Mit Melone, Zweifingerschnurrbart und großen Latschen watschelt er herum, der Tramp. Viele Filmausschnitte in der Ausstellung beweisen: Schon in den ersten Streifen schuf Chaplin diese markante Ikone. Und die Presse machte ab 1915 fleißig mit, erklärt Kurator Hans-Peter Reichmann.
"Aus Ermangelung an Starfotografien hatten die Fan-Magazine zurückgegriffen auf Zeichner. Daraus haben sich Reduktionen ergeben. Das waren die Ikonen, die Reduktionen des Tramp!"
Bald warben auch die Studios mit Piktogrammen für Chaplin-Filme. Der Tramp überstrahlte den echten Charles Spencer Chaplin. Denn sein Gesicht kennt man auch heute kaum, wie der Besucher an Fotografien von 1915 bis 1925 überrascht feststellt. Yvan Goll mokierte sich 1920 denn auch in einer Groteske darüber: Hier versuchte der Tramp vergeblich, seinem eigenen Image zu entkommen. Und Kurt Tucholsky fand, Charlie rühre an das Kind im Menschen. Das fand die Spielzeugindustrie auch und flutete die Kinderzimmer mit Holzpuzzles, Figürchen, Marionetten, Hampelmännern und natürlich Comics. Die gerieten schon mal seltsam, zum Beispiel der italienische Charlot Poliziotto. Der rauchte Pfeife und jagte die Verbrecher mit einer Knarre in der Hand, schmunzelt Sammler Wilhelm Staudinger.
"Ein sehr hässlich gezeichneter Superheld, völlig abwegig von den Charakteren seiner Filme! Ja, er wurde halt genommen, weil er ein geliebter Charakter war."
Solche Ausreißer waren unvermeidlich, wenn die Hersteller nur eine Lizenz brauchten und dann produzierten, was sie wollten. Plastikmasken, T-Shirts, Türklingeln, Löffelhalter, Salzstreuern, Tabakdosen, Plattenspielern, Medaillen, erzählt Wilhelm Staudinger:
"Wenn das von einer Merchandising-Firma übernommen worden wäre, wie bei Mickey Mouse, da weiß man, das wird immer so dargestellt, nie hässlich. Bei Chaplin war das nicht der Fall."
Viele Comicfiguren wie eben Mickey Mouse werden mit der Zeit immer faltenfreier. Der Tramp aber entknitterte nicht. Man sieht das sehr schön an den Figuren aus Porzellan, Plastik und Glas. Der Grund ist einfach: Wir lieben den Kerl, weil er so bemitleidenswert gebeutelt wie seine Hose zerbeult ist. Ein rundum positiver Genosse, fand auch die Werbung, und schnell posierte der Tramp für Schuhe, Kartoffelchips oder Computer! Und in Nachrichtenmagazinen dreht sich Charlie immer wieder auf dem Riesenzahnrad in der Fabrik.
"Wenn es einen Bericht gibt über Humanisierung, Entfremdung in der Arbeitswelt, kann man fast sichergehen, nimmt man eines der Motive aus 'Modern Times'."
Das ist auch deshalb beeindruckend, weil die Chaplin-Erben ziemlich eifersüchtig über die Bildrechte wachen. Trotzdem: Homer Simpson und Alf ahmten Charlie Chaplin ebenso nach wie Stan Laurel oder Michael Jackson. Hans Peter Reichmann kommt es so vor, als ob....
"...es Millionen gibt, die das als Piktogramm sehen, diese Figur, aber noch nie einen Chaplin-Film gesehen haben!"
In Youtube-Clips leben die Charlies weiter: Der Tramp ruckelt als Legomännchen durchs Bild, und der große Diktator schreckt uns auf, damit wir die Piratenpartei wählen. Leider sind die Tablet-Computer, auf denen das zu sehen ist, geradezu versteckt. Der Besucher soll wohl eher nostalgisch zwischen den Archivkisten und Filmplakaten wandeln - wie auf dem Flohmarkt. Tun lässt sich nur wenig, zum Beispiel in den nachgedruckten Büchern blättern. Aber auch da versinkt man herrlich. Und begreift: Der Tramp, das war die erste, weltweite Ikone des Filmzeitalters!
