"Mann der Arbeit aufgewacht
Und erkenne Deine Macht!
Alle Räder stehen still,
wenn dein starker Arm es will."
Nach der gescheiterten Revolution von 1848 wurde die einst revolutionäre liberale Fortschrittspartei in Deutschland mehr und mehr zur Interessenvertretung des Besitzbürgertums. Vertreter der Arbeiterbildungsvereine wollten sich deshalb aus der Abhängigkeit von den Liberalen lösen. Und so schlossen sie sich am 23. Mai 1863 auf einem Kongress in Leipzig zu einer eigenständigen Partei zusammen, die sich Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein, kurz ADAV, nannte.
Die Arbeiter suchten eine Galionsfigur als ihren Präsidenten - und fanden sie in dem begnadeten Redner und Lebemann Ferdinand Lassalle. Der bestellte bei Georg Herwegh, seinem Mitkämpfer aus der 48er Revolution, eine Hymne auf die Arbeitermacht.
"Ferdinand Lassalle wird man auch heute noch als Gründer der sozialdemokratischen Parteiorganisation betrachten müssen","
so der Bochumer Historiker Bernd Faulenbach, Leiter der Historischen Kommission beim Parteivorstand der SPD. Die ersten Arbeiterorganisationen waren während der Revolution von 1848 entstanden - der Bund der Kommunisten und die Allgemeine Arbeiterverbrüderung.
Die Kommunisten hatten ihr klares revolutionäres Programm, und sie setzten auf die neu entstehende Industriearbeiterschaft. Die Arbeiterverbrüderung war dagegen ein handwerklich orientierter Gesellenverein. Bernd Faulenbach:
""Und es ist auch in dieser frühen Arbeiterbewegung mehr das Denken der Arbeitergesellen-Vereine hineingegangen als man manchmal annimmt. Bei diesen Gründern in Leipzig und im ADAV haben wir eine starke Komponente, die von 1848 herkommt, und zwar eher von den Handwerkerarbeiten."
Ihr Ziel ist nicht die Umwälzung der Verhältnisse, sondern, sozusagen systemimmanent, die Gründung von Produktionsgenossenschaften. Und so fragen die Leipziger 1862 zunächst bei Hermann Schulze-Delitzsch, einem liberalen Vertreter des Genossenschaftsgedankens nach, ob er ihr Präsident werden wollte. Doch der lehnt eine eigenständige Arbeiterpartei ab.
Die Arbeitervereine wenden sich nun an Ferdinand Lassalle. Der brillante Agitator ergreift die Chance, mit der Arbeiterorganisation im Rücken politischen Einfluss zu gewinnen. Bernd Faulenbach:
"Er hat er sehr weit gehende Kompetenzen gehabt, da würden wir etwas andere Strukturen dann doch als angemessen betrachten."
Er lässt sich für fünf Jahre zum Präsidenten wählen, mit fast unbegrenzten Vollmachten. Lassalle und mit ihm der ADAV glauben an das eherne Lohngesetz: Danach könne es den Arbeitern nie gelingen, mehr als ihr Existenzminimum zu verdienen. Gewerkschaftlicher Kampf sei nutzlos, denn nur der Staat könne die Lage der Arbeiter verbessern. Der soll über Kredite ein System von Produktionsgenossenschaften unterstützen:
"Den Arbeiterstand zu seinem eignen Unternehmer machen - das ist das Mittel, durch welches - und welches allein - ... jenes eherne und grausame Gesetz beseitigt sein würde, das den Arbeitslohn bestimmt!"
Lassalles Erben in der SPD könnten ihn zum Vater des gesetzlichen Mindestlohns erklären. Der Staat müsse den Lohn regulieren, fordert der ADAV. Voraussetzung dafür ist das allgemeine, gleiche Wahlrecht, also die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts, und das wird zur zentralen Forderung der lassalleschen Arbeitervereine.
Denn nur mit der parlamentarischen Macht der Arbeiter werde sich die Stärkung des Genossenschaftswesens gegen die Liberalen durchsetzen lassen. Lassalle sieht in der liberalen Fortschrittspartei den gemeinsamen Gegner von Arbeitern und von Reichskanzler Bismarck, denn dem hatten die Liberalen den Kriegshaushalt verweigert. Bernd Faulenbach über Lassalle:
"Er ist denn mehr der Reformer, nicht der Revolutionär. Und er ist derjenige, der über staatliches Handeln die Dinge betreiben will, und er wird dann eher stilisiert zu einem Anti-Marx, der er so nicht war."
1875 schließt sich der ADAV mit der marxistischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei von August Bebel und Wilhelm Liebknecht zusammen. 1890, nach der Aufhebung der Sozialistengesetze, nennt sich dieser Zusammenschluss dann Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).
1919 trennen sich die revolutionäre und die reformistische Linie wieder - und der Name SPD bleibt dem Reformerflügel der Arbeiterbewegung. Auch nach seinem Tod im Duell 1864 bleibt Lassalle eine Ikone der Sozialdemokratie:
"Nicht zählen wir den Feind,
nicht die Gefahren all,
der Bahn, der kühnen, folgen wir,
die uns geführt Lassalle."
