Treffpunkt Streuobstwiese in Westerbeck, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Sassenburg bei Gifhorn. Hier befindet sich der "Hauptbahnhof" der Moorbahn.
"Herzlich Willkommen auf unserer Streuobstwiese. Ich bin Heinz Dettmer vom Verein Natur- und Kulturerlebnispfad Großes Moor Gifhorn e.V. - kann sich kein Mensch merken, wir sind die Moorbahner aus Westerbeck … fertig! Wir fahren jetzt gleich gemeinsam ins Moor eine kleine Runde - ungefähr fünfeinhalb Kilometer, wir brauchen da zweieinhalb Stunden für.
Bitte sitzenbleiben während der Fahrt, keine Blumen pflücken - auch wenn wir so langsam fahren. Alles das, was mit ins Moor reingenommen wird, wird auch wieder mit rausgenommen … Das gilt insbesondere für die Ehepaare!"
Bitte sitzenbleiben während der Fahrt, keine Blumen pflücken - auch wenn wir so langsam fahren. Alles das, was mit ins Moor reingenommen wird, wird auch wieder mit rausgenommen … Das gilt insbesondere für die Ehepaare!"
Gut zu sehen: Die Nutzung der Moore und die Folgen
Angetrieben von einem 20 PS starken Zweizylinder-Diesel zockelt die Moorbahn im gemütlichen Schritttempo aus dem Bahnhof. Die offenen Waggons rumpeln über die unebenen Gleise ins Moor. Das war einmal 5000 Hektar groß. Gut die Hälfte ist seit 1984 Naturschutzgebiet. Es geht durch sehr unterschiedliche Landschaften - deutlich zu erkennen sind zum Beispiel die großen Torfabbauflächen, erläutert Rene Hertwig vom Naturschutzbund NABU.
"Dann gibt es auch bewaldete Bereiche, dann haben wir auch große Flächen mit Heide und auch Grünlandflächen. Und am Rand schließen sich dann die Ackerflächen an - was früher mal Moor war, das aber mit der Intensivierung der Landwirtschaft umgewandelt wurde dann in den Nachkriegsjahren."
Moore wieder zum Wachsen bringen
Seit 200 Jahren wird im Großen Moor bei Gifhorn Torf abgebaut - anfänglich per Hand, später dann industriell. Große Teile der bis zu sechs Meter dicken Torfschicht sind fast vollständig entwässert und abgebaut. Doch seit einigen Jahren hält der NABU-Kreisverband Gifhorn dagegen: Gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern und den zuständigen Behörden bemüht sich der Verband darum, durch Vernässung wieder Leben in das Moor zu bringen. Hertwig zeigt auf eine kahle, braune Fläche, wo jetzt noch abgetorft wird:
"Das ist der Zustand nach dem Abbau, wo jetzt dann angefangen wird, hier zu renaturieren. Und das sieht dann erst mal ein bisschen wie eine Mondlandschaft aus, es sieht jetzt nicht aus wie Moor. Das dauert wirklich noch ein paar Jahrzehnte, bis das dann wirklich wieder den Charakter kriegt von Hochmoor."
Möchten Sie das Große Moor Gifhorn am Sonntag, den 12. Mai 2019, gemeinsam mit uns erkunden? Dann melden Sie sich an unter wandern@deutschlandfunk.de. Weitere Infos unter sowie www.deutschlandfunk.de/wandern.
Moore sind wichtig für den Klimaschutz
Der Begriff Hochmoor beschreibt Moorlandschaft mit seltenen Torfmoosen, die vom nährstoffarmen Regenwasser gespeist wird. Im Gegensatz dazu lebt der Torfkörper eines Niedermoors vom nährstoffreicheren Grundwasser. Im Großen Gifhorner Moor gedeiht nur auf kleinen Flächen noch neues Torfmoos. Auf intakten, feuchten Hochmoorflächen nimmt diese hochspezialisierte Pflanze viel CO2 aus der Luft auf. Durch den ständigen Wasserüberschuss und den Sauerstoffmangel kann das absterbende Torfmoos jedoch nicht vollständig verrotten - es bildet sich Torf.
"Das zersetzt sich nicht wie im Garten beim Kompost, sondern es bleibt liegen und wird immer mehr. Und dadurch bleibt dann halt auch der Kohlenstoff gespeichert und wird so der Atmosphäre entzogen. Und das ist mehr als im Wald. Man könnte ja auch sagen, okay, man torft hier alles ab und macht dann Waldflächen. Aber für Klimaschutz hat man mehr gewonnen, wenn man das Moor regeneriert, so dass es wieder wachsen kann."
Bei Renaturierung ist Fingerspitzengefühl gefragt
An einigen Stellen im Moor züchtet der NABU in extra ausgebaggerten Becken heimisches Torfmoos. Die Pflanzen sollen später auf wiedervernässten Flächen angesiedelt werden. Die Moorbahn macht an einigen dieser Becken kurz Halt. Auf Holzstegen können die Fahrgäste zu diesen sogenannten Pütten gehen.
Moorbahner Claus Pleuger zeigt eine Plastikschale mit frischem Torfmoos herum.
"Wir hatten Ihnen vorhin die Bilder gezeigt und auch versprochen, Sie dürfen das ruhig mal anfassen. So sieht das aus. Torfmoos hat keine Wurzeln, das ist ein Gewächs, das auf der Oberfläche sich verbreitet, ohne Wurzeln zu schlagen."
Bei einer Renaturierung müssten Behörden und Vereine mit Fingerspitzengefühl vorgehen, betont Moorbahner Heinz Dettmer.
"Das Moor ist besiedelt, und zwar über die Dörfer Triangel und Neudorf-Platendorf. Und wie die Wiedervernässung geschehen wird, ist im Augenblick überhaupt nicht absehbar. Denn eines ist sicher: Die Dörfer müssen weiter bewohnbar bleiben, und da muss natürlich die Naturschutzbehörde dann auch aufpassen, dass die Leute also mitgenommen werden, dass die Renaturierung überhaupt funktionieren kann."
Nach knapp drei Stunden ist die Tour vorbei – die kleine Lok fährt wieder in den Moorbahnhof in Westerbeck ein, und wartet hier auf die nächste neugierige Besuchergruppe.