Anders als für Baldwin sind für Teju Cole amerikanische Identität und europäische Kultur keine Gegensätze mehr. Cole definiert sich als Weltbürger. "Ich nenne das alles mit Freuden mein. (…) Ich kann gegen weiße Vorherrschaft sein und mich trotzdem für die gotische Baukunst begeistern." Cole arbeitet Unterschiede und neue Denkansätze für die Gegenwart heraus.
"Die gleiche schwelende Wut über Rassismus im Leib"
Ob er Baldwins schonungslose Analyse über Rassismus und weiße Vorherrschaft in ihren Schlussfolgerungen teilen kann, ist Gegenstand seines Besuchs vor Ort in Leukerbad, das heute ein stolzes Kurbad mit internationalen Gästen ist. "Und doch verstehe ich, der ich fast ein halbes Jahrhundert nach Baldwin in den USA geboren wurde, was ihn bewegte, denn ich habe die gleiche schwelende Wut über Rassismus im Leib." Coles Essay "Schwarzer Körper" erschien in dem Band "Vertraute Dinge, fremde Dinge". Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling.
Teju Cole, geboren 1975 in den USA, wuchs in Nigeria auf und kehrte zum Studieren in die USA zurück. Der Schriftsteller, Kunsthistoriker und Fotograf lebt heute in New York, lehrt dort als Distinguished Writer in Residence am Bard College, schreibt für verschiedene Zeitschriften und ist Fotografie-Kritiker beim "New York Time Magazine". 2018 erschien sein Essayband "Vertraute Dinge, fremde Dinge", in dem Cole über die Gegenwart, die Dichtung und die Geschichte zur Kunst reflektiert. Sein literarisches Debüt hatte er mit dem Buch "Jeder Tag gehört dem Dieb". Für seinen Roman "Open City" wurde er 2013 mit dem Internationalen Literaturpreis ausgezeichnet.