Wirtschaft
IG Metall beklagt geringe Ausbildungsbereitschaft von Unternehmen

Die IG Metall hat den Unternehmen mangelnde Ausbildungsbereitschaft vorgeworfen. Gewerkschaftsvorstand Urban nannte das Verhalten der Arbeitgeber einen "Ausbildungsboykott". Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall beklagt dagegen ein mangelhaftes Bildungssystem in Deutschland und fordert die Schulen auf, ausbildungs- und studienreife Schüler hervorzubringen.

    Ein Auszubildender schweisst einen Fensterrahmen zusammen.
    Ein Auszubildender im Metallbau (imago / Thomas Köhler)
    Nach Angaben der IG Metall sind in der Branche rund 4,8 Millionen Menschen beschäftigt, es gebe aber nur 209.000 Auszubildende. Mit einer Ausbildungsquote von 4,3 Prozent seien die Metall-Unternehmen unterdurchschnittlich.Urban erklärte, gleichzeitig blieben tausende Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Zahl von Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, aber keinen bekommen, steige. Auch die Zahl derer, die keinen berufsqualifizierten Abschluss haben, ist hoch.
    Die meisten neuen Ausbildungsverträge in metallverarbeitenden Betrieben gab es im vergangenen Jahr in IT-Berufen. Bei Kaufleuten und im Berich Logistik wurde in den vergangenen vier Jahren ein Rückgang der Ausbildungsverträge um zehn Prozent verzeichnet. Bei den Metall- und Elektroberufen betrug der Rückgang neun Prozent.

    Gründe und Auswege aus Sicht der IG Metall

    Der Gewerksvorstand nannte als Gründe für die geringen Ausbildungszahlen, eine mangelnde Berufsorientierung während und nach der Schulzeit, sowie regional ungleich verteilte und unattraktive Ausbildungsangebote der Unternehmen. Dazu komme oft eine "rigide Einstellungspraxis" und zu hohe Erwartungen an formale Bildungsabschlüsse.
    Gewerkschaftsvorstand Urban forderte ein breiteres Angebot an attraktiven Ausbildungsstellen und den Ausbau von Jugendberufsagenturen. Nötig sei auch eine gesetzliche Umlagefinanzierung: Nicht ausbildende Betriebe müssten ausbildende Betriebe unterstützen. Den Angaben zufolge bildet nur knapp jeder fünfte metallverarbeitende Betrieb (19,1 Prozent) in Deutschland aus.
    Von den Betrieben verlangte Urban, sich nicht zu über ein Fachkräfteproblem zu beklagen, wenn sie nicht oder kaum ausbildeten. Sie sollten endlich vom Modus des Jammerns in den Modus der Aktion umschalten.

    Forderungen der Metall-Arbeitgeber

    In einem Papier zum Fachkräftemangel beklagt der Arbeitgeberverband Gesamtmetalldagegen eine zu geringe Bildung der Schülerinnen und Schüler. Die Politik müsse den Schulen verbindliche Mindestbildungsstandards vorgeben und die Ergebnisse auch überprüfen. Besonders kritisch sei es, dass es keinen flächendeckenden Informatikunterricht gebe. So sei es in Deutschland als einem der wenigen europäischen Länder möglich, die Schule ohne informatische Grundkenntnisse zu verlassen.
    Zudem interessierten sich immer weniger junge Menschen für eine betriebliche duale Ausbildung. Der Verband fordert in dem Papier seine Mitglieder auf, jungen Menschen, die sich nicht unmittelbar für ein Studium entscheiden, aber ansonsten noch unorientiert sind, ein Praktikum anzubieten.
    Diese Nachricht wurde am 03.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.