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Im Bann der Propaganda

Wirtschaftlich geht es Nordkorea schlecht: Das Land ist von der Unterstützung der Volksrepublik China abhängig. Wie aber schaffen es die normalen Bewohner, unter diesen Bedingungen zu überleben?

Von Peter Kujath |
    In 25 Minuten, so die chinesische Flugbegleiterin, landen wir in Pjöngjang, der nordkoreanischen Hauptstadt. Das erste, was dann auffällt, sind die fehlenden Flugzeuge, die eigentlich auf den holprigen Betonplatten unterwegs sein müssten. An diesem Tag landet und startet allein die Maschine aus Peking. Dabei ist Pjöngjang mit über einer Million Einwohner die Hauptstadt eines Landes, das Anfang der 70er-Jahre dem koreanischen Nachbarn im Süden wirtschaftlich überlegen war. Das änderte sich jedoch drastisch mit dem Zusammenbruch des Ostblocks, dessen verbilligte Rohstoff- und Konsumgütereinfuhr Nordkorea sehr genützt hatte. Übrig geblieben und unangefochten sind die Ideologie und der Personenkult in dem weitgehend isolierten Land.

    Lieder zur Verherrlichung der politischen Führung stehen immer noch auf der Tagesordnung, und man hört sie auf den Straßen in Pjöngjang aus den Lautsprechern dröhnen.

    Aber zurück zum Flughafen. An der Fassade des Hauptgebäudes ist ein großes Porträt von Kim Il Sung, dem Staatsgründer angebracht, der freundlich lächelnd die wenigen Reisenden begrüßt.

    Am Flughafen werden ich von Herrn O abgeholt.

    "Im Jahr 2012 wird unser Volk den 100. Geburtstag unseres Präsidenten Kim Il Sung begehen. Präsident Kim Il Sung war für unser Volk der Gründer des sozialistischen Koreas. Er hat unser Volk von der Unterjochung der Japaner befreit und als die Amerikaner uns wiederum angreifen wollten in den 50er-Jahren, hat er unser Volk zum Sieg geführt. Alle Etappen der Revolution hat er siegreich durchgeführt. Deshalb sagen wir, dass Präsident Kim Il Sung viel für uns ist.""

    Jin Myong O ist Generalsekretär der deutsch-koreanischen Freundschaftsgesellschaft und betreut die wenigen deutschen Journalisten, die nach Nordkorea einreisen dürfen. Betreuung heißt in diesem Fall, dass er sie ständig begleitet. Sich allein in der Stadt zu bewegen, ist nicht gestattet – um die Bevölkerung nicht zu verunsichern, wie es offiziell heißt. Mit wem gesprochen werden darf, entscheidet ebenfalls Herr O und organisiert im Vorfeld die Gesprächspartner. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die meisten Interviews mit einer politischen Aussage beginnen.

    "Unsere Sportschule wurde im Jahr 1955 gegründet. Dank der Fürsorge von Präsident Kim Il Sung. Das bedeutet, dass wir schon auf 55 erfolgreiche Jahre zurückblicken."

    Kim Il Sung ist der "geliebte Führer", der auch über seinen Tod hinaus der ewige Präsident dieses irritierenden Landes bleibt. Er ist in der nordkoreanischen Ideologie eine Art "Übervater", dessen weiser Rat den Koreanern überhaupt erst ein Überleben ermöglichte, wie es etwas überspitzt der Nordkorea-Spezialist B.R. Myers formulierte.

    "In diesem Buch ziele ich darauf ab, die vorherrschende Ideologie in Nordkorea zu erklären. Keineswegs komplex kann sie zusammengefasst werden in einem einzelnen Satz: das Koreanische Volk ist von zu reinem Blut und daher zu tugendhaft, als dass es in dieser Welt des Bösen ohne einen großen, elterlichen Führer überleben könnte. Im Gegensatz zu den Sowjetbürgern unter Stalin oder den Chinesen unter Mao, lernen die Nordkoreaner mehr über ihre Führer, als dass sie von ihnen etwas lernen. Der offizielle Blick auf die Welt drückt sich sehr direkt und unbefangen in der inländischen Propaganda für die Massen aus und weniger in ideologischen Traktaten."

