Sterben macht Angst. Dazu zwei Positionen:
"Ohne zu fragen stecken wir in diesem Deal, der heißt: Du lebst jetzt, aber dafür musst Du dann sterben. Das ist doof, das macht auch Angst, weil man nicht schummeln kann. Man kann nicht sagen: Nee, Sterben ist für mich nichts. Alle machen's, ich will's nicht."
"Es gibt viele Menschen, die es verlernt haben, mit Glauben sich auseinanderzusetzen. Die aber im Angesicht des Sterbens tatsächlich noch mal so existentielle Fragen stellen."
Wie sieht ein "gutes Sterben" aus? Dazu fünf Positionen:
"Also Sie merken schon an meinem Zögern, dass das eine echt schwierige Frage ist. Wir sind ja auch alle noch nicht gestorben. Deswegen wissen wir nicht, was 'gutes Sterben' ist."
"Hinter Ihrer Frage steckt vielleicht die Vorstellung, dass es eine einheitliche Sichtweise geben könnte, und das ist nicht der Fall. Das heißt, wir haben kein einheitliches Bild mehr dessen, was ‚gutes Sterben‘ bedeutet."
"Sterben ist erst mal nicht toll. Oft wird es in Filmen und ähnlichen Sachen ja so idealisiert. Man steht ums Bett rum, da ist eine Person, die sagt: Oh danke, dass Ihr da seid! Atmet nochmal, ist tot."
"Sterben ist schwer, weil Sterben Abschied heißt, weil Sterben Trennung heißt. Leben hat ja viel mit Beziehungen zu tun. Und Beziehungen haben dann erst mal ein Ende."
"Sterben ist eigentlich Schwerstarbeit."
Leben bis zuletzt
Pro Jahr sterben in Deutschland rund 950.000 Menschen, Tendenz steigend. Das sind fast so viele Menschen, wie im gesamten Saarland leben. Die Deutschen sterben zu Hause, im Krankenhaus oder im Pflegeheim. Und immer mehr sterben auf Palliativstationen und in Hospizen.
Laut dem Deutschen Hospiz- und Palliativverband gibt es in Deutschland inzwischen 230 stationäre Hospize für Erwachsene. Jedes Jahr werden dort rund 30.000 Menschen beim Sterben begleitet.
"Wir im Hospiz hier möchten, dass das Leben bis zum Schluss gelingt. Was vielleicht Menschen, die über Hospize nachdenken und dann über Sterbebegleitung nachdenken, gar nicht ahnen, dass es eigentlich um Lebensbegleitung bis zum Schluss geht."
Regina Bauer leitet in Göttingen das stationäre Hospiz an der Lutter. Es ist angeschlossen an ein evangelisches Krankenhaus. Das Hospiz hat zehn Betten für Menschen, die unheilbar erkrankt sind. Sie leben hier für ein paar Tage, ein paar Wochen oder auch wenige Monate. Es gibt einen großen Gemeinschaftsraum mit offener Küche und Sofa-Ecke, einen Garten und einen Andachtsraum. "Gutes Sterben", das bedeutet hier und in vielen anderen Hospizen: "Leben bis zuletzt".
"Und dann wird zum Schluss gestorben."
"Früher hat man von seligem Sterben gesprochen"
Das Hospiz an der Lutter hat neben dem stationären Haus auch einen ambulanten Dienst. Der betreut Sterbende zu Hause, in Krankenhäusern oder Pflegeheimen.
Das ambulante Hospiz leitet Manuela Brandt-Durlach: "Ich glaube, wenn man Menschen jetzt befragen würde, die gesund sind - oder nicht am Lebensende sind, formuliere ich es mal so - dann würden ganz viele sagen: Mein größter Wunsch ist es, ohne Schmerzen zu Hause zu versterben. Am Ende des Lebens sieht das manchmal dann auch anders aus. Und es gibt - ich würde fast sagen - mindestens ebenso viele Menschen, die sagen: Ich möchte nicht zu Hause versterben, weil ich für meine Angehörigen keine Last sein ein möchte."
