Es macht schon einen großen Unterschied, ob sich in der Metall- und Elektroindustrie eine aktuelle Tarifrunde anbahnt oder nicht. 2017 ist das nicht der Fall. Insofern stehen für die IG Metall auch nicht die unmittelbaren Tariffragen im Vordergrund. Die vergangenen Abschlüsse waren gut. Ein Plus von 4,8 Prozent führt zu steigenden Realeinkommen, wobei die zweite Tarifstufe mit einer Erhöhung von zwei Prozent erst ab dem kommenden April greifen wird. In diesem Jahr steht deshalb für die Metallgwerkschaft die Frage im Mittelpunkt, wie viel Beschäftigte tatsächlich von den guten Tarifabschlüssen profitieren?
"20 Prozent weniger Entgelt, drei Stunden mehr arbeiten, vier Tage weniger Urlaub, das ist der durchschnittliche Unterschied zwischen einer Fachkraft im tarifgebundenen und nicht tarifgebundenen Betrieb. Diese Gerechtigkeitslücke zu schließen verlangt, die Tarifbindung zu stärken", erklärte der IG Metall Vorsitzende Jörg Hofmann und verband dies mit einer klaren Forderung an den Gesetzgeber.
Zukunft der Arbeitswelt
Auch bei der Aufspaltung oder dem Verkauf von Unternehmenteilen müsse die Tarifbindung automatisch auf das neue Unternehmen oder die Tochter übergehen, damit Betriebsänderungen nicht zur Flucht aus der Tarifbindung genutzt werden können. Zweites großes Thema für die Gewerkschaft ist die Veränderung der Arbeitswelt. Hofmann nannte als Beispiel die Antriebstechnik im Fahrzeugbau, wo in den kommenden 15 Jahren mindestens ein Drittel der gut 260.000 Jobs durch den Umstieg auf Elektromotoren wegfallen würden. Hofmann fordert verlässliche Brücken für alle in die Arbeitswelt von morgen.
"Dazu gehört etwa, dass wir den Anspruch auf schulische und berufliche Bildung als öffentliches Gut ergänzen um einen Anspruch auf berufliche Neuorientierung und Fortbildung während des ganzen Erwerbslebens. Das verlangt Angebote, Beratung, materielle Unterstützung und Zeit. Wir brauchen Vermittlung in gute Arbeit statt in Leiharbeits- und Befristungsketten. Deshalb ist unsere Forderung klar: Die sachgrundlose Befristung muss abgeschafft werden."
Schwarze Null bei Mitgliederzahl
Die künftige Arbeitszeitpolitik werde für die IG Metall deshalb auch ein zentrales Thema werden, und dürfte auch in der kommenden Tarifrunde 2018 eine wichtige Rolle spielen. Zur Zeit befragt die IG Metall ihr Mitglieder zu diesem Thema. Die Gewerkschaft an sich steht gut da. Bei den Mitgliederzahlen spricht man von einer schwarzen Null, also einen positiven Saldo. Ende 2016 gehörten der IG Metall knapp 2,3 Millionen Mitglieder an. Die Einnahmen sind entsprechend positiv, sodass allein 82 Millionen Euro in die Rücklage fließen konnten. Am heutigen Tag kam der IG-Metall-Vorsitzende natürlich nicht umhin sich zum Wechsel an der SPD-Spitze zu äußern.
"Also Überraschungseffekt ist der eine, der zweite Punkt, es ist für uns wesentlich nicht die Person, sondern wie sich die Parteien in ihrem programmatischen wollen auch stellen und insoweit würde ich aus Erfahrung immer vor eine zu starken Personalisierung warnen."
Eine nüchterne Kenntnisnahme. Mehr gab der OG-Metallvorsitzende dann auch nicht zu Protokoll.