von zwei Jahren sollen die großteils schon erfahrenen Frauen im Alter zwischen 34 und 45 Jahren lernen, wie man in einer bislang männerdominierten Welt eine Firma durch Wirren und Probleme der Weltwirtschaft steuert. Vorerst werden die Kurse in den Firmen gegeben, auf Meetings des Bildungswerks der bayerischen Wirtschaft soll dann auch das Networking gepflegt werden.

    Anna Engel-Köhler, die Geschäftsführerin der beruflichen Weiterbildungszentren der bayerischen Wirtschaft, war überrascht, dass das Modellprojekt so großen Anklang fand bei den Frauen:

    "Wir hatten uns anfänglich weniger vorgestellt, freuten uns aber über die große Resonanz. Es gibt großes Interesse für den nächsten Durchlauf."

    22 Firmen beteiligen sich an dem Modellprojekt. Eine davon ist die Firma von Sandra Zimmermann: SKF. Die Mutterfirma ist in Schweden, die deutsche Niederlassung in Schweinfurt. Firmenchef Manfred Neubert sagt:

    "Wir haben ungefähr 7,5 Prozent Frauen in Führungspositionen. Wir stellen aber fest, dass die Mehrheit dieser Frauen, die bei uns in Führungspositionen sind, auch nicht in den Bereichen tätig sind, wo wir es gerne hätten, nämlich in den MINT-Fächern."

    Trotz steigender Absolventinnenzahlen im MINT-Bereich würden diese Frauen bislang noch nicht in der Industrie auftauchen. Wie in einem Bermuda-Dreieck würde diese einfach verschwinden, moniert Neubert. Während in Schweden auf jeden pensionierten Ingenieur 1,4 neue kämen, würde die Zahl in Deutschland bei mageren 0,4 liegen:

    "Gerade weil wir wissen, dass wir attraktiv sein müssen, versuchen wir verschiedene Angebote zu machen. Wir verlangen aber erstmal den Willen, Führung ausüben zu wollen, wir verlangen eine gewisse zeitliche Flexibilität, ein entsprechendes Engagement natürlich."

    Bertram Brossardt, Chef der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft und Initiator des Modellprojektes, will mit seinem Vorstoß keine künstliche Frauenquote erzielen, er betont:

    "Wir haben zu allererst das grundsätzliche Problem ... wir möchten da einen Beitrag leisten."

    Sandra Zimmermann macht sich um ihre Zukunft als weibliche Führungskraft keine Sorgen. Die Familienplanung hat sie noch hintenangestellt, aber Kinder möchte sie auf jeden Fall haben. Und die Firma hilft:

    "Bei uns gibt es flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle, wo sie jetzt prüfen, erweiterte Homeoffice-Zeiten, das macht mich sehr freudig, wenn ich solche Pläne habe."

    In zwei Jahren wird das Modellprojekt evaluiert, werden die Erfolge oder Misserfolge analysiert. Wenn die Abbrecherquoten aus dem Kreis der Firmen oder Teilnehmerinnen dann im normalen Rahmen geblieben ist, werden die Kurse fortgesetzt. Ein durchaus attraktives langfristiges Ziel für Abiturientinnen oder Studienanfängerinnen.

    Weitere Informationen

    Modellprojekt "Frauen in Führungspositionen"
    Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw)