Die wie in einem Kaleidoskop geschilderten, oft tragischen Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven sind so lebensnah, dass ihre Bücher verboten wurden. Bereits ihr erstes Buch wurde 1985 zum Skandal. Unter dem Titel: "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" schilderte die Journalistin das Schicksal sowjetischer Soldatinnen in und nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit dem Vorwurf, sie würde die 'Ehre des Großen Vaterländischen Krieges' beschmutzen, wurde sie angeklagt und verlor ihren Job. In der Folge geriet die Schriftstellerin immer wieder in Konflikt mit der Obrigkeit. So stand sie auch wegen ihres Werks "Zinkjungen" mehrfach vor Gericht. Die Collage aus Gesprächen mit Soldaten, deren Müttern, Frauen und Witwen beschreibt den sowjetischen Feldzug nach Afghanistan aus der sehr persönlichen Sicht der Betroffenen. Nach der Machtergreifung 1994 durch Präsident Lukaschenko wurden ihre Bücher in Weißrussland aus den Lehrplänen der Schulen gestrichen und konnten hier offiziell nicht mehr erscheinen.
"Wir leben immer noch wie in einem Lager, einem sowjetischen Lager. Unsere Stärke ist das Wort. Meine Bücher werden in Weissrussland nicht gedruckt. Ich gelte als Feind des Regimes. Meine Bücher werden aus Russland importiert. Im Fernsehen komme ich natürlich nicht. Auch die Opposition ist gespalten. Man muss viel Mut aufbringen und der Wahrheit ins Gesicht schauen. "
Während die Jugend Veränderungen will, frönen die Alten in Belarus weiter dem Traum
vom sozialistischen Realismus, sagt Swetlana Alexijewitsch. Das ganze Land sei in zwei Lager gespalten, ein Riss, der bis in ihre eigene Familie hinein reiche.
"Das Problem besteht darin, dass Lukaschenko durch das billige Öl in Weissrussland die sozialistische Utopie verwirklichen konnte. Meine Schwester träumte ihr ganzes Leben von einer Waschmaschine. Jetzt ist Lukaschenko an der Macht, und bitteschön, überall gibt es Waschmaschinen. Politik interessiert nicht. Nur wenn Lukaschenko diesen Wirtschaftsvertrag nicht mehr einhält, werden auch die Bauern auf die Straßen gehen. "
Auch die Schriftsteller in Belarus sind in zwei Gruppen aufgeteilt: die Gehorsamen und die Ungehorsamen. Den Gehorsamen geht es gut - sie publizieren, treten im Fernsehen auf und können ihre Erzählungen in den Zeitungen lesen. Die Ungehorsamen - wie Swetlana Alexijewitsch - existierten offiziell gar nicht.
"Ich würde gerne Bücher über die Liebe schreiben oder Bücher über das Alter, Bücher über den Tod, über soziale Fragen. Die interessieren mich heute. Aber stattdessen schreibe ich über den roten Menschen. "
Ihr im Jahr 2008 erschienenes Buch "Henker und Beil. Vom Ende des Roten Menschen" beschreibt mit verschiedenen Lebensläufen eine neue russische Generation, die nicht mehr von Freiheit träumt, wie ihre Eltern in den 90er-Jahren, sondern von Revanche. Diese jungen Leute sehnen sich nach einer neuen Großmacht. Die Idee vom Sozialismus ist begraben, das Heutige hat noch keinen Namen. Der rote Mensch ist Vergangenheit, es kommt ein neuer Mensch. Aber wie wird er aussehen? In all ihren Büchern geht es um Krieg, Tod, Töten, Sterben, grausames Leid und seine Auswirkungen auf die "kleinen Leute”, nicht die da oben. Nach ihrem vierten Buch wollte sie eigentlich endlich ein positives Thema behandeln, sagt Alexijewitsch – da kam ihr die ultimative Katastrophe dazwischen. In der Folge arbeitete sie zehn Jahre lang an "Tschernobyl: Eine Chronik der Zukunft". Das Buch hat ihr eigenes Leben nachhaltig verändert. Nach ihrer dreijährigen Reise durch das kontaminierte Terrain musste die Schriftstellerin selbst lange gegen Strahlenschäden behandelt werden. Aus ihren während dieser Reise geführten Gesprächen entstanden literarische Monologe. Die psychologischen Porträts der von der Reaktorkatastrophe direkt betroffenen Menschen gleichen einem Requiem der Klage und der Anklage. Swetlana Alexijewitsch gilt mit ihren international vielfach ausgezeichneten Werken schon lange als eine der wichtigsten Zeitzeuginnen der postsowjetischen Gesellschaft. Mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird die Schriftstellerin nun zu Recht für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
