Ausschnitt aus "Es kommt der Tag"
Es kommt der Tag - an dem man alle Schuld bekennen muss. Es kommt der Tag - an dem holt einen die Vergangenheit endgültig ein. Es kommt der Tag - an dem wird endlich alles anders für alle Zeit. Und es kommt sogar der Tag, an dem die Fernsehschauspielerin Iris Berben in einem Kinofilm eine wichtige tragende Rolle spielt. Und sie trägt tatsächlich sogar den wuchtigen alttestamentarischen Titel dieses Mutter-Tochter-Melodramas mit Ernst und Würde.
Ausschnitt aus "Es kommt der Tag"
Die erste Konfrontation von Mutter und Tochter profitiert schon von der ungeheuren Wucht mit der Iris Berben als Mutter Judith und Katharina Schüttler als Alice aufeinanderprallen. Lange hat die Tochter gebraucht, um ihre Mutter bei einer Winzerfamilie im Elsass aufzuspüren. Sie täuscht einen Autounfall vor, schleicht sich ein, stöbert herum und begegnet ihrem Halbbruder, der die neue Familie ihrer Mutter am Weinberg komplettiert. Judith ist in den 70ern Terroristin gewesen und sie hat, wie Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, ihr Kind weggegeben, als sie in den Untergrund gegangen ist. Alice ist bei einer Adoptivfamilie aufgewachsen, nicht einmal bei ihren Großeltern.
Ausschnitt aus "Es kommt der Tag"
Die Zeichen stehen von Anfang an nicht auf Versöhnung und Verständnis in diesem Film. Alice ist eine leidenschaftliche junge Göttin des Zornes. Sie will ihre Mutter leiden sehen und sie will sie auch zur Strecke bringen. Nicht weil sie sich mit deren politischen Zielen von damals überhaupt auseinandersetzen möchte. Es handelt sich eher um einen archaischen Konflikt, den dieser Film in den Mittelpunkt stellt. Wo komme ich her? Das muss geklärt werden, bevor man die Frage beantworten kann: Wo gehe ich hin. Filme über die Folgen der terroristischen Untaten der Roten Armee Fraktion sind inzwischen im deutschen Kino ein weitverbreitetes Genre geworden. Nicht immer sind diese Filme so überzeugend wie "Die innere Sicherheit" von Christian Petzold aus dem Jahr 2000. In jenem Film ging es um versteckte Aussteiger, die ihrer Tochter nicht erlauben können, ein eigenes Leben zu leben, ohne selbst aufzufliegen. Vor ein paar Monaten war Connie Walters Film "Schattenwelt" im Kino zu sehen. Darin stellt die Tochter eines Opfers den Täter von damals. Mit "Es kommt der Tag" ist das Genre fast klassisch geworden. In Wahrheit geht es in diesem Film gar nicht mehr um den Radikalismus der 70er-Jahre. Die Frage der Tochter lautet eher: Warum hast du mich damals verleugnet? Warum bist du nicht mir, deinem Fleisch und Blut, treu geblieben? Und so ist Alices Angriff auf die Lebenslügen der Mutter in diesem beeindruckenden Film eher eine Liebesattacke. Nur wenn die Mutter bereit ist, wahr und echt zu sein, und endlich die Konsequenzen ihres Handels annimmt, dann kann diese Mutter-Tochter-Beziehung heilen.
Ausschnitt aus "Es kommt der Tag"
Susanne Schneiders Film, der Film einer bisher eher als glänzende Drehbuchautorin hervorgetretenen Regisseurin, ist ein grandioses Melodrama, das, hervorragend gespielt und locker inszeniert, die Geschichten um die "Bleierne Zeit” endlich ad acta legt und deren Konflikte auf ein allgemeines Niveau hebt. Wie viele Perioden der deutschen Geschichte warten noch auf eine derartige adäquate Darstellung. Doch die Drohformel gilt: Es kommt der Tag.
