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Illegales Tropenholz
Afrikanisches Blut am deutschen Gartenstuhl

Holzfällerunternehmen im Tropischen Regenwald zahlen Schutzgelder und Wegzölle an Rebellen und finanzieren so indirekt Bürgerkriege zum Beispiel in Zentralafrika mit. Die EU habe das Problem zwar erkannt, ihre Gegenmaßnahmen seien aber bisher wirkungslos, beklagte Jannes Stoppel von Greenpeace im DLF.

Jannes Stoppel im Gespräch mit Jule Reimer |
    Regenwald auf Tasmanien
    Holz aus dem Tropischen Regenwald gelangt immer wieder auf illegalem Weg nach Europa. (dpa / picture alliance / Chad Ehlers)
    Jule Reimer: Nicht nur an Diamanten kann Blut kleben, möglicherweise auch am Gartenstuhl – so konnten die Rebellen und Antirebellen 2013/2014 ihren blutigen Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik, nach Recherchen der britischen Organisation Global Witness, über Schutzgelder und Wegezölle finanzieren, die die Holzfällerunternehmen dort zahlten. Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieses Holzes landete übrigens in Deutschland. In Hamburg bin ich mit Jannes Stoppel verbunden, Tropenholzexperte bei Greenpeace. Herr Stoppel, eigentlich gibt es ja eine EU-Richtlinie, die erlassen wurde, um zu vermeiden, dass illegal geschlagenes Holz überhaupt in die EU importiert wird. Warum funktioniert die nicht?
    Jannes Stoppel: Ja, gute Frage. Guten Tag, erst mal. Also sie funktioniert in gewisser Weise schon, es wurde ja in 2013 diese Richtlinie in Kraft getreten und die Gesetze in den nationalen Ländern der EU teilweise zumindest verabschiedet, Behörden wurden aufgebaut, Kontrollen wurden angefangen, und insofern wird sich dem Thema schon gewidmet, die Frage ist nur, inwiefern ist es effektiv bis jetzt.
    Reimer: Deutschland hat diese Richtlinie umgesetzt – Sie sagten es bereits –, die Einzelstaaten hatten da offenbar einen gewissen Gestaltungsspielraum. Wie muss man sich das vorstellen? Da kommt eine Holzlieferung an – wie wird die kontrolliert?
    Stoppel: Die wird erst mal so per se nicht direkt kontrolliert. Das, was die EUTR leistet, ist, dass sie die nationalen Behörden verpflichtet, die Marktteilnehmer insofern zu kontrollieren, dass sie ein Sorgfaltspflichtsystem umsetzen, sprich eine verbesserte Risikoanalyse machen müssen, bevor sie Holzwaren aus dem Ausland auf den europäischen Markt bringen.
    Stoppel: Es fehlt an Ermittlungskapazitäten
    Reimer: Und wie sieht das praktisch aus?
    Stoppel: Ja, das ist die große Frage. Also praktisch sieht es dann so aus, dass ein Marktteilnehmer auf jeden Fall erst mal so ein System für sich implementieren sollte oder muss, um das Risiko zu minimieren, dass sie illegale Ware aus dem Ausland kaufen. Das ist ein großer Papierwust, weil für die Behörden ist es natürlich unglaublich komplex, die Lieferketten bis in die Tropenwaldregion oder gerade die Tropenwaldregion zurückzuverfolgen, und man muss sich dann natürlich von Behördenseite immer auf die Papiere der jeweiligen Regionen oder Länderbehörden der Produzentenländer verlassen, und das ist das große Problem.
    Reimer: Das sagt eben auch dieser Händler, den unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" befragt hat, der sagte, er hatte eben entsprechende Papiere gehabt, die belegten, dass alles mit den Gesetzen der Zentralafrikanischen Republik einherging, was da eingeschlagen wurde und passierte.
    Stoppel: Genau, und da haben wir den Kern des Problems, weil wir haben auch schon von Greenpeace-Seite Fälle aufgedeckt, wo wir ganz klar illegales Holz aus dem Kongo hier auf dem deutschen Markt gefunden haben.
    Reimer: Sie meinen jetzt Demokratische Republik Kongo.
    Stoppel: Genau, Demokratische Republik Kongo. Und da war auch das Problem, dass die Papiere einfach gefälscht wurden, und letztendlich auch vor der Staatsanwaltschaft hier in Deutschland war es nicht möglich, diesen Fall weiter zu verfolgen, weil letztendlich die Möglichkeiten, bis in die Demokratische Republik Kongo zu ermitteln, sehr gering sind. Da fehlt es an Ermittlungskapazitäten bei den verantwortlichen Behörden, auch den politischen Willen, solche Fälle dann auch wirklich konsequent zu verfolgen.
    Reimer: Dann sagen Sie uns doch bitte noch in zwei Sätzen, was könnte man anders machen?
    Stoppel: Ja, anders machen ist eine große Aufgabe für alle Beteiligten, denke ich. Also das, was auf jeden Fall gut läuft, ist, dass die Außenwirkung der EUTR global gesehen Effekte hat in den Produzentenländern, das kann man einfach schon beobachten, und das ist sehr erfreulich. Das, was auf jeden Fall passieren muss, ist, dass in Deutschland, aber auch gerade in anderen EU-Ländern, die EUTR abschreckend umgesetzt wird, sprich wirklich Kontrollen stark umgesetzt werden und dann halt auch die Fälle, die gefunden werden, zu Sanktionen führen, und das lief bisher noch nicht.
    Reimer: Vielen Dank! Das war Jannes Stoppel von Greenpeace zu Importkontrollen bei Tropenholz.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.