Und erkenne Deine Macht!
Alle Räder stehen still,
wenn dein starker Arm es will."
Nach der gescheiterten Revolution von 1848 wurde die einst revolutionäre liberale Fortschrittspartei in Deutschland mehr und mehr zur Interessenvertretung des Besitzbürgertums. Vertreter der Arbeiterbildungsvereine wollten sich deshalb aus der Abhängigkeit von den Liberalen lösen. Und so schlossen sie sich am 23. Mai 1863 auf einem Kongress in Leipzig zu einer eigenständigen Partei zusammen, die sich Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein, kurz ADAV, nannte.
Die Arbeiter suchten eine Galionsfigur als ihren Präsidenten - und fanden sie in dem begnadeten Redner und Lebemann Ferdinand Lassalle. Der bestellte bei Georg Herwegh, seinem Mitkämpfer aus der 48er Revolution, eine Hymne auf die Arbeitermacht.
"Ferdinand Lassalle wird man auch heute noch als Gründer der sozialdemokratischen Parteiorganisation betrachten müssen","
so der Bochumer Historiker Bernd Faulenbach, Leiter der Historischen Kommission beim Parteivorstand der SPD. Die ersten Arbeiterorganisationen waren während der Revolution von 1848 entstanden - der Bund der Kommunisten und die Allgemeine Arbeiterverbrüderung.
Die Kommunisten hatten ihr klares revolutionäres Programm, und sie setzten auf die neu entstehende Industriearbeiterschaft. Die Arbeiterverbrüderung war dagegen ein handwerklich orientierter Gesellenverein. Bernd Faulenbach:
""Und es ist auch in dieser frühen Arbeiterbewegung mehr das Denken der Arbeitergesellen-Vereine hineingegangen als man manchmal annimmt. Bei diesen Gründern in Leipzig und im ADAV haben wir eine starke Komponente, die von 1848 herkommt, und zwar eher von den Handwerkerarbeiten."
Ihr Ziel ist nicht die Umwälzung der Verhältnisse, sondern, sozusagen systemimmanent, die Gründung von Produktionsgenossenschaften. Und so fragen die Leipziger 1862 zunächst bei Hermann Schulze-Delitzsch, einem liberalen Vertreter des Genossenschaftsgedankens nach, ob er ihr Präsident werden wollte. Doch der lehnt eine eigenständige Arbeiterpartei ab.
Die Arbeitervereine wenden sich nun an Ferdinand Lassalle. Der brillante Agitator ergreift die Chance, mit der Arbeiterorganisation im Rücken politischen Einfluss zu gewinnen. Bernd Faulenbach:
"Er hat er sehr weit gehende Kompetenzen gehabt, da würden wir etwas andere Strukturen dann doch als angemessen betrachten."
Er lässt sich für fünf Jahre zum Präsidenten wählen, mit fast unbegrenzten Vollmachten. Lassalle und mit ihm der ADAV glauben an das eherne Lohngesetz: Danach könne es den Arbeitern nie gelingen, mehr als ihr Existenzminimum zu verdienen. Gewerkschaftlicher Kampf sei nutzlos, denn nur der Staat könne die Lage der Arbeiter verbessern. Der soll über Kredite ein System von Produktionsgenossenschaften unterstützen:
"Den Arbeiterstand zu seinem eignen Unternehmer machen - das ist das Mittel, durch welches - und welches allein - ... jenes eherne und grausame Gesetz beseitigt sein würde, das den Arbeitslohn bestimmt!"
Lassalles Erben in der SPD könnten ihn zum Vater des gesetzlichen Mindestlohns erklären. Der Staat müsse den Lohn regulieren, fordert der ADAV. Voraussetzung dafür ist das allgemeine, gleiche Wahlrecht, also die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts, und das wird zur zentralen Forderung der lassalleschen Arbeitervereine.
Denn nur mit der parlamentarischen Macht der Arbeiter werde sich die Stärkung des Genossenschaftswesens gegen die Liberalen durchsetzen lassen. Lassalle sieht in der liberalen Fortschrittspartei den gemeinsamen Gegner von Arbeitern und von Reichskanzler Bismarck, denn dem hatten die Liberalen den Kriegshaushalt verweigert. Bernd Faulenbach über Lassalle:
"Er ist denn mehr der Reformer, nicht der Revolutionär. Und er ist derjenige, der über staatliches Handeln die Dinge betreiben will, und er wird dann eher stilisiert zu einem Anti-Marx, der er so nicht war."
1875 schließt sich der ADAV mit der marxistischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei von August Bebel und Wilhelm Liebknecht zusammen. 1890, nach der Aufhebung der Sozialistengesetze, nennt sich dieser Zusammenschluss dann Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).
1919 trennen sich die revolutionäre und die reformistische Linie wieder - und der Name SPD bleibt dem Reformerflügel der Arbeiterbewegung. Auch nach seinem Tod im Duell 1864 bleibt Lassalle eine Ikone der Sozialdemokratie:
"Nicht zählen wir den Feind,
nicht die Gefahren all,
der Bahn, der kühnen, folgen wir,
die uns geführt Lassalle."