1843 im Norden der australischen Insel Tasmanien. Der Naturforscher Ronald Campbell Gunn durchstreift die Gegend zu Pferde. Immer wieder stößt er auf eine kleine unscheinbare Pflanze, die in Massen den Boden bedeckt. 150 Jahre später im Botanischen Garten von Hobart. Der Botaniker Philip Barker steht vor einem Tisch auf dem in etwa 30 schwarzen Blumentöpfen eben jene unscheinbaren Pflanzen aufgereiht sind. Es sind Ableger der nicht einmal 200 Schüchternen Susannen die heute noch in der Wildnis der Australischen Insel leben.
" Gunns Beschreibungen haben mich neugierig gemacht. Denn er schreibt ja, er konnte die Art vom Pferd aus erkennen. Heute wäre das nicht möglich. Wir sind wochenlang durchs Gebüsch gekrochen und hatten Schwierigkeiten, überhaupt eine Pflanze zu finden."
Irgendwas muss sich also verändert haben, das die an Heidekraut erinnernden Pflänzchen mit ihren zartrosa Blüten an den Rand des Aussterbens gebracht hat. Barker:
"Es könnte daran liegen, dass Gunn hier war, als die Europäer gerade erst begonnen hatten Tasmanien zu besiedeln und die Landschaft noch vom Feuerregime der Aborigines gekennzeichnet war. Wahrscheinlich haben die Ureinwohner wesentlich mehr Feuer gelegt, als das heute üblich ist. Dadurch war die Vegetation vermutlich viel offener und Gunn konnte bequem auf einem Pferd reiten und diese kleinen Pflanzen sehen. Heutzutage ist die Vegetation dort oben sehr dicht und die Hälfte der Zeit muss man sich durchs Gebüsch schlagen."
Die schüchterne Susanne, oder Tetratheca gunnii, lebt weltweit nur in der Nähe des Tamarflusses im Norden Tasmaniens. Und auch dort nur auf einem ganz bestimmten Gesteinstyp, dem Serpentinit. Barker:
"Die kleine Pflanze ist nicