Ins Mikrofon wollte er es nicht sagen, ganz ernst war es auch nicht gemeint. Aber der Kaffee, das belegte Brötchen und das Croissant kurz vor Beginn der Hauptversammlung sei wenigstens etwas, wenn es schon keine Dividende gebe, sagte ein Aktionär. Aber mit seinem Frust über den Kursverlust der Commerzbank-Aktie – knapp 71 Prozent im vorigen Jahr, die die elf Prozent plus in diesem keineswegs ausgleichen konnten – mit diesem Ärger war er nicht allein. Mit welchen Erwartungen waren die Aktionäre in die Frankfurter Jahrhunderthalle gekommen?
"Mit keiner besonderen."
"Ich erwarte nur Enttäuschungen, nur Enttäuschungen."
"Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Gibt es die Sorge, dass die Commerzbank eine weitere Verschärfung der Finanzkrise vielleicht nicht überlebt?
"Ist vielleicht nicht von der Hand zu weisen. Aber ich denke, aufgrund der Position der Bank im Markt wird wahrscheinlich auch da wieder eine Rettung in irgendeiner Form dargestellt werden."
Derweil war der Vorstand eher darauf erpicht, Rettungsgeld zurückzuzahlen, auch die stillen Einlagen des Großaktionärs Allianz Versicherung abzulösen. Denn die müssen mit festen Zinsen bedient werden, während Aktien ja leer ausgehen, wenn die Lage schlecht ist. Die Allianz ist bereit, ihre stillen Einlagen in risikoreichere Aktien zu tauschen. Dafür müssen neue Aktien her. Es geht, so der Vorstandsvorsitzende Martin Blessing um knapp 2,5 Milliarden Euro:
"Der Vorstand soll mit Zustimmung des Aufsichtsrats ermächtigt werden, das Grundkapital um bis zu 2.455 Millionen Euro zu erhöhen. Dadurch erhält der Vorstand die notwendige Flexibilität für eine mögliche Rückführung der Stillen Einlagen der Allianz und gegebenenfalls des Soffins."
Dem staatlichen Rettungsfonds Soffin hatte die Commerzbank schon voriges Jahr im Wesentlichen durch eine gewaltige Kapitalerhöhung einen zweistelligen Milliardenbetrag zurückgezahlt. Aus Sicht der Altaktionäre eine schwierige Entscheidung – verteilen sich mögliche Gewinne künftig doch auf sehr viel mehr Aktien. Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz will die Kapitalerhöhung deshalb ablehnen:
"Wenn man sich die fünf Jahre des Wirkens des aktuellen Vorstandes der Commerzbank AG ansieht, muss man feststellen, dass zum einen der Aktienkurs pulverisiert wurde und auf der anderen Seite die Zahl der ausgegebenen Aktien einer Flut gleichkommt. Vor fünf Jahren, als Herr Blessing das Amt übernahm, hatten wir noch 700 Millionen Aktien draußen. Heute sind es sage und schreibe 5,6 Milliarden Stück. Der Aktienkurs betrug damals 20 Euro. Und heute liegt er bei 1,50 Euro. Das ist natürlich für den Aktionär neben der ausgefallenen Dividende der größte anzunehmende Unfall."
Immerhin: Mit deutlich reduzierter Staatsbeteiligung konnten die auf eine halbe Million Euro jährlich gedeckelten Vorstandsgehälter wieder auf das alte Niveau gebracht werden. Blessing kommt nun auf ein Grundgehalt von 1,3 Millionen Euro. Das rechtfertigte der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus-Peter Müller mit seiner Aufgabe, für ein kompetentes Vorstandsteam zu sorgen:
"Dazu gehört nicht nur, aber auch eine dauerhaft wettbewerbsfähige Vergütung. Denn diese muss sicherstellen, dass gute Vorstände an die Bank gebunden bleiben und die Bank auch für Topleute von außen hinreichend attraktiv bleibt."
Die Buhrufe kamen nicht nur von den bekannten Kritikern des Vorstandes und des Aufsichtsrates. In Anträgen heißt es, Blessing habe einen "Scherbenhaufen" angerichtet. Er solle endlich sagen, wann es eine Dividende gebe. Blessing verschob diese Absicht nun auf 2013, nannte keine Höhe, sagte aber, die Übernahme der Dresdner Bank sei nun abgeschlossen. Die neue Commerzbank habe fast viermal so viele Kunden wie zuvor.
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"Der Vorstand soll mit Zustimmung des Aufsichtsrats ermächtigt werden, das Grundkapital um bis zu 2.455 Millionen Euro zu erhöhen. Dadurch erhält der Vorstand die notwendige Flexibilität für eine mögliche Rückführung der Stillen Einlagen der Allianz und gegebenenfalls des Soffins."
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"Dazu gehört nicht nur, aber auch eine dauerhaft wettbewerbsfähige Vergütung. Denn diese muss sicherstellen, dass gute Vorstände an die Bank gebunden bleiben und die Bank auch für Topleute von außen hinreichend attraktiv bleibt."
Die Buhrufe kamen nicht nur von den bekannten Kritikern des Vorstandes und des Aufsichtsrates. In Anträgen heißt es, Blessing habe einen "Scherbenhaufen" angerichtet. Er solle endlich sagen, wann es eine Dividende gebe. Blessing verschob diese Absicht nun auf 2013, nannte keine Höhe, sagte aber, die Übernahme der Dresdner Bank sei nun abgeschlossen. Die neue Commerzbank habe fast viermal so viele Kunden wie zuvor.
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