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Im Schatten der großen zwei

Neben den zwei Platzhirschen auf dem Markt für mobile Betriebssysteme – Google und Apple – versuchen auch andere, etwas vom sprichwörtlichen Kuchen abzubekommen. Microsoft mit Windows 10 und die Firma RIM mit ihrem Blackberry müssen sich anstrengen.

Von Manfred Kloiber |
    Nicht ganz so gelassen wie die Vertreter von Mozilla und von Canonical kann sich Oliver Pilgerstorfer geben. Er ist Kommunikationschef für Europa bei RIM. Der Firma, die einst die Erfolgsstory Blackberry schrieb. Im Vorgespräch räumt er ein, dass die neue Version 10 von Blackberry zum Erfolg quasi verdammt sei. Geduldig demonstriert er mir das neue System. Und als Zuschauer hat man bei all dem schnellen Gewische über die kleinen Bildschirme ständig Mühe, genau zu erkennen, was neu ist, was wirklich anders als bei anderen Smartphones ist.

    Das meiste ist doch schlicht Geschmackssache. Wir sprechen über "Bring your own device", über den neuen Trend in der Branche, der vor allem die IT-Verantwortlichen in den Unternehmen plagt. Geschäftliche Nutzer, meist die in den oberen Etagen, wollen nicht mehr zwei Handys mit sich rumschleppen. Das eine privat, das andere von der Firma, also das mit den super-wichtigen E-Mails. Genau hier will RIM punkten:

    "Eine der wichtigsten Funktionen ist Blackberry Balance. Und das ermöglicht ihnen als Privatnutzer – und mal ehrlich, die meisten von uns nutzen das Handy doch vor allem privat - ihr Handy so nutzen, wie sie es wollen. Aber der IT-Manager in Ihrer Firma kann ganz gelassen bleiben, dass alle vertraulichen Informationen sicher bleiben, also im Unternehmen bleiben. Also: Blackberry Balance sorgt dafür, dass sie unterschiedliche Sicherheitsstufen im geschäftlichen Bereich des Telefons einrichten können, ohne dass sie sich sonst einschränken müssen."

    Pilgerstorfer gibt sich wirklich optimistisch, mit diesem Konzept die Kunden bei RIM halten zu können, vor allem die aus den Chefetagen, die allzu oft ihre IT-Abteilung mit dem privaten iPhone traktierten. Was Technik und Design angeht, haben mittlerweile ja alle relevanten Smartphone-Hersteller gleichgezogen.

    Betriebssystemwechsel: Auch Sebastian Ulrich gibt sich optimistisch und bescheiden zugleich. Ulrich ist Geschäftsführer bei Nokia Deutschland. Einst war der finnische Konzern der unangefochtene Marktführer bei den Handys – doch auf den Smartphone-Boom hat die Firma sehr spät erst reagiert. Vor etwas mehr als einem Jahr ging er dann eine enge Partnerschaft mit Microsoft ein. Auf den Smartphones von Nokia spielt jetzt Windows Phone 8. Doch trotz großer Marketingaktionen von Microsoft: Im Vergleich mit iOS und Android fristet Windows Phone immer noch ein Schattendasein. Im Interview antwortet Ulrich auf die Frage, ob die Entscheidung für Windows Phone dennoch richtig war – und dabei schweift er etwas in die Welt des Marketings ab:

    "Warum wir das damals im Grunde genommen gemacht haben: Für uns bietet Windows Phone einfach das optimale Benutzererlebnis. Der einzigartige Vorteil von Windows ist, dass ich nicht permanent in verschiedenen Applikationen nachklicken muss, um Informationen zu bekommen. Sondern ich hab alle relevanten Information, die ich brauche, in meine Livetiles auf dem Startbildschirm und kann das auch noch individuell konfigurieren. Ein zweiter wichtiger Entscheidungsgrund für Nokia damals in diese Richtung zu gehen, war sehr klar, dass wir einfach die Möglichkeit sehen, uns auch eben wegen Windows Phone, sehr, sehr deutlich vom Wettbewerb abzusetzen. Das sehen sie ja heute, ich sag mal, wenn man sich das ganze Thema Android mal anschaut, fällt es – glaube ich – verschiedenen Herstellern unglaublich schwierig, eine eindeutige Differenzierung innerhalb dieses Ecosystems zu finden."

    Doch da beisst sich die Katze in den Schwanz. Denn geht es nach Microsoft, sollen natürlich so viele Hersteller wie möglich auf Windows Phone setzen und so viele Produkte wie möglich mit dem Betriebssystem ausstatten.