Wie Menschen sich ein "gutes Sterben" vorstellen, das kann sich also ändern im Laufe des Lebens. Den Begriff "gutes Sterben" hört und liest man immer wieder: nicht nur in Hospizen, sondern auch in den Medien. Und auch Bücher dazu gibt es.
Die Hospizleiterin Regina Bauer tut sich damit allerdings schwer: "Ich finde es schwierig, zu sagen, es gibt 'gutes Sterben'. Es gibt Sterben, was nicht mit schwerwiegenden Symptomen einhergeht. Es gibt befriedetes Sterben. Früher hat man vielleicht von seligem Sterben gesprochen."
Letzte Wünsche
Aber einfach ist Sterben eben nie. Da sind sich alle Fachleute einig, die sich mit dem letzten Lebensabschnitt befassen. Deshalb versuchen Hospize, sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Sterbenden zu orientieren – um das Lebensende so lebendig wie möglich zu gestalten.
Aber auch diese Wünsche fallen sehr unterschiedlich aus.
Aber auch diese Wünsche fallen sehr unterschiedlich aus.
Manuela Brandt-Durlach: "Für uns in der Haltung - Hospiz als Haltung - bedeutet ‚gutes Sterben‘, dass wir das ermöglichen, was der Mensch an Lebensende für sich möchte."
Regina Bauer: "Es ist uns wichtig, dass wir nicht die Ideen entwickeln, was jemand vielleicht brauchen könnte, sondern dass wir so dicht am Patienten dran sind, dass wir erspüren, was er möchte, um ihm dieses Angebot dann auch zu machen."
Manuela Brandt-Durlach: "Dann sind das manchmal Dinge wie: noch einmal eine Tomatensuppe essen. Oder noch einmal Currywurst/Pommes. Oder noch einmal ein Pferd riechen."
Da haben sie dann tatsächlich ein Pferd in den Göttinger Hospizgarten geführt. Ein anderer Patient wollte gerne mit einem Hubschrauber abheben – auch das klappte.
Manuela Brandt-Durlach sagt: "Und manchmal wollen Menschen, die wir begleiten, mit einem Pfarrer sprechen. Dann organisieren wir auch einen Pfarrer. Und manchmal wollen sie gerade eben auch mit uns über solche Themen sprechen, weil sie sagen: Bei Ihnen traue ich mich mal, so was zu fragen. Also, es sagen schon manchmal auch Menschen am Lebensende: Sie müssen es doch wissen, Sie haben schon so viele begleitet. Darauf kann ich nur sagen: Ich weiß es trotzdem nicht."
Die Kirchlichkeit ist in den Hintergrund getreten
Sterben und Tod bleiben auch für diejenigen geheimnisvoll, die täglich damit in Berührung kommen. Nicht nur in diesen Fragen arbeitet das evangelische Hospiz mit Seelsorgern zusammen. Das können Imame sein, und manchmal kommt auch ein buddhistischer Mönch für eine kleine Familienfeier ins Hospiz.
Meist ist aber der evangelische Pastor gefragt, der fest in dem Hospiz arbeitet. Thorsten Bothe ist außerdem Krankenhausseelsorger in zwei anderen Häusern. Auch er begegnet oft Vorstellungen vom "guten Sterben", wie diesen: "Ich möchte möglichst keine Schmerzen haben. Ich möchte Begleitung haben von den Menschen, die mir wichtig sind, die mir Halt gegeben haben im Leben."
Und welche Bedeutung haben für Sterbende der Glaube und die Religion?
"Es hat sich sicherlich so verändert, dass der Glaube oder die Kirchlichkeit nicht mehr so die hervorgehobene Rolle spielt wie vielleicht noch vor 30 oder 40 Jahren. Da hat sich sicherlich einiges verändert. Das heißt aber nicht, dass die Fragen, die dahinterstehen, nicht mehr da wären."
