"Wenn Sie mich persönlich fragen, ist das das schönste Gewölbe, das es überhaupt gibt."
Begeistert und intensiv betrachtet die Dombaumeisterin zu Köln, Barbara Schock-Werner, das Gewölbe der St. Barbara Kirche in Kuttenberg. Gewundene Reihungen und Schlingen verleihen dem Gewölbe eine ungeheure Bewegung.
"Wie diese dreimal gekehlten Rippen aus diesen profilierten Pfeilern herauswachsen, sich herausdrehen, diese Pfeiler umschwingen, dann ins Gewölbe gehen und wieder in den Pfeilern verschwinden, sich fortsetzen in den Bögen der Rippensterne auf der Jochmitte - das ist schon ganz virtuos gemacht, und ist einfach wie ein Sternenhimmel, der über dem Raum schwebt."
Benedikt Ried, der Schöpfer dieses Kunstwerks, eigentlich spezialisiert auf Festungsbauten, arbeitete im 16. Jahrhundert als Architekt am Prager Hof, und nach Beurteilung von Fachleuten hat er dieses Gewölbe bis an den Rand des technisch Möglichen ausgearbeitet, was die Dombaumeisterin zu einem weiteren höchsten Lob hinreißt:
"Ein absolutes Genie."
Ried baute große Räume, wie den berühmten Wladislaw-Saal in der Prager Burg. Dieser riesige, gewölbte einschiffige Profanbau wird ebenfalls als architektonisches Meisterwerk gewürdigt; manche halten ihn für artifizieller und dramatischer als das Gewölbe in der Kuttenberger Kirche, aber
"Dies ist an Schönheit eigentlich nicht zu überbieten!"
Auf der felsigen Landzunge am Flüsschen Vrchlice stand schon um 1300 eine Bergmannskapelle. Die Bergleute, die durch ihre schwere Arbeit häufig vom Tode ohne Beichte und letzte Ölung bedroht waren, hatten sie ihrer Schutzpatronin, der Heiligen Barbara, gewidmet. Reich geworden, wollten die Kuttenberger nun etwas Besonderes haben, so etwas wie den Prager Veits-Dom.
"Die Bergleute, die sich hier eine neue Kirche gönnten, wollten natürlich das Feinste haben, was es gibt - oder das Anspruchsvollste - und gaben einen richtigen Kathedralchor mit Chorumgang und Kapellenkranz in Auftrag"."
Und zwar bei niemand geringerem als Peter Parler, dem Leiter der Dombauhütte in Prag. Das war 1380. Sie wurde später von seinen Söhnen weitergeführt. Die Prager Hütte war bereits für verschiedene Projekte in Kuttenberg engagiert worden; so für die erste Kirche der Stadt, der Jakobskirche und für den Umbau der Burg, die später "Welscher Hof" genannt wurde.
Immer wieder wurde der Bau der Kirche durch Kriege wie zum Beispiel den Hussitenkrieg unterbrochen. In den entscheidenden Phasen des Weiterbaus waren aber immer wieder bedeutende Prager Architekten tätig wie Matthias Reisik und eben Benedikt Ried. Ried veränderte die Pläne der Kirche radikal von 5 auf 3 Schiffe und schuf das großartige Maßwerkgewölbe.
Über lange Zeit blieb der Bau unvollendet. Später übernahmen Jesuiten die Verwaltung und barockisierten das Innere. Die prächtige hoch- bis spätgotische Architektur wurde jedoch erhalten. Von weitem ist die Kirche an den drei zeltartigen Spitzen auf dem riesigen Dach zu erkennen. Diese wurden aus statischen Gründen aufgesetzt.
Die Blütezeit von Kuttenberg war die Zeit der Gotik, und obwohl das Stadtbild heute vom Baustil des Barock geprägt ist, findet man hier und da noch gotische Elemente, beispielsweise im Inneren zahlreicher Häuser, die später überbaut wurden. Als eines der wertvollsten Bürgerhäuser aus dem 15. Jahrhundert gilt das "Steinerne Haus". Es wurde regotisiert. Seine üppig dekorierte Fassade ist auffallend, und sie gibt dem Besucher einen Eindruck, wie reich diese Stadt einmal gewesen sein muss.
Zur Straße öffnen sich zwei große Spitzbögen. Es gibt eine große Vorhalle und ein schönes spätgotisches Fenster mit Profilen.
""Auch die oberen Fenster und der Giebel sind reich geschmückt mit Figuren und mit Maßwerk. Wunderbar ist der Tierfries unter dem Ansatz des Giebels und natürlich Heiligendarstellungen, die den Schutz darstellen und an der Brüstung des Kapellenerkers sieht man wieder, woher das Geld kommt, mit dem das Haus gebaut wurde, also Bergleute bei ihrer schwierigen und gefährlichen Tätigkeit."
Ein kleines architektonisches Juwel ist ein steinerner, mit reichem Maßwerk und Fialen verzierter spätgotischer Brunnen. Er ist Teil des Leitungssystems, mit dem Wasser durch hölzerne, später gebrannte Tonröhren in die Stadt geführt wurde. Dieser Brunnen gilt nicht nur als technisches, sondern auch als kunsthistorisches Denkmal, geschaffen von Matthias Reisik, einem der Erbauer der Barbara-Kirche. Merkmale der wirtschaftlichen Vergangenheit sind überall zu finden. So hat auch die Marien- oder Pestsäule, die gegen die Pest schützen sollte, Bergbau-Bezug.
""Das Besondere an dieser Mariensäule ist, dass die Sockel dieser Heiligen, die den Fuß umstehen, von Bergleuten getragen werden. Sie sehen, die Bergbauanspielung in dieser Stadt ist überall vorhanden"."
In einem historisch sehr wertvollen Bau kann man der Geschichte und Bedeutung des Silberbergbaues nachspüren. Der Hradek ist eine ehemalige Burg, die sich ein reicher Patrizier umbauen und ausstatten ließ. Gemalte Renaissancedecken, Säle mit spätgotischen Rippengewölben und sehr feinen Steinmetzdekorationen blieben erhalten und geben den Exponaten einen exquisiten Rahmen. Bei einer hydrogeologischen Untersuchung entdeckte man im 19. Jahrhundert Stollen aus verschiedenen Epochen. In 50 m Tiefe können Besucher sehen, unter welchen Umständen damals Silber abgebaut wurde.
Über Jahrhunderte war die Stadt auch königliche Residenz. Die Herrscher wohnten im "Welchen Hof". Der Name geht auf welsche, das heißt, italienische Münzpräger zurück, die aus Florenz geholt wurden. Der böhmische König Wenzel II verwirklichte hier auch seine Münzreform. Der "Welsche Hof" wurde zur einzigen Prägestätte des Landes, und es gab auch nur noch eine einzige Währung: Der Prager Groschen. Alle anderen kursierenden Zahlungsmittel wurden ungültig. Bis 1727, also über 4 Jahrhunderte, funktionierte die Münzanstalt. Einblicke bietet ein geführter Rundgang. Um die Hoffläche herum waren die Werkstätten angeordnet. Szenisch sind einige Produktionsetappen veranschaulicht. Danach wurden die Silberbarren zunächst erwärmt und zu kleinen Plättchen geschlagen. Diese schnitt ein anderer Schmied dann in kleine Quadrate. War das schon sehr geräuschvoll, so war die eigentliche Prägung der Münze im so genannten Prägehaus noch lauter. Die Arbeit sei hart gewesen, erklärt der Führer:
""Dort drinnen haben 15 Prägemänner gearbeitet, sie haben jeden Tag, nur außer sonntags, zehn bis 13 Stunden gearbeitet. Sie mussten zusammen 2000 gute Münzen pro Tag machen. Also, es war dort so laut, dass, wenn sie 30/35/40 Jahre alt waren, waren sie taub und sie konnten nichts mehr hören"."
Im Saal einer großen Münzsammlung überrascht der Führer die Besucher mit der Version, nach der Böhmen, das heutige Tschechien, sozusagen die Geburtsstätte des heutigen Dollar sei:
""Ich würde sagen, dass es einen deutsch-tschechischen Ursprung hat. Der Name wurde von dem deutschen Namen der nordböhmischen Stadt Jahimow abgeleitet. Jahimow liegt im Erzgebirge, es hat nahe zu Sachsen und hat ursprünglich einen deutschen Namen: St. Joachimstal. Das war zu lang für den Taler bis die deutsche Variante Joachims Taler entstanden ist, und von diesem deutschen Taler ist die tschechische Variante Dolar, und diese Münze sowie der Name wurde über ganz Europa verbreitet und später auch nach Nordamerika, wahrscheinlich von den holländischen Kolonisatoren, und dort wurde es auf Dollar geändert. Also war das der Weg von dem nordböhmischen Dolar zum nordamerikanischen Dollar"."
