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Im Goldrausch

Gold gilt als krisensichere Anlage. Daher treiben die Turbulenzen auf den Aktienmärkten den Goldpreis in die Höhe, die Feinunze war erstmals 1850 Dollar wert. Der Blick in die Schmuckschatulle kann also lohnen - wenn man grundlegende Regeln beachtet.

Von Anke Petermann | 19.08.2011
    "Das ist 585 Gold mit Zirkonia, das ist kein Brillant."

    Wie im Taubenschlag geht es zu beim Juwelier Rubin nahe der Frankfurter Hauptwache. Alle paar Minuten betreten neue Kunden den kleinen apricotfarben gehaltenen Laden. Punktstrahler lassen den Schmuck in den Vitrinen glitzern. Trotz des Ansturms nimmt sich Geschäftsführer Ibrahim Onaktug für jeden Kunden Zeit, prüft gewissenhaft jeden Ring, jede Kette mit der Lupe, liest den Stempel, wiegt, rechnet vor - so dass die Verkäufer nachvollziehen können, wie seine Preise zustande kommen..

    "Safir mit Diamanten, Smaragd mit Diamanten, das ist Glas, das ist auch Glas - garantiert.OK."

    Eva Meier, Name geändert, hat einen ganzen Stapel dünner Goldarmreifen ausgepackt, dazu Ketten und Ringe mit verschiedensten Steinen.
    "Das ist der Erbschmuck meiner Schwiegermutter, den verkaufe ich jetzt, bevor der beim nächsten Einbruch bei uns auch gestohlen wird, denn der Erbschmuck meiner Mutter ist komplett gestohlen worden."

    Goldenes zu Hause aufzubewahren, ist riskant, es im gebührenpflichtigen Schließfach bei der Bank unterzubringen, schmälert allerdings die Rendite. Eva Meier hat weder den Gold-Tageskurs kontrolliert, wie Verbraucherschützer empfehlen, noch hat sie online Vergleichsrechnungen auf den einschlägigen Goldankauf-Seiten angestellt. Sie vertraut dem Juweliergeschäft, das Ibrahim Onaktug seit zwanzig Jahren gemeinsam mit seinem Cousin Süleyman Aydin führt.

    "Das ist mir empfohlen worden."

    Mit mehr als 3000 Euro frischem Bargeld in der Tasche verlässt Eva Meier den Laden - zufrieden. Vor einigen Monaten schon begann der Ansturm auf den Goldankauf, konstatiert Andreas Frühwirt, Leiter der Frankfurter Niederlassung von Exchange, einem Unternehmen, das mit 18 Filialen bundesweit vertreten ist.

    "Es ist natürlich immer eine gute Gelegenheit, wenn der Preis so gut steht, Stücke zu verkaufen - das geht es ja meistens um Schmuck oder Bruchgold - was man nicht mehr tragen mag, weil’s nicht modern ist oder nicht gefällt. Das ist natürlich dann attraktiv, weil man fast wieder den Preis erzielen kann, den man früher mal bezahlt hat für ein Schmuckstück."

    Die Verarbeitung und der emotionale Wert werden allerdings in der Regel nicht vergütet, Stücke an denen man hängt, sollte man besser behalten.

    Ein junger Mann lässt eine Kette begutachten.

    "Das ist 585er Gold, das ist ja Feingold. Das sind 10 Gramm gut .Bei 10 Gramm macht das 375 Euro."

    Doch verkaufen will er nicht.

    "Ich würde gern noch andere Angebote einholen, weil es ist gar nicht so sicher, dass die Angebote seriös sind. Das ist nicht gegen Sie, aber ich würde das gern halt checken."

    Allerdings persönlich.

    "Was ich nicht machen würde - dass ja auch im Internet die Angebote kommen - ist einfach per Post die Sachen einzuschicken, das würde ich nie machen. Also lieber vor Ort die Sachen checken."

    Gold an ein Unternehmen zu schicken, das dafür Umschläge zur Verfügung stellt und erst nach Eingang zahlt, kann tatsächlich riskant sein. Ebenso der Verkauf an mobile Händler. In den Preisvergleich auch die Scheideanstalten und - vor allem bei aufwendig gearbeiteten Stücken - Goldschmiede einzubeziehen, raten Verbraucherschützer. Und dann einen ordentlichen Vertrag unterzeichnen, in dem Schmuckstücke und Preise aufgelistet sind.