"Als Konkurrenz sehe ich das gar nicht"
"Selbst Menschen, die eigentlich sich selber sonst nicht als gläubig bezeichnen würden, werden da in solchen Situationen trotzdem irgendwie spirituell. Also sie kommen dann auch ins Zweifeln. Und wollen auch zweifeln, dass der Tod dann nicht das Ende ist."
Das beobachtet auch Jasmin Schreiber. Sie ist Anfang 30, lebt in Frankfurt am Main und engagiert sich als ehrenamtliche Sterbebegleiterin. Außerdem fotografiert sie ehrenamtlich Sternenkinder – also Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind.
"Also, als Kind habe ich noch an Gott geglaubt. Und ich glaube, auch noch als Teenager. Aber das ist dann irgendwie unbewusst abhandengekommen. Finde ich tatsächlich schade. Und ich habe auch Freunde, die gläubig sind, und bin immer ein bisschen neidisch. Also dass ich gläubig wäre und denken könnte: Wenn ich sterbe, danach geht es irgendwie weiter. Daran glaube ich selber aber nicht."
Jasmin Schreiber versteht sich als Atheistin. Sie ist im Internet als Bloggerin bekannt geworden, ihre Seite hieß "Sterben üben". Inzwischen ist sie Buchautorin. Ihr Debütroman "Marianengraben" war ein Überraschungserfolg – und handelt ebenfalls vom Sterben.
Als Sterbebegleiterin spricht auch Jasmin Schreiber mit Sterbenden und Angehörigen. Macht sie als Atheistin so den religiösen Seelsorgern Konkurrenz?
"Nee, gar nicht. Wir entlasten die. Also in der Klinik, wenn ich beim Sternenkind-Einsatz bin, gibt es dort meistens ein oder zwei Krankenhaus-Seelsorger_innen. Und wenn gerade zwei schlimme Dinge passiert sind, dann können die nicht kommen. Das war mal bei einem Sternenkind-Fall so. Und dann war ich vier Stunden bei denen und habe Seelsorge gemacht, weil kein anderer da war. Also als Konkurrenz sehe ich das gar nicht."
Über das Sterben sprechen
Auch Jasmin Schreiber ist immer wieder mit Vorstellungen vom "guten Sterben" konfrontiert - und macht sich darüber auch selbst Gedanken: "Ich finde, es gibt eine Faustregel beim 'guten Sterben', und zwar Kommunikation. Weil, wenn ich sagen kann und mich äußern kann, wie ich sterben möchte - wenn ich offen darüber reden kann, dann sind schon mal die Weichen gestellt für ein 'gutes Sterben'. Hingegen wenn ich nicht darüber rede und niemanden habe und niemand mir zuhört, dann kann es sein, dass es schon mal dann nicht so gut läuft. Also: Darüber sprechen, Wünsche akzeptieren einer sterbenden Person und dabei helfen, sie umzusetzen. So was halt. Empathie."
Mit Sterbenden übers Sterben sprechen – das ist für Jasmin Schreiber eine der wichtigsten Aufgaben von ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen: "Weil oft können die das mit ihren Angehörigen nicht. Manchmal haben sie nur das Gefühl, sie schützen zu müssen. Aber meistens ist es auch irgendwie so, dass die Angehörigen da nicht gut drüber reden können. Oder immer ablenken. Oder dann sagen: Nee, Quatsch, so schlimm ist es ja noch nicht. Oder so. Die wollen aber übers Sterben reden. Also wenn ich mir vorstelle, dass ich sterben muss, ich würde die ganze Zeit mit jemandem darüber reden wollen. Und dann niemanden zu haben, wäre schlimm."
Was will der sterbende Mensch?
Über das eigene Sterben sprechen – das wollen allerdings nicht alle. Diese Erfahrung haben viele gemacht, die Sterbende begleiten. Dennoch hat sich die Idealvorstellung vom "sprechenden Sterbenden" inzwischen fest etabliert. Darauf verweist ein Forscherteam der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihr Projekt heißt "Vom ‚guten Sterben‘". Sie wollen herausfinden, welche Vorstellungen vom "guten Sterben" es gibt - und welche Konflikte daraus entstehen können. Etwa, wenn vom Sterbenden erwartet wird, dass er über sein Sterben spricht, er aber lieber schweigen möchte.
