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Nachhaltigkeit im Fußball
Kaenzig: "Vieles ist für die Generation Z im Fußball nicht nachvollziehbar"

Ilja Kaenzig, Geschäftsführer vom VfL Bochum, hat den Profifußball im Dlf zu einem Umdenken bei der Nachhaltigkeit aufgefordert. Die neue Generation würde sehr anders ticken und erwarte deutlich mehr vom Fußball in diesem Bereich.

Ilja Kaenzig im Gespräch mit Matthias Friebe |
Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung beim VfL Bochum
Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung beim VfL Bochum (imago )
Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung beim VfL Bochum, hat darauf hingewiesen, das der Verein in der Bundesliga in diesem Jahr auf 100 Millionen Euro Umsatz komme müsse, um eine Chance zu haben, sich im Fußball-Oberhaus zu etablieren. In der 2. Liga hatte man noch Umsätze in Höhe von 30 Millionen Euro erlöst, sagte der Schweizer Fußballfunktionär im Dlf.
Man mache in Bochum aber keine verrückte Dinge: "Wir haben keinen Mäzen, keinen Investor, wir müssen uns alles selber erarbeiten" und man fahre eher nach dem Prinzip "kontrollierte Offensive". Der VfL war 2021 nach elf Jahren in der 2. Liga wieder in die Bundesliga aufgestiegen.

Erfolgsfaktor Ruhe und Kontinuität

Dabei gebe es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Wachstum des Kaderwertes und der erzielten Punkte. Also: Je höher der Marktwert der Spieler im Kader sei, desto mehr Punkte erspiele sich ein Klub im Laufe der Saison, erklärte Kaenzig, der sein Handwerk in jungen Jahren bei Rainer Calmund bei Bayer Leverkusen gelernt hatte.
Dabei verwies er auf die Erfolgsformel Ruhe und Kontinuität, nach der sein Verein handele: "Aus klaren Struktren entsteht Vertrauen und aus Vertrauen Ruhe und Ruhe ist die Grundvoraussetzung für Kontinuität. Und das ist der Erfolgfaktor Nummer 1 im modernen Fußball. Das können sie in allen Tabellen im In- und Ausland ablesen." Ein Problem sei aber, dass die Einkommensschere immer mehr aufgehe, weil die Vereine in internationalen Wettbewerben viel Geld verdienen können.

Die Generation Z tickt völlig anders

Bei der anstehenden Energiekrise seien dabei für den Profifußball nicht die steigenden Energiekosten das Problem. "Das Problem ist die soziale und die politische Dimension", sagte Kaenzig. Dabei verwies er vor allem auf die neue Genereration, die deutlich mehr Nachhaltigkeit vom Fußball erwarte.
"Vieles ist für die Generation Z im Fußball nicht nachvollziehbar", sagte er. "Erklären sie mal der Generation von morgen, warum in der 1. Qualifikationsrunde für die Conference League eine Mannschaft aus Island nach Kasachstan fliegen muss und umgekehrt, um 90 Minuten Fußball zu spielen. Das macht keinen Sinn mehr, wenn man von Ressourcen redet", sagte er. Auch Flutlichtspiele werden sicher bald von der Gesellschaft hinterfragt werden.
Dies werde für den Fußball ein schmerzhafter Prozess, weil die Fans die jetzt kommen, sehr anders denken würden.