Das Geschehen ist bekannt, analysiert, dokumentiert, es wurde von tausend Verschwörungstheorien ausgemalt, immer wieder neu und immer wieder anders erzählt. Und doch bleibt ein Schauder, ein unerklärlicher, unheimlicher Rest angesichts dessen, was eine Haushälterin und ein Psychologe am 5. August 1962 um 3:00 Uhr morgens im karg möblierten Schlafzimmer eines Bungalows in Brentwood, Kalifornien vorfanden:
Marilyn Monroe liegt tot auf dem Bett ausgestreckt. Ihr Kopf ruht auf der rechten Wange. Ihre rechte Hand umklammert einen Telefonhörer. Sie ist nackt. Auf dem Tisch liegen leere Tablettendosen.
Es ist das letzte Bild des größten Glamour-Stars aller Zeiten und das erste einer Tragödie, die seitdem immer wieder umgeschrieben wird: Mit jeder Biografie, mit jedem Film über die Monroe, mit all den Zeitungsartikeln, mit neu aufgetauchten Fotos und persönlichen Aufzeichnungen beginnen wieder die Spekulationen. War es Selbstmord, war es eine versehentlich eingenommene Überdosis Schlaftabletten, oder doch Mord?
Marilyn Monroe, das behauptet die bekannteste Verschwörungstheorie, sei vom amerikanischen Geheimdienst umgebracht worden. Man habe gefürchtet, die Schauspielerin könne Details über ihre Affäre mit dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy an die Öffentlichkeit bringen.
Am 19. Mai 1962 hatte sie Kennedy, zu dessen Bruder Robert sie angeblich ebenfalls eine sexuelle Beziehung hatte, im New Yorker Madison Square Garden mit einem legendären, lasziv dahin gehauchten Auftritt gratuliert.
Und die Selbstmordthese? Marilyns Todessehnsucht war bekannt und von ihren Freunden gefürchtet. Ihre erst vor zwei Jahren veröffentlichten persönlichen Notizen und Tagebücher wimmeln vor suizidalen Gedanken. Diese Aufzeichnungen sind ein einziger Aufschrei, eine schonungslose Selbstbetrachtung, durchdrungen von der Poesie der Verzweiflung:
"Ich glaube, ich bin tief einsam. Ich sehe mich jetzt im Spiegel, die Stirn gerunzelt – wenn ich mich vorbeuge, werde ich sehen, – was ich nicht wissen will – Anspannung, Traurigkeit, Enttäuschung, meine Augen stumpf, die Wangen rot vor Äderchen, die aussehen wie Flüsse auf Landkarten – Haar wie Schlangen. Der Mund macht mich noch trauriger, zu meinen toten Augen."
Was sagt der Obduktionsbericht? Dass der Mageninhalt der toten Marilyn in keinem Verhältnis zu der Menge an Barbituraten stand, die sich in ihrem Blut fanden. Die plausibelste Theorie zu Monroes Tod geht daher davon aus, dass ihr Psychiater ihr ein Klistier mit Schlafmitteln verabreichte, die sich in ihrem Körper mit den Unmengen bereits eingenommener Medikamente zu einer tödlichen Mischung verbanden. Schlafmittel waren ihre Flucht vor der Lebens- und Versagensangst.
In ihrem letzten Interview, zwei Tage vor ihrem Tod, spricht sie über den Druck, den das Drehen für sie bedeutete. Und sie wehrt sich gegen den Vorwurf, dass sie sich - auch mit Tabletten - für die Kamera aufgeputscht habe. Selbst in der lausigen Aufnahme auf dem Diktiergerät des Life-Journalisten, ist ihre Empörung deutlich zu spüren:
"Ich finde es respektlos, dies so zu formulieren. Ich habe mich nicht aufgespult oder aufgeputscht. Wir Schauspieler sind keine Maschinen. Und auch, wenn sie wollen, dass wir welche sind: Wir sind es nicht."
Nie werden sich die pathologischen und kriminologischen Details von Marilyn Monroes Tod zu einem endgültigen Bild fügen. Denn all diese Details verblassen, entschwinden, angesichts der bodenlosen Tristesse dieses Todes, angesichts der Verzweiflung, die aus jener letzten Inszenierung spricht, die sie selbst nicht mehr kontrollieren konnte: die Schlaftablettenreste, der noch im Sterben umklammerte Telefonhörer.
Marilyn, die, wie Norman Mailer einmal schrieb, jedermanns Liebschaft mit Amerika war und ihr Unvermögen, in der Todesnacht irgendjemanden um Hilfe zu rufen. Auch im letzten Interview spricht Marilyn, die Halbwaise, Tochter einer alkoholsüchtigen Mutter, die in Pflegefamilien und Waisenhäusern aufwuchs, über Ruhm und Einsamkeit.
"Berühmtheit und Glück sind nur vorübergehend zu vereinbaren. Ein berühmter Mensch kann immer nur annähernd glücklich sein, nie ganz und gar. Als Kind wusste ich gar nicht, was das ist: Glück."
In diesem von einigen Gläsern Champagner durchtränkten Interview wirkt Marilyn Monroe entwaffnend ehrlich mit sich selbst, mit ihrer Karriere, mit ihren Ehen, mit ihrem Verhältnis zur Öffentlichkeit. Das ist nicht die Sexikone, deren von Pailletten umgebener, weiß schimmernder Körper der ganzen Welt als Projektionsfläche diente. Sondern eine nachdenkliche, verletzliche, liebenswerte Frau, der man voller Respekt und Bewunderung gedenken sollte.