Begeistert und intensiv betrachtet die Dombaumeisterin zu Köln, Barbara Schock-Werner, das Gewölbe der St. Barbara Kirche in Kuttenberg. Gewundene Reihungen und Schlingen verleihen dem Gewölbe eine ungeheure Bewegung.
"Wie diese dreimal gekehlten Rippen aus diesen profilierten Pfeilern herauswachsen, sich herausdrehen, diese Pfeiler umschwingen, dann ins Gewölbe gehen und wieder in den Pfeilern verschwinden, sich fortsetzen in den Bögen der Rippensterne auf der Jochmitte - das ist schon ganz virtuos gemacht, und ist einfach wie ein Sternenhimmel, der über dem Raum schwebt."
Benedikt Ried, der Schöpfer dieses Kunstwerks, eigentlich spezialisiert auf Festungsbauten, arbeitete im 16. Jahrhundert als Architekt am Prager Hof, und nach Beurteilung von Fachleuten hat er dieses Gewölbe bis an den Rand des technisch Möglichen ausgearbeitet, was die Dombaumeisterin zu einem weiteren höchsten Lob hinreißt:
"Ein absolutes Genie."
Ried baute große Räume, wie den berühmten Wladislaw-Saal in der Prager Burg. Dieser riesige, gewölbte einschiffige Profanbau wird ebenfalls als architektonisches Meisterwerk gewürdigt; manche halten ihn für artifizieller und dramatischer als das Gewölbe in der Kuttenberger Kirche, aber
"Dies ist an Schönheit eigentlich nicht zu überbieten!"
Auf der felsigen Landzunge am Flüsschen Vrchlice stand schon um 1300 eine Bergmannskapelle. Die Bergleute, die durch ihre schwere Arbeit häufig vom Tode ohne Beichte und letzte Ölung bedroht waren, hatten sie ihrer Schutzpatronin, der Heiligen Barbara, gewidmet. Reich geworden, wollten die Kuttenberger nun etwas Besonderes haben, so etwas wie den Prager Veits-Dom.
"Die Bergleute, die sich hier eine neue Kirche gönnten, wollten natürlich das Feinste haben, was es gibt - oder das Anspruchsvollste - und gaben einen richtigen Kathedralchor mit Chorumgang und Kapellenkranz in Auftrag"."
Und zwar bei niemand geringerem als Peter Parler, dem Leiter der Dombauhütte in Prag. Das war 1380. Sie wurde später von seinen Söhnen weitergeführt. Die Prager Hütte war bereits für verschiedene Projekte in Kuttenberg engagiert worden; so für die erste Kirche der Stadt, der Jakobskirche und für den Umbau der Burg, die später "Welscher Hof" genannt wurde.
Immer wieder wurde der Bau der Kirche durch Kriege wie zum Beispiel den Hussitenkrieg unterbrochen. In den entscheidenden Phasen des Weiterbaus waren aber immer wieder bedeutende Prager Architekten tätig wie Matthias Reisik und eben Benedikt Ried. Ried veränderte die Pläne der Kirche radikal von 5 auf 3 Schiffe und schuf das großartige Maßwerkgewölbe.
Über lange Zeit blieb der Bau unvollendet. Später übernahmen Jesuiten die Verwaltung und barockisierten das Innere. Die prächtige hoch- bis spätgotische Architektur wurde jedoch erhalten. Von weitem ist die Kirche an den drei zeltartigen Spitzen auf dem riesigen Dach zu erkennen. Diese wurden aus statischen Gründen aufgesetzt.
Die Blütezeit von Kuttenberg war die Zeit der Gotik, und obwohl das Stadtbild heute vom Baustil des Barock geprägt ist, findet man hier und da noch gotische Elemente, beispielsweise im Inneren zahlreicher Häuser, die später überbaut wurden. Als eines der wertvollsten Bürgerhäuser aus dem 15. Jahrhundert gilt das "Steinerne Haus". Es wurde regotisiert. Seine üppig dekorierte Fassade ist auffallend, und sie gibt dem Besucher einen Eindruck, wie reich diese Stadt einmal gewesen sein muss.
Zur Straße öffnen sich zwei große Spitzbögen. Es gibt eine große Vorhalle und ein schönes spätgotisches Fenster mit Profilen.
""Auch die oberen Fenster und der Giebel sind reich geschmückt mit Figuren und mit Maßwerk. Wunderbar ist der Tierfries unter dem Ansatz des Giebels und natürlich Heiligendarstellungen, die den Schutz darstellen und an der Brüstung des Kapellenerkers sieht man wieder, woher das Geld kommt, mit dem das Haus gebaut wurde, also Bergleute bei ihrer schwierigen und gefährlichen Tätigkeit."
Ein kleines architektonisches Juwel ist ein steinerner, mit reichem Maßwerk und Fialen verzierter spätgotischer Brunnen. Er ist Teil des Leitungssystems, mit dem Wasser durch hölzerne, später gebrannte Tonröhren in die Stadt geführt wurde. Dieser Brunnen gilt nicht nur als technisches, sondern auch als kunsthistorisches Denkmal, geschaffen von Matthias Reisik, einem der Erbauer der Barbara-Kirche. Merkmale der wirtschaftlichen Vergangenheit sind überall zu finden. So hat auch die Marien- oder Pestsäule, die gegen die Pest schützen sollte, Bergbau-Bezug.
""Das Besondere an dieser Mariensäule ist, dass die Sockel dieser Heiligen, die den Fuß umstehen, von Bergleuten getragen werden. Sie sehen, die Bergbauanspielung in dieser Stadt ist überall vorhanden"."
In einem historisch sehr wertvollen Bau kann man der Geschichte und Bedeutung des Silberbergbaues nachspüren. Der Hradek ist eine ehemalige Burg, die sich ein reicher Patrizier umbauen und ausstatten ließ. Gemalte Renaissancedecken, Säle mit spätgotischen Rippengewölben und sehr feinen Steinmetzdekorationen blieben erhalten und geben den Exponaten einen exquisiten Rahmen. Bei einer hydrogeologischen Untersuchung entdeckte man im 19. Jahrhundert Stollen aus verschiedenen Epochen. In 50 m Tiefe können Besucher sehen, unter welchen Umständen damals Silber abgebaut wurde.
Über Jahrhunderte war die Stadt auch königliche Residenz. Die Herrscher wohnten im "Welchen Hof". Der Name geht auf welsche, das heißt, italienische Münzpräger zurück, die aus Florenz geholt wurden. Der böhmische König Wenzel II verwirklichte hier auch seine Münzreform. Der "Welsche Hof" wurde zur einzigen Prägestätte des Landes, und es gab auch nur noch eine einzige Währung: Der Prager Groschen. Alle anderen kursierenden Zahlungsmittel wurden ungültig. Bis 1727, also über 4 Jahrhunderte, funktionierte die Münzanstalt. Einblicke bietet ein geführter Rundgang. Um die Hoffläche herum waren die Werkstätten angeordnet. Szenisch sind einige Produktionsetappen veranschaulicht. Danach wurden die Silberbarren zunächst erwärmt und zu kleinen Plättchen geschlagen. Diese schnitt ein anderer Schmied dann in kleine Quadrate. War das schon sehr geräuschvoll, so war die eigentliche Prägung der Münze im so genannten Prägehaus noch lauter. Die Arbeit sei hart gewesen, erklärt der Führer:
""Dort drinnen haben 15 Prägemänner gearbeitet, sie haben jeden Tag, nur außer sonntags, zehn bis 13 Stunden gearbeitet. Sie mussten zusammen 2000 gute Münzen pro Tag machen. Also, es war dort so laut, dass, wenn sie 30/35/40 Jahre alt waren, waren sie taub und sie konnten nichts mehr hören"."
Im Saal einer großen Münzsammlung überrascht der Führer die Besucher mit der Version, nach der Böhmen, das heutige Tschechien, sozusagen die Geburtsstätte des heutigen Dollar sei:
""Ich würde sagen, dass es einen deutsch-tschechischen Ursprung hat. Der Name wurde von dem deutschen Namen der nordböhmischen Stadt Jahimow abgeleitet. Jahimow liegt im Erzgebirge, es hat nahe zu Sachsen und hat ursprünglich einen deutschen Namen: St. Joachimstal. Das war zu lang für den Taler bis die deutsche Variante Joachims Taler entstanden ist, und von diesem deutschen Taler ist die tschechische Variante Dolar, und diese Münze sowie der Name wurde über ganz Europa verbreitet und später auch nach Nordamerika, wahrscheinlich von den holländischen Kolonisatoren, und dort wurde es auf Dollar geändert. Also war das der Weg von dem nordböhmischen Dolar zum nordamerikanischen Dollar"."