Es kommt der Tag - an dem man alle Schuld bekennen muss. Es kommt der Tag - an dem holt einen die Vergangenheit endgültig ein. Es kommt der Tag - an dem wird endlich alles anders für alle Zeit. Und es kommt sogar der Tag, an dem die Fernsehschauspielerin Iris Berben in einem Kinofilm eine wichtige tragende Rolle spielt. Und sie trägt tatsächlich sogar den wuchtigen alttestamentarischen Titel dieses Mutter-Tochter-Melodramas mit Ernst und Würde.
Ausschnitt aus "Es kommt der Tag"
Die erste Konfrontation von Mutter und Tochter profitiert schon von der ungeheuren Wucht mit der Iris Berben als Mutter Judith und Katharina Schüttler als Alice aufeinanderprallen. Lange hat die Tochter gebraucht, um ihre Mutter bei einer Winzerfamilie im Elsass aufzuspüren. Sie täuscht einen Autounfall vor, schleicht sich ein, stöbert herum und begegnet ihrem Halbbruder, der die neue Familie ihrer Mutter am Weinberg komplettiert. Judith ist in den 70ern Terroristin gewesen und sie hat, wie Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, ihr Kind weggegeben, als sie in den Untergrund gegangen ist. Alice ist bei einer Adoptivfamilie aufgewachsen, nicht einmal bei ihren Großeltern.
Ausschnitt aus "Es kommt der Tag"
Die Zeichen stehen von Anfang an nicht auf Versöhnung und Verständnis in diesem Film. Alice ist eine leidenschaftliche junge Göttin des Zornes. Sie will ihre Mutter leiden sehen und sie will sie auch zur Strecke bringen. Nicht weil sie sich mit deren politischen Zielen von damals überhaupt auseinandersetzen möchte. Es handelt sich eher um einen archaischen Konflikt, den dieser Film in den Mittelpunkt stellt. Wo komme ich her? Das muss geklärt werden, bevor man die Frage beantworten kann: Wo gehe ich hin. Filme über die Folgen der terroristischen Untaten der Roten Armee Fraktion sind inzwischen im deutschen Kino ein weitverbreitetes Genre geworden. Nicht immer sind diese Filme so überzeugend wie "Die innere Sicherheit" von Christian Petzold aus dem Jahr 2000. In jenem Film ging es um versteckte Aussteiger, die ihrer Tochter nicht erlauben können, ein eigenes Leben zu leben, ohne selbst aufzufliegen. Vor ein paar Monaten war Connie Walters Film "Schattenwelt" im Kino zu sehen. Darin stellt die Tochter eines Opfers den Täter von damals. Mit "Es kommt der Tag" ist das Genre fast klassisch geworden. In Wahrheit geht es in diesem Film gar nicht mehr um den Radikalismus der 70er-Jahre. Die Frage der Tochter lautet eher: Warum hast du mich damals verleugnet? Warum bist du nicht mir, deinem Fleisch und Blut, treu geblieben? Und so ist Alices Angriff auf die Lebenslügen der Mutter in diesem beeindruckenden Film eher eine Liebesattacke. Nur wenn die Mutter bereit ist, wahr und echt zu sein, und endlich die Konsequenzen ihres Handels annimmt, dann kann diese Mutter-Tochter-Beziehung heilen.
Ausschnitt aus "Es kommt der Tag"
Susanne Schneiders Film, der Film einer bisher eher als glänzende Drehbuchautorin hervorgetretenen Regisseurin, ist ein grandioses Melodrama, das, hervorragend gespielt und locker inszeniert, die Geschichten um die "Bleierne Zeit” endlich ad acta legt und deren Konflikte auf ein allgemeines Niveau hebt. Wie viele Perioden der deutschen Geschichte warten noch auf eine derartige adäquate Darstellung. Doch die Drohformel gilt: Es kommt der Tag.