Und das ist nur einer von vielen möglichen Konflikten, erklärt Christof Breitsameter. Er ist Professor für Moraltheologie an der Katholisch–Theologischen Fakultät der Uni – und einer der Leiter der Forschung zum "guten Sterben":
"Wenn sie erwarten, dass jemand ruhig diesen Sterbeprozess vollzieht, dann sind sie vielleicht versucht, auch sedierend einzugreifen. Und unter Umständen wünscht jemand nicht, schmerzstillende Medikamente verabreicht zu bekommen, weil dann das Bewusstsein des Patienten ja auch getrübt wird, und der Betreffende vielleicht gar nicht damit einverstanden ist. Und dann entstehen schon zwei Positionen: die vielleicht das Arztes oder des Pflegenden, der den Patienten eher ruhigstellen möchte, und die Position des Patienten selbst, der das nicht möchte."
Und auch zwischen den Angehörigen und dem medizinischen Personal könnten Konflikte darüber entstehen, was "gut" ist für den Sterbenden: "Die Angehörigen, die in einer spezifischen Richtung Vorstellungen entwickeln. Vielleicht, dass der Patient essen und trinken sollte. Wo die Ärzte eher sagen: Das hat überhaupt keinen Sinn mehr. Wir geben jetzt nicht noch Flüssigkeit oder vielleicht auch künstliche Nahrungszufuhr. Sondern wir lassen den Patienten eben so sterben."
"Irgendwann muss es auch mal vorbei sein"
Ähnliche Konflikte beobachtet auch die ehrenamtliche Sterbebegleiterin Jasmin Schreiber:
"Denken wir zum Beispiel an die Menge an Magensonden, die in Deutschland verlegt werden bei Personen, die schon im Sterbeprozess sind. Wo die Verdauung eigentlich schon abgeschaltet hat. Weil die Angehörigen die Person anschauen und sagen: Oh Gott, sie ist so dünn und klapprig. Und dann das Pflegeheim zwingen, eine Magensonde zu legen. Und das sind natürlich Sachen, dass man - wenn man das Sterben einer Person nicht akzeptiert, und selbst, wenn die Person eigentlich damit auch abgeschlossen hat, sie noch zwingt, weiterzumachen und gegen den Körper arbeitet, der eigentlich ganz genau weiß, was er jetzt tun muss. Das kann ein Sterben auf jeden Fall verschlimmern."
Und nicht nur von Angehörigen können medizinische Entscheidungen ausgehen, die schlecht seien für Sterbende, meint Jasmin Schreiber, sondern auch vom medizinischen Personal selbst:
"Vorher war Religion zuständig für Sterben und Tod. Das ist jetzt erst mal weg, und jetzt ist da so ein Vakuum. Und Medizin füllt es aus mit diesen ganzen - mit dieser Übermacht. Das ist ja schon fast Science-Fiction: Leute immer wieder zurückzuholen und so etwas. Meine Uroma ist mit 94 gestorben. So nach dem Motto: Oh, wir konnten sie leider nicht mehr retten. Die Frau hatte zum dritten Mal Brustkrebs, hatte einen Herzschrittmacher, war dement, wollte sterben. Ja so: Was ist denn das für eine Aussage, wir konnten leider nichts mehr tun? Ja, nicht leider. Gott sei Dank! Also irgendwann muss es auch mal vorbei sein."
Die Rolle des Seelsorgers im Wandel
Um diese möglichen Konflikte um das "gute Sterben" herauszufinden, hat das Forscherteam aus München Interviews geführt. 150 Interviews in Palliativeinrichtungen und Hospizen: mit medizinischem Personal, Pflegekräften, Angehörigen und Sterbenden. Und auch mit Seelsorgern. Diese haben im Sterbeprozess an Bedeutung verloren, beobachtet Christof Breitsameter:
"Der entscheidende Punkt ist der, dass die Rolle des Seelsorgers heute eingebettet ist in diese verschiedenen Rollen, die wichtig sind. Nämlich in die Rolle des Arztes, des Pflegenden, des Therapeuten, des Psychologen, des Sozialarbeiters und so weiter. Das heißt, der Seelsorger hat nicht mehr die zentrale und unbestrittene Rolle, sondern er hat eine Rolle unter vielen. Und das hat sich gewandelt."
