Die Werkstatt von Rohema befindet sich im früheren Wohnhaus der Inhaber-Familie Hellinger. Heute wird jeder Quadratzentimeter des Hauses für das Geschäft gebraucht, vom Keller bis unters Dach. Überall stehen Kisten mit Holz-Rohlingen für Taktstöcke und Trommelstöcke.
"Hier werden die aufgesteckt, mit Wasser, dass das Holz ein bisschen aufgeht, dann klemmen die fest..."
Der Junior-Chef Maik Hellinger steht in der engen Werkstatt und demonstriert die alten und zum Teil selbst konstruierten Maschinen:
"Diese Maschinen sind schon älter wie ich. Bisher haben wir noch keine bessere Methode gefunden."
Maik Hellinger ist Anfang 30 und einer der Inhaber der Firma Rohema - in fünfter Generation, gemeinsam mit seinem Cousin, seinem Onkel und seinem Vater Matthias Hellinger:
"Also ich war sechs Jahre alt, als mein Großvater gestorben ist, der Namensgeber der Firma, Ro-he-ma, Robert Hellinger Markneukirchen, war mein Großvater, der hat damals mit seinem Bruder die Firma übernommen von seinem Vater, der Gründer, 1888."
Markneukirchen war Ende des 19. Jahrhunderts das Zentrum des europäischen Musikinstrumentenbaus. In dem 6000-Einwohner-Ort gab es auch eine Trommelfabrik, für die machte Matthias Hellingers Urgroßvater die Trommelstöcke. Auch Taktstöcke stellte er von Beginn an her, die gingen vor allem an Militärkapellen.
"Jede Menge Militärkapellen gab's. Das waren die Größten, die immer Musik gemacht haben, und so war auf diese Klientel das zugeschnitten. Marschmusik und so was. Die paar großen Orchester, die es gab, die waren nicht in Reichweite von uns."
Matthias Hellinger hat genau wie sein Vater das Drechsler-Handwerk gelernt. Er holt sein Meisterstück hervor: ein großer Schmuck-Taktstock aus Ebenholz und Elfenbein mit reichen Verzierungen:
"Das ist alles handgefertigt aus Elfenbein. Das ist eine Silberwindung, die läuft an, und hier sind Perlmutt-Einlagen drin. Solche Sachen sind in den 30er-Jahren, sind die in großen Stückzahlen gefertigt worden. Wir haben da alte Kataloge, sind geschnitzte Köpfe dran von Wagner, und so was war damals gang und gäbe."
In den ersten Jahrzehnten wächst das Sortiment an Rohema-Taktstöcken und Trommelstöcken stetig. Dafür sorgen Kunden mit immer neuen Anregungen. Die Hellingers haben ihre Nische im Musikmarkt gefunden.
Schwieriger wird das Geschäft deutlich später, zu DDR-Zeiten:
"Wir hatten auch die üblichen Probleme mit Beschaffung von Material, was schwierig war. Man musste drei bis vier Jahre vorher anmelden, was man für Holz brauchte, um Kontingente zu kriegen. Man wusste gar nicht, was man für Aufträge kriegt. Aber das sind alles solche Sachen, die gewesen sind. Und man musste damit leben."
Weil die Taktstöcke gefragt sind, hat Rohema auch zu DDR-Zeiten viele Auslandsaufträge. Bis 1960 kann die Firma noch selbst in den Westen liefern, danach läuft alles über den staatlichen Außenhandel der DDR. Das Regime ist auf die Westmark-Einnahmen angewiesen, deshalb bescheren die Export-Aufträge dem Unternehmen manchmal kleine Privilegien.
"Export-Auftrag ins NSW, nicht sozialistische Wirtschaftsgebiet, waren immer mit Vorrang zu bearbeiten. Und da konnte schon mal man jammern, dass man hat Exportaufträge, aber schlechtes Material, und da ist man mal bissel bevorzugt worden. Das war halt diese Möglichkeit, die man nutzen konnte."
Nach dem Zusammenbruch der DDR steht Rohema zunächst vor einer ungewissen Zukunft: Jahrzehntelang hat der Staat die Exportaufträge geregelt, deshalb kennen die Hellingers weder die Preise noch die Käufer ihrer Produkte im Westen. Matthias Hellinger und sein damals 72-jähriger Vater setzen sich ins Auto, um alte Kontakte aufzufrischen.
"Große Touren haben wir gemacht, die alten Kunden, die selber alt waren, noch besucht, Preise mussten wir natürlich verhandeln. Wir wussten ja nicht, zu welchen Preisen unsere Sachen verkauft worden sind, das mussten wir alles bissel rausholen. Und dann, also wir haben einen Katalog drucken lassen, da haben wir gesagt, wir müssen bissel was machen. Marketing war ja ein neues Wort für uns. Und so ging das peu à peu aufwärts."
Die Produktpalette von Rohema ist seitdem ständig gewachsen. Damals hatten sie etwa 40 Artikel im Angebot, schätzt Matthias Hellinger, heute sind es rund 400 - darunter allein gut 90 verschiedene Taktstock-Modelle.
Dazu kommen diverse kleine Rhythmusinstrumente für Kinder, wie Rasseln und Klanghölzer. Der größte Posten aber sind Trommelstöcke und Schlegel. Etwa 50.000 bis 70.000 Paar produziert Rohema pro Jahr, schätzt der Junior-Chef Maik Hellinger:
"Um mal einen Vergleich zu ziehen: Das ist ungefähr die Menge, die der Marktführer am Tag produziert. Das sind doch noch Stückzahlen, die sich in Grenzen halten."
Für einen kleinen Familienbetrieb aber ist es viel, mittlerweile beschäftigt Rohema 15 Mitarbeiter und stößt mengenmäßig an seine Grenzen. Macht nichts, sagt Maik Hellinger. Statt sich mit den billigen Massen-Herstellern aus Asien zu messen, will er sich lieber auf Qualität konzentrieren:
"Mittlerweile ist es wirklich so, dass wir unsere, die Stöcke mit der höchsten Qualität am meisten verkaufen. Und deswegen wollen wir auch nicht unendlich in die Masse wachsen, sondern wirklich mehr oder weniger langsam dann Spitzenprodukte machen. In mittelgroßen Serien."
Vater Matthias Hellinger ist froh, dass mit seinem Sohn und seinem Neffen schon die nächste Generation Verantwortung übernimmt. So blickt er entspannt in die Zukunft und kann sich in ein paar Jahren auf den Ruhestand freuen.
"Hier werden die aufgesteckt, mit Wasser, dass das Holz ein bisschen aufgeht, dann klemmen die fest..."
Der Junior-Chef Maik Hellinger steht in der engen Werkstatt und demonstriert die alten und zum Teil selbst konstruierten Maschinen:
"Diese Maschinen sind schon älter wie ich. Bisher haben wir noch keine bessere Methode gefunden."
Maik Hellinger ist Anfang 30 und einer der Inhaber der Firma Rohema - in fünfter Generation, gemeinsam mit seinem Cousin, seinem Onkel und seinem Vater Matthias Hellinger:
"Also ich war sechs Jahre alt, als mein Großvater gestorben ist, der Namensgeber der Firma, Ro-he-ma, Robert Hellinger Markneukirchen, war mein Großvater, der hat damals mit seinem Bruder die Firma übernommen von seinem Vater, der Gründer, 1888."
Markneukirchen war Ende des 19. Jahrhunderts das Zentrum des europäischen Musikinstrumentenbaus. In dem 6000-Einwohner-Ort gab es auch eine Trommelfabrik, für die machte Matthias Hellingers Urgroßvater die Trommelstöcke. Auch Taktstöcke stellte er von Beginn an her, die gingen vor allem an Militärkapellen.
"Jede Menge Militärkapellen gab's. Das waren die Größten, die immer Musik gemacht haben, und so war auf diese Klientel das zugeschnitten. Marschmusik und so was. Die paar großen Orchester, die es gab, die waren nicht in Reichweite von uns."
Matthias Hellinger hat genau wie sein Vater das Drechsler-Handwerk gelernt. Er holt sein Meisterstück hervor: ein großer Schmuck-Taktstock aus Ebenholz und Elfenbein mit reichen Verzierungen:
"Das ist alles handgefertigt aus Elfenbein. Das ist eine Silberwindung, die läuft an, und hier sind Perlmutt-Einlagen drin. Solche Sachen sind in den 30er-Jahren, sind die in großen Stückzahlen gefertigt worden. Wir haben da alte Kataloge, sind geschnitzte Köpfe dran von Wagner, und so was war damals gang und gäbe."