Marilyn Monroe liegt tot auf dem Bett ausgestreckt. Ihr Kopf ruht auf der rechten Wange. Ihre rechte Hand umklammert einen Telefonhörer. Sie ist nackt. Auf dem Tisch liegen leere Tablettendosen.
Es ist das letzte Bild des größten Glamour-Stars aller Zeiten und das erste einer Tragödie, die seitdem immer wieder umgeschrieben wird: Mit jeder Biografie, mit jedem Film über die Monroe, mit all den Zeitungsartikeln, mit neu aufgetauchten Fotos und persönlichen Aufzeichnungen beginnen wieder die Spekulationen. War es Selbstmord, war es eine versehentlich eingenommene Überdosis Schlaftabletten, oder doch Mord?
Marilyn Monroe, das behauptet die bekannteste Verschwörungstheorie, sei vom amerikanischen Geheimdienst umgebracht worden. Man habe gefürchtet, die Schauspielerin könne Details über ihre Affäre mit dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy an die Öffentlichkeit bringen.
Am 19. Mai 1962 hatte sie Kennedy, zu dessen Bruder Robert sie angeblich ebenfalls eine sexuelle Beziehung hatte, im New Yorker Madison Square Garden mit einem legendären, lasziv dahin gehauchten Auftritt gratuliert.
Und die Selbstmordthese? Marilyns Todessehnsucht war bekannt und von ihren Freunden gefürchtet. Ihre erst vor zwei Jahren veröffentlichten persönlichen Notizen und Tagebücher wimmeln vor suizidalen Gedanken. Diese Aufzeichnungen sind ein einziger Aufschrei, eine schonungslose Selbstbetrachtung, durchdrungen von der Poesie der Verzweiflung:
"Ich glaube, ich bin tief einsam. Ich sehe mich jetzt im Spiegel, die Stirn gerunzelt – wenn ich mich vorbeuge, werde ich sehen, – was ich nicht wissen will – Anspannung, Traurigkeit, Enttäuschung, meine Augen stumpf, die Wangen rot vor Äderchen, die aussehen wie Flüsse auf Landkarten – Haar wie Schlangen. Der Mund macht mich noch trauriger, zu meinen toten Augen."
Was sagt der Obduktionsbericht? Dass der Mageninhalt der toten Marilyn in keinem Verhältnis zu der Menge an Barbituraten stand, die sich in ihrem Blut fanden. Die plausibelste Theorie zu Monroes Tod geht daher davon aus, dass ihr Psychiater ihr ein Klistier mit Schlafmitteln verabreichte, die sich in ihrem Körper mit den Unmengen bereits eingenommener Medikamente zu einer tödlichen Mischung verbanden. Schlafmittel waren ihre Flucht vor der Lebens- und Versagensangst.
In ihrem letzten Interview, zwei Tage vor ihrem Tod, spricht sie über den Druck, den das Drehen für sie bedeutete. Und sie wehrt sich gegen den Vorwurf, dass sie sich - auch mit Tabletten - für die Kamera aufgeputscht habe. Selbst in der lausigen Aufnahme auf dem Diktiergerät des Life-Journalisten, ist ihre Empörung deutlich zu spüren:
"Ich finde es respektlos, dies so zu formulieren. Ich habe mich nicht aufgespult oder aufgeputscht. Wir Schauspieler sind keine Maschinen. Und auch, wenn sie wollen, dass wir welche sind: Wir sind es nicht."
Nie werden sich die pathologischen und kriminologischen Details von Marilyn Monroes Tod zu einem endgültigen Bild fügen. Denn all diese Details verblassen, entschwinden, angesichts der bodenlosen Tristesse dieses Todes, angesichts der Verzweiflung, die aus jener letzten Inszenierung spricht, die sie selbst nicht mehr kontrollieren konnte: die Schlaftablettenreste, der noch im Sterben umklammerte Telefonhörer.
Marilyn, die, wie Norman Mailer einmal schrieb, jedermanns Liebschaft mit Amerika war und ihr Unvermögen, in der Todesnacht irgendjemanden um Hilfe zu rufen. Auch im letzten Interview spricht Marilyn, die Halbwaise, Tochter einer alkoholsüchtigen Mutter, die in Pflegefamilien und Waisenhäusern aufwuchs, über Ruhm und Einsamkeit.
"Berühmtheit und Glück sind nur vorübergehend zu vereinbaren. Ein berühmter Mensch kann immer nur annähernd glücklich sein, nie ganz und gar. Als Kind wusste ich gar nicht, was das ist: Glück."
In diesem von einigen Gläsern Champagner durchtränkten Interview wirkt Marilyn Monroe entwaffnend ehrlich mit sich selbst, mit ihrer Karriere, mit ihren Ehen, mit ihrem Verhältnis zur Öffentlichkeit. Das ist nicht die Sexikone, deren von Pailletten umgebener, weiß schimmernder Körper der ganzen Welt als Projektionsfläche diente. Sondern eine nachdenkliche, verletzliche, liebenswerte Frau, der man voller Respekt und Bewunderung gedenken sollte.