Auch religiöse Rituale seien heute weniger gefragt als früher, so der katholische Theologe: "Die Seelsorger würden vermutlich sagen, dass diese klassischen Instrumente kaum noch nachgefragt werden. Das wäre also die Eucharistie oder das Abendmahl, die Beichte vielleicht oder ähnliche Rituale. Und an die Stelle dieser Rituale kommt eben das Sprechen."
Der evangelische Pastor Thorsten Bothe hat als Seelsorger allerdings auch schon oft Gegenteiliges erlebt: religiöse Rituale seien nach wie vor gefragt. "Wir bringen eben auch Rituale mit, von denen wir die Erfahrung machen, dass das trägt. Ein Gebet oder ein Liedvers oder ein Segen. Die Worte, die wir haben, das sind ja geliehenen Worte von Generationen vor uns, von unseren Müttern und Vätern. Da spüre ich das eben, welche Kraft die entfalten können."
Es gibt kein Patentrezept für das "gute Sterben"
Wie sieht es nun also aus, das "gute Sterben"? Mit Gebet und Beichte - oder doch lieber ohne? Übers Sterben sprechen oder doch lieber schweigen? Keine Schmerzen spüren – oder besser auf Medikamente verzichten, um bis zum Schluss bei Bewusstsein zu bleiben?
Diese und andere Vorstellungen vom "guten Sterben", sie lassen sich nicht in Einklang bringen, nicht zu einer Faustformel zusammenfassen, sagt Christof Breitsameter: "Also, es ist unauflösbar. Die Positionsdifferenzen sind eigentlich unauflösbar. Auch wenn wir gerne wünschen würden, dass wir diese Positionen auflösen und zu einer einheitlichen Semantik des Sterbens führen könnten."
Die Konsequenz des Theologen und seines Forscherteams: Man sollte besser aufhören, vom "guten Sterben" zu sprechen, als gäbe es dafür ein Patentrezept. Denn so ein Idealbild erzeugt Erwartungen und kann Druck aufbauen. Und wenn Sterbende oder Angehörige das Gefühl haben, sie müssten sich auf eine bestimmte Weise verhalten - dann klappt es erst recht nicht mit dem "guten Sterben".
"Unsere Hoffnung wäre dann, dass diese Ergebnisse zurück auf die Praxis wirken und vor allem in der Hinsicht, dass die Vorstellung einer einheitlichen Vorstellung vom 'guten Sterben' aufgegeben wird, und dass diese Positionsdifferenzen eben Beachtung finden."
Selbstoptimiert ins Grab
Das Idealbild des "guten Sterbens" berge auch noch eine andere Gefahr, meint der evangelische Pastor Thorsten Bothe: "Ich denke dabei an so eine Tendenz, die es gibt, der Selbstoptimierung. Also: erfolgreich in der Schule zu sein, erfolgreich im Beruf zu sein, fit bis ins hohe Alter zu sein. Und das ist ein bisschen meine Befürchtung, dass das auch dahinterstehen könnte, jetzt auch noch das ‚gute Sterben‘ zu schaffen."
Die fortschreitende Optimierung des menschlichen Lebens macht auch vor dem Sterbebett nicht Halt – und endet erst am Sarg. Eine Tendenz, vor der auch die Autorin und Sterbebegleiterin Jasmin Schreiber warnt: "Durch die medizinischen Möglichkeiten - die ja toll sind - aber trotzdem ist es oft so, dass Sterben dann fast schon wie ein Fehler wirkt."
Thorsten Bothe sagt: "Ich denke, wir sind nicht Herren über Leben und Tod, und müssen auch nicht die Macher eines guten Todes sein. Das steht in anderer Hand."