In den ersten Jahrzehnten wächst das Sortiment an Rohema-Taktstöcken und Trommelstöcken stetig. Dafür sorgen Kunden mit immer neuen Anregungen. Die Hellingers haben ihre Nische im Musikmarkt gefunden.
Schwieriger wird das Geschäft deutlich später, zu DDR-Zeiten:
"Wir hatten auch die üblichen Probleme mit Beschaffung von Material, was schwierig war. Man musste drei bis vier Jahre vorher anmelden, was man für Holz brauchte, um Kontingente zu kriegen. Man wusste gar nicht, was man für Aufträge kriegt. Aber das sind alles solche Sachen, die gewesen sind. Und man musste damit leben."
Weil die Taktstöcke gefragt sind, hat Rohema auch zu DDR-Zeiten viele Auslandsaufträge. Bis 1960 kann die Firma noch selbst in den Westen liefern, danach läuft alles über den staatlichen Außenhandel der DDR. Das Regime ist auf die Westmark-Einnahmen angewiesen, deshalb bescheren die Export-Aufträge dem Unternehmen manchmal kleine Privilegien.
"Export-Auftrag ins NSW, nicht sozialistische Wirtschaftsgebiet, waren immer mit Vorrang zu bearbeiten. Und da konnte schon mal man jammern, dass man hat Exportaufträge, aber schlechtes Material, und da ist man mal bissel bevorzugt worden. Das war halt diese Möglichkeit, die man nutzen konnte."
Nach dem Zusammenbruch der DDR steht Rohema zunächst vor einer ungewissen Zukunft: Jahrzehntelang hat der Staat die Exportaufträge geregelt, deshalb kennen die Hellingers weder die Preise noch die Käufer ihrer Produkte im Westen. Matthias Hellinger und sein damals 72-jähriger Vater setzen sich ins Auto, um alte Kontakte aufzufrischen.
"Große Touren haben wir gemacht, die alten Kunden, die selber alt waren, noch besucht, Preise mussten wir natürlich verhandeln. Wir wussten ja nicht, zu welchen Preisen unsere Sachen verkauft worden sind, das mussten wir alles bissel rausholen. Und dann, also wir haben einen Katalog drucken lassen, da haben wir gesagt, wir müssen bissel was machen. Marketing war ja ein neues Wort für uns. Und so ging das peu à peu aufwärts."
Die Produktpalette von Rohema ist seitdem ständig gewachsen. Damals hatten sie etwa 40 Artikel im Angebot, schätzt Matthias Hellinger, heute sind es rund 400 - darunter allein gut 90 verschiedene Taktstock-Modelle.
Dazu kommen diverse kleine Rhythmusinstrumente für Kinder, wie Rasseln und Klanghölzer. Der größte Posten aber sind Trommelstöcke und Schlegel. Etwa 50.000 bis 70.000 Paar produziert Rohema pro Jahr, schätzt der Junior-Chef Maik Hellinger:
"Um mal einen Vergleich zu ziehen: Das ist ungefähr die Menge, die der Marktführer am Tag produziert. Das sind doch noch Stückzahlen, die sich in Grenzen halten."
Für einen kleinen Familienbetrieb aber ist es viel, mittlerweile beschäftigt Rohema 15 Mitarbeiter und stößt mengenmäßig an seine Grenzen. Macht nichts, sagt Maik Hellinger. Statt sich mit den billigen Massen-Herstellern aus Asien zu messen, will er sich lieber auf Qualität konzentrieren:
"Mittlerweile ist es wirklich so, dass wir unsere, die Stöcke mit der höchsten Qualität am meisten verkaufen. Und deswegen wollen wir auch nicht unendlich in die Masse wachsen, sondern wirklich mehr oder weniger langsam dann Spitzenprodukte machen. In mittelgroßen Serien."
Vater Matthias Hellinger ist froh, dass mit seinem Sohn und seinem Neffen schon die nächste Generation Verantwortung übernimmt. So blickt er entspannt in die Zukunft und kann sich in ein paar Jahren auf den Ruhestand freuen.