"Wir leben immer noch wie in einem Lager, einem sowjetischen Lager. Unsere Stärke ist das Wort. Meine Bücher werden in Weissrussland nicht gedruckt. Ich gelte als Feind des Regimes. Meine Bücher werden aus Russland importiert. Im Fernsehen komme ich natürlich nicht. Auch die Opposition ist gespalten. Man muss viel Mut aufbringen und der Wahrheit ins Gesicht schauen. "
Während die Jugend Veränderungen will, frönen die Alten in Belarus weiter dem Traum
vom sozialistischen Realismus, sagt Swetlana Alexijewitsch. Das ganze Land sei in zwei Lager gespalten, ein Riss, der bis in ihre eigene Familie hinein reiche.
"Das Problem besteht darin, dass Lukaschenko durch das billige Öl in Weissrussland die sozialistische Utopie verwirklichen konnte. Meine Schwester träumte ihr ganzes Leben von einer Waschmaschine. Jetzt ist Lukaschenko an der Macht, und bitteschön, überall gibt es Waschmaschinen. Politik interessiert nicht. Nur wenn Lukaschenko diesen Wirtschaftsvertrag nicht mehr einhält, werden auch die Bauern auf die Straßen gehen. "
Auch die Schriftsteller in Belarus sind in zwei Gruppen aufgeteilt: die Gehorsamen und die Ungehorsamen. Den Gehorsamen geht es gut - sie publizieren, treten im Fernsehen auf und können ihre Erzählungen in den Zeitungen lesen. Die Ungehorsamen - wie Swetlana Alexijewitsch - existierten offiziell gar nicht.
"Ich würde gerne Bücher über die Liebe schreiben oder Bücher über das Alter, Bücher über den Tod, über soziale Fragen. Die interessieren mich heute. Aber stattdessen schreibe ich über den roten Menschen. "
Ihr im Jahr 2008 erschienenes Buch "Henker und Beil. Vom Ende des Roten Menschen" beschreibt mit verschiedenen Lebensläufen eine neue russische Generation, die nicht mehr von Freiheit träumt, wie ihre Eltern in den 90er-Jahren, sondern von Revanche. Diese jungen Leute sehnen sich nach einer neuen Großmacht. Die Idee vom Sozialismus ist begraben, das Heutige hat noch keinen Namen. Der rote Mensch ist Vergangenheit, es kommt ein neuer Mensch. Aber wie wird er aussehen? In all ihren Büchern geht es um Krieg, Tod, Töten, Sterben, grausames Leid und seine Auswirkungen auf die "kleinen Leute”, nicht die da oben. Nach ihrem vierten Buch wollte sie eigentlich endlich ein positives Thema behandeln, sagt Alexijewitsch – da kam ihr die ultimative Katastrophe dazwischen. In der Folge arbeitete sie zehn Jahre lang an "Tschernobyl: Eine Chronik der Zukunft". Das Buch hat ihr eigenes Leben nachhaltig verändert. Nach ihrer dreijährigen Reise durch das kontaminierte Terrain musste die Schriftstellerin selbst lange gegen Strahlenschäden behandelt werden. Aus ihren während dieser Reise geführten Gesprächen entstanden literarische Monologe. Die psychologischen Porträts der von der Reaktorkatastrophe direkt betroffenen Menschen gleichen einem Requiem der Klage und der Anklage. Swetlana Alexijewitsch gilt mit ihren international vielfach ausgezeichneten Werken schon lange als eine der wichtigsten Zeitzeuginnen der postsowjetischen Gesellschaft. Mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird die Schriftstellerin nun zu Recht für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet.