"Keine Gewalt ist R/recht", steht draußen an der Schulwand im Lager Kakuma. Drinnen ein Raum mit 40 Quadratmetern Fläche. Es ist eine Grundschulklasse. Die Wände und das Dach sind aus Wellblech, die Fenster aus einem groben Drahtgitter. Alle Schüler sitzen oder knien auf dem Boden. In dem völlig überfüllten Raum gibt es nur eine Tafel und ein Pult für den Lehrer, damit genügend Platz bleibt für die Kinder, erklärt Schulleiterin Maureen Ogutu.
"In dieser Klasse sind 170 Schüler, idealerweise sollten es nur 50 sein. Wenn wir Tische und Stühle hätten, müssten wir Kinder vom Unterricht fernhalten, weil sie erst recht nicht in den Raum passen würden. Eine Klasse wie diese müsste eigentlich drei Lehrer haben, aber weil das Fördergeld nicht reicht, steht hier nur ein Lehrer vor 170 Schülern."
"In dieser Klasse sind 170 Schüler, idealerweise sollten es nur 50 sein. Wenn wir Tische und Stühle hätten, müssten wir Kinder vom Unterricht fernhalten, weil sie erst recht nicht in den Raum passen würden. Eine Klasse wie diese müsste eigentlich drei Lehrer haben, aber weil das Fördergeld nicht reicht, steht hier nur ein Lehrer vor 170 Schülern."
Der Unterricht beginnt eine Stunde nach dem Morgengrauen, damit die Schüler und Schülerinnen im Tageslicht zur Schule kommen können. Diese Klasse hat um 12 Uhr Schulschluss:
"Das hier ist die Morgenschicht. Noch eine solche Klasse mit mehr als 170 Kindern kommt am Nachmittag."
Zehn Schüler, ein Schulbuch
Der lutherische Weltbund, Betreiber der Schule, will nun die Ausbildung beschleunigen, damit mehr Schüler teilnehmen können. Doch es fehlt das Geld für die nötigsten Unterrichtsmaterialien. Im Englischunterricht sind heute Singular und Plural dran. Der Lehrer schreibt Beispiele an die Tafel und die Kinder wiederholen im Chor. Anders sei hier kein Unterricht möglich.
"Zehn Schüler teilen sich ein Schulbuch. Wie soll das funktionieren?"
"Zehn Schüler teilen sich ein Schulbuch. Wie soll das funktionieren?"
Gegenüber, auf der anderen Seite des sandigen Schulhofs, sind die Klassen der älteren Schüler. Hier gibt es Tische und Stühle. Vier bis fünf Schüler sitzen gedrängt auf einer Schulbank. Im Matheunterricht geht es um die Umrechnung von Maßen, Gewichten und Preisen. An die abgewetzte Tafel schreibt Lehrer Ramadan Salin eine Tabelle mit vielen Zahlen aus dem Lehrbuch ab. Denn es gibt nur genau 5 Lehrbücher für 116 Schüler in der Klasse.
"Wenn man alles auf die Tafel geschrieben hat, stellt man fest, dass die Schüler auf der anderen Seite des Raums nichts lesen können und muss alles noch mal auf die andere Tafel schreiben. Das dauert dann 20 Minuten. Da bleibt kaum Zeit für den Unterricht."
"Wenn man alles auf die Tafel geschrieben hat, stellt man fest, dass die Schüler auf der anderen Seite des Raums nichts lesen können und muss alles noch mal auf die andere Tafel schreiben. Das dauert dann 20 Minuten. Da bleibt kaum Zeit für den Unterricht."
Gefahr bei Sonnenuntergang
Besonders für die älteren Schüler, die vor ihrer Abschlussprüfung stehen, sind das schlechte Lernbedingungen. Zwar gibt es nach der Schule zusätzliche Vorbereitungskurse, an denen können aber die Mädchen nicht teilnehmen. Denn ab sechs Uhr wird es dunkel und dann droht Gefahr, berichtet die 15-jährige Dhingjing Ramba.
"Wir gehen nachts nicht raus. Die Polizei sagt uns dann, bleibt zu Hause, Eure Familien wissen ja nicht, wo ihr seid."
Im Flüchtlingslager Kakuma gibt es 26 Grundschulen und nur fünf weiter führende Schulen.Es reicht für eine Mindestbildung, aber insbesondere junge Frauen haben es schwer einen Bildungsstand zu erreichen, der sie für gute Jobs qualifiziert. Und von den Männern möchte viele gerne das Flüchtlingslager nach der Schule verlassen. Nicht wenige in Richtung Europa.