    Und die heutige Propaganda legt noch immer großen Wert auf den Staatsgründer Kim Il Sung. Aber natürlich darf im Gespräch mit den Offiziellen in Nordkorea auch der Bezug auf den Sohn und aktuellen Herrscher, den "Großen General" Kim Jong Il nicht fehlen.

    "Auch Genosse Kim Jong Il hat großes Interesse an der Sportschule und an Fußballspielen generell. In unserem Land gibt es über 200 Kreisbezirke, und in jedem Bezirk gibt es eine solche Sportschule, wo Kinder ausgebildet werden. Im Sommer tragen sie dann untereinander Wettbewerbe aus."

    Und seine Schule, so der Direktor, habe dabei im Fußball den ersten Platz belegt. An der Wand in der Eingangshalle in Pjöngjang, der nordkoreanischen Hauptstadt, hängen zudem eine Reihe von Bildern früherer Absolventen.

    Die nordkoreanische Sportförderung ist etwas, das der Staat ausländischen Besuchern gerne zeigt, auch wenn die Einrichtungen schon etwas älter sind und sich das Parkett in den Hallen wölbt.

    Ein Stockwerk höher trainieren Mädchen und Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren verschiedene Judo-Wurftechniken.

    "Ich stehe normalerweise um sechs Uhr morgens auf und gehe erst einmal joggen. Dann komme ich zurück nach Hause und bereite mich auf die Schule vor, weil ich Vormittags in den normalen Unterricht muss. Da lerne ich zusammen mit den anderen Kindern, ehe ich am Nachmittag hierher komme, um streng nach Plan mein Training zu absolvieren."

    Das könnte auch der Tagesablauf eines jungen Leistungssportlers in einem anderen Land sein. Wenn es aber um die ideologische Vermarktung der sportlichen Erfolge geht, dann ist Nordkorea eine eigene Kategorie.

    "Die Judo-Kämpferin Kye Sun Hui hat am 27. Juli 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta die Goldmedaille gewonnen. Und das war genau der Jahrestag unseres Sieges im Koreakrieg. Weil Kye Sun Hui eben an diesem Tag den 1. Platz belegt hatte, wehte am Jahrestag unsere Flagge in den USA."

    Das ist eine Geschichte, die von der nordkoreanischen Propaganda dankbar ausgeschlachtet wurde. Dass dabei die historischen Fakten zurechtgebogen werden müssen, spielt keine Rolle. Der Koreakrieg endete 1953 mit einem Waffenstillstand, der übrigens bis heute in Kraft ist und die Grundlage für die fragilen Beziehungen zu den USA und Südkorea darstellt. In dem dreijährigen Krieg wurde mit wechselnden Erfolgen und auf beiden Seiten mit äußerst brutalen Methoden gekämpft, um zurück am Ausgangspunkt besagten Waffenstillstand abzuschließen. In der nordkoreanischen Propaganda ist das trotzdem einer der vielen Siege, die Kim Il Sung und später sein Sohn Kim Jong Il errungen haben.

    Selbstverständlich sind diese Taten in heroischen Liedern verewigt: "Lasst uns den großen Führer mit unseren Waffen unterstützen," heißt dieser Marsch. Die äußere Bedrohung durch die USA wird von der nordkoreanischen Propaganda genutzt, um den eigenen Bürgern die Notwendigkeit der "Militär-zuerst-Politik" zu erklären, die dem Volk zahlreiche Entbehrungen abverlangt, und die auch der Direktor der Sportschule in Pjöngjang einräumt.

    "Obwohl sich unser Land wirtschaftlich derzeit in einer schwierigen Lage befindet, sorgt der Staat dennoch dafür, dass jedes Kind hier an unserer Schule 3200 bis 4000 Kilokalorien zu sich nimmt."

    Das ist eine Menge, die anderen Menschen in Nordkorea sicher nicht zur Verfügung steht. Das World Food Programm verteilt seit den Hungerkatastrophen in den 90er-Jahren Nahrungsmittel. Die zuständige Leiterin, Lena Savelli, würde gerne mehr tun, aber nachdem die Demokratische Volksrepublik Korea, wie das Land offiziell heißt, im Frühjahr 2009 erneut einen atomaren Sprengsatz sowie eine Langstrecken-Rakete testete, bleiben Spenden aus.

    "Das World Food Programm geht davon aus, dass rund 1,7 Millionen Menschen in Nordkorea Nahrungsmittel brauchen. Bedauerlicherweise haben wir nicht die Menge an Spenden erhalten, die wir uns erhofften. Wir versorgen zurzeit 1,4 Millionen Menschen, vor allem nordkoreanische Frauen und Kinder. Aber wir sind nur in der Lage, ihnen einen Teil der Waren zu geben, die wir eigentlich für nötig erachten."

    Auch die Welthungerhilfe ist in Nordkorea präsent. Ende letzten Jahres hatte das Land seine Währung umgestellt und damit große Verunsicherung ausgelöst. Johann van der Kamp, Leiter der Welthungerhilfe in Nordkorea, musste deshalb miterleben, dass es für kurze Zeit eigentlich gar nichts zu essen gab.

    "Ich kann bestätigen, dass bis zum halben Februar die meisten Läden geschlossen waren. Es war also nicht möglich, sogar nicht für Ausländer, Nahrungsmittel zu kaufen."

    In Nordkorea gibt es ein staatliches Verteilsystem für Nahrungsmittel aber auch Dienstleistungen wie den Friseurbesuch. Doch dieses System funktioniert seit Beginn dieses Jahrtausends nicht mehr richtig und viele Menschen mussten zum Überleben auf dem Land oder den wenigen Märkten Nahrungsmittel kaufen. Das führte dazu, dass sich auch im sozialistischen Nordkorea kleine Händler etablierten und vor allem über die Grenze zu China immer mehr Güter privat eingeführt und verkauft wurden.

    "Es ist absolut so, dass da eine Schattenwirtschaft ist. Es werden zum Beispiel Nahrungsmittel verkauft durch ältere Frauen. Die sieht man auch an der Straßenseite. Die haben kleine Taschen bei sich und verkaufen dann kleine Brötchen oder Äpfel oder solche Sachen. Wie groß der Schattenmarkt oder der graue Markt ist, das wissen wir nicht."

    Die Währungsumstellung Ende letzten Jahres brachte dieses System kurzzeitig zum Erliegen. Denn die Abwertung des koreanischen Won im Verhältnis von 1 zu 100 hatte auch den Sinn, die wachsende Zahl der Händler einzuschüchtern und die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft zurückzugewinnen. Für den Umtausch in neues Geld gab es eine Obergrenze, sodass die Umstellung de facto einer Enteignung gleichkam. Außerdem war vorübergehend der Besitz und Gebrauch von Devisen verboten. Gerüchten zufolge kam es vereinzelt zu spontanen Unmutsäußerungen.

    Von einem organisierten Widerstand kann aber angesichts der strengen Kontrolle durch die Armee und den Geheimdienst aber auch wegen der jahrzehntelangen äußerst effektiven Propaganda nicht die Rede sein. Dennoch hat das Regime nach der misslungenen Währungsumstellung reagiert und die Verantwortlichen kurzerhand hingerichtet.

    "Wir haben auf dem Inter-Agency-Meeting, wo sich verschiedene Organisationen wöchentlich treffen, da haben wir darüber gesprochen und es ist von mehreren Leuten gesagt worden, dass das höchstwahrscheinlich wahr ist, dass er umgebracht worden ist. Natürlich bekommt man eine Bestätigung für so etwas normalerweise nicht."

    Mittlerweile hat sich die Versorgungslage wieder etwas entspannt. Außerhalb von Pjöngjang breiten fliegende Händler, die wenigen Waren neben ihrem Fahrrad aus – jederzeit bereit, alles schnell wieder zusammenzupacken. Beim Besuch des einzigen Hamburger-Restaurants in der nordkoreanischen Hauptstadt sieht man die einheimischen Gäste ihre Pommes Frites oder ihren Burger wieder mit Dollar bezahlen. Trotz verschärfter UN-Sanktionen findet man in der Hauptstadt neben den klapprigen Bussen Luxusautos der bekannten Marken auf den Straßen, telefoniert die politische Oberschicht mit ihren Handys, während andere auf den wenigen Grünflächen nach essbaren Gräsern suchen.

    "Wir haben diesen Wechsel gemacht, da werde ich ganz ehrlich sein: Also bis letztes Jahr war die Inflation bei unserer Währung stark. Wir wollen unsere nationale Währung verteidigen. Deshalb haben wir das gemacht."

    Jin Myong O, der Generalsekretär der deutsch-koreanischen Freundschaftsgesellschaft, bemüht sich die Ereignisse irgendwie mit der politischen Linie in Einklang zu bringen.

    "Aber da gab es einige Mistakes von den Fachleuten. Deshalb gab es ein bisschen Chaos, aber dadurch konnten wir doch noch überzeugen, dass die Geschlossenheit rings um General Kim Jong Il ganz stark war. In einem anderen Land, wenn es nach dem Währungswechsel solch ein Chaos gegeben hätte, dann wären die Regierung in anderen Ländern plötzlich mal untergehen."

    Wirtschaftlich geht es Nordkorea schlecht. Das Land ist von der Unterstützung der Volksrepublik China abhängig – vor allem nachdem Südkorea seine Unterstützung eingestellt hat. Der konservative Präsident, Lee Myung-bak, fordert seit seinem Amtsantritt im Februar 2008 beharrlich: Zuerst müsse es Zugeständnisse in der Frage des nordkoreanischen Atomprogramms geben, ehe Südkorea wieder Wirtschaftshilfe, Dünger oder Nahrungsmittel liefern werde.

    Die Hauptstadt Pjöngjang mit ihren Prachtbauten zu Ehren Kim Il Sungs, der Juche-Idee oder dem nordkoreanischen Chollima, eines mystisch geflügelten Pferdes, erinnert ein wenig an die Hauptstädte der früheren Ostblockstaaten. Auch die Busse und Trambahnen, die die Menschen aus den Vororten zu den Arbeitsplätzen transportieren müssen, stammen noch aus den früheren Volksrepubliken Ungarn oder der Tschechoslowakei. Private Autos sind nur für die Mitglieder der schmalen Oberschicht vorgesehen. Da viele Fabriken still stehen, werden die Menschen beschäftigt, indem sie ohne den Einsatz von Maschinen auf den Feldern arbeiten oder Straßen bauen. An den zahlreichen Feiertagen zu Ehren der Kims, der Partei der Arbeiter, der Volksbefreiungsarmee oder der vielen, angeblichen Siege finden Massenveranstaltungen statt, die für die Menschen verpflichtend sind.

    Wer die Prachtstraßen der Hauptstadt verlässt und ein wenig übers Land fährt, der stellt schnell fest, was alles nicht funktioniert. Johann van der Kamp, der Leiter der Welthungerhilfe in Nordkorea, muss seine Reisen zwar auch anmelden und wird dann ebenfalls von seinem nordkoreanischen Aufpasser begleitet, aber er hat sich dennoch einen Eindruck verschaffen können.

    "Wir sehen das auch, weil fließendes Wasser in den Dörfern, in denen wir arbeiten, gibt es fast nicht. Elektrizität, was wir hören, und unsere eigenen Erfahrung nach: Das sind nur ein paar Stunden pro Tag. Und da wo wir wohnen in Pjöngjang der Hauptstadt, da ist es schon so, dass man fast immer Strom hat."

    Wie aber schaffen es die normalen Bewohner unter diesen Bedingungen zu überleben? Wer kann, baut etwas Gemüse oder Obst an. Bauern haben neben der Kollektivwirtschaft das Recht, für den eigenen Gebrauch etwas anzubauen, eine Ziege oder ein Schwein zu halten. In den Wohnvierteln der Städte werden die Grünflächen zum gleichen Zweck genutzt oder auf dem Balkon Tomaten und anderes großgezogen. Und dann gibt es da noch das Geld, das von den Nordkoreanern, die in Südkorea oder Japan leben, in die Heimat geschickt wird.

    "Das ist natürlich illegal und es gibt viele Anekdoten unter den nordkoreanischen Flüchtlingen. Der südkoreanische Nachrichtendienst hat mir zum Beispiel einmal erzählt, dass man dafür streng bestraft und auch geschlagen werden könnte. Darauf habe ich aber nur erwidert: Wenn es wirklich diese Strafe gibt, dann nehme ich auch die Prügel auf mich. Es ist nämlich meine Pflicht, meiner Familie auch weiterhin Geld zu schicken."

    Die 31-jährige Seo-Hyun Park ist 2003 über die Volksrepublik China nach Südkorea geflohen. Ihre Familie musste sie zurücklassen und damit rechnen, dass diese in Sippenhaft genommen wird. Über Vermittler, meist koreanisch-stämmige Chinesen, die in der Grenzregion zwischen China und Nordkorea leben und kein Visum zum Grenzübertritt brauchen, hat sie es geschafft, wieder Kontakt aufzunehmen. Seitdem schickt sie regelmäßig Geld nach Nordkorea. Die Kontrolle, ob das auch wirklich ankommt, ist äußerst schwierig.

    "In 70 Prozent der Fälle kann ich mich auf den Vermittler verlassen. Aber jeder hat seine eigenen Kontakte und seine eigenen Erfahrungen gemacht. Die Schwierigkeit liegt darin, ob ich den Vermittlern vertrauen kann. Wenn ich zum Beispiel einen Brief von meiner Mutter bekomme und darin steht: 'Ich habe dein verdientes Geld in chinesischer Währung erhalten; du hast es bestimmt auch sehr schwer ... '. Dann klingt das ganz gut. Aber es kann ja auch sein, dass jemand daneben steht, und sie gezwungen hat, all dies zu schreiben. Aber da ich als Erwachsene geflüchtet bin, erkenne ich die Schrift meiner Mutter und die von meiner älteren Schwester. Nordkoreanisches Papier ist zudem anders. Ich kann das an den Linien oder beim Falten unterscheiden. Ein Blatt Papier von guter Qualität lässt sich leicht falten, aber die Falte eines nordkoreanischen Blattes ist sehr rau. Man muss genau hinschauen, aber auf diese Weise kann ich mir ein Bild machen, ob der Brief authentisch ist."

    Wie viel Geld so nach Nordkorea fließt, weiß keiner zu sagen. In Südkorea wurden 2008 knapp 3000 nordkoreanische Flüchtlinge offiziell registriert. In China sollen es zwischen Zwanzig- bis Dreißigtausend sein. Verlässliche Zahlen gibt es jedoch nicht. Sicher ist, dass auf diesem Weg auch Informationen in das ansonsten abgeschlossene Land eindringen. Generell gilt, dass man verlässliche Informationen eher außerhalb von Nordkorea als im Land selbst erhält. Fragen nach dem Gesundheitszustand von Kim Jong Il sind tabu, ebenso wie Spekulationen um seine Nachfolge. Deshalb war es ein wenig verwunderlich, dass der Generalsekretär der deutsch-koreanischen Freundschaftsgesellschaft, Jin Myong O, im staatlichen Briefmarken-Design-Zentrum die Frage nach Kim Jong Un, dem jüngsten Sohn von Kim Jong Il, zuließ. Angeblich soll der wahrscheinlich 1982 Geborene Nachfolger seines Vaters werden. Damit wäre die dynastische Herrschaftsfolge in der Juche-Dynastie gesichert. Der Vizedirektor der staatlichen, nordkoreanischen Briefmarkenfirma antwortete auf die Frage, ob man eine Sondermarke mit Kim Jong Un plane, mit einem Ja, auch wenn der Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht feststehen würde.