"Aus Ermangelung an Starfotografien hatten die Fan-Magazine zurückgegriffen auf Zeichner. Daraus haben sich Reduktionen ergeben. Das waren die Ikonen, die Reduktionen des Tramp!"
Bald warben auch die Studios mit Piktogrammen für Chaplin-Filme. Der Tramp überstrahlte den echten Charles Spencer Chaplin. Denn sein Gesicht kennt man auch heute kaum, wie der Besucher an Fotografien von 1915 bis 1925 überrascht feststellt. Yvan Goll mokierte sich 1920 denn auch in einer Groteske darüber: Hier versuchte der Tramp vergeblich, seinem eigenen Image zu entkommen. Und Kurt Tucholsky fand, Charlie rühre an das Kind im Menschen. Das fand die Spielzeugindustrie auch und flutete die Kinderzimmer mit Holzpuzzles, Figürchen, Marionetten, Hampelmännern und natürlich Comics. Die gerieten schon mal seltsam, zum Beispiel der italienische Charlot Poliziotto. Der rauchte Pfeife und jagte die Verbrecher mit einer Knarre in der Hand, schmunzelt Sammler Wilhelm Staudinger.
"Ein sehr hässlich gezeichneter Superheld, völlig abwegig von den Charakteren seiner Filme! Ja, er wurde halt genommen, weil er ein geliebter Charakter war."
Solche Ausreißer waren unvermeidlich, wenn die Hersteller nur eine Lizenz brauchten und dann produzierten, was sie wollten. Plastikmasken, T-Shirts, Türklingeln, Löffelhalter, Salzstreuern, Tabakdosen, Plattenspielern, Medaillen, erzählt Wilhelm Staudinger:
"Wenn das von einer Merchandising-Firma übernommen worden wäre, wie bei Mickey Mouse, da weiß man, das wird immer so dargestellt, nie hässlich. Bei Chaplin war das nicht der Fall."
Viele Comicfiguren wie eben Mickey Mouse werden mit der Zeit immer faltenfreier. Der Tramp aber entknitterte nicht. Man sieht das sehr schön an den Figuren aus Porzellan, Plastik und Glas. Der Grund ist einfach: Wir lieben den Kerl, weil er so bemitleidenswert gebeutelt wie seine Hose zerbeult ist. Ein rundum positiver Genosse, fand auch die Werbung, und schnell posierte der Tramp für Schuhe, Kartoffelchips oder Computer! Und in Nachrichtenmagazinen dreht sich Charlie immer wieder auf dem Riesenzahnrad in der Fabrik.
"Wenn es einen Bericht gibt über Humanisierung, Entfremdung in der Arbeitswelt, kann man fast sichergehen, nimmt man eines der Motive aus 'Modern Times'."
Das ist auch deshalb beeindruckend, weil die Chaplin-Erben ziemlich eifersüchtig über die Bildrechte wachen. Trotzdem: Homer Simpson und Alf ahmten Charlie Chaplin ebenso nach wie Stan Laurel oder Michael Jackson. Hans Peter Reichmann kommt es so vor, als ob....
"...es Millionen gibt, die das als Piktogramm sehen, diese Figur, aber noch nie einen Chaplin-Film gesehen haben!"
In Youtube-Clips leben die Charlies weiter: Der Tramp ruckelt als Legomännchen durchs Bild, und der große Diktator schreckt uns auf, damit wir die Piratenpartei wählen. Leider sind die Tablet-Computer, auf denen das zu sehen ist, geradezu versteckt. Der Besucher soll wohl eher nostalgisch zwischen den Archivkisten und Filmplakaten wandeln - wie auf dem Flohmarkt. Tun lässt sich nur wenig, zum Beispiel in den nachgedruckten Büchern blättern. Aber auch da versinkt man herrlich. Und begreift: Der Tramp, das war die erste, weltweite Ikone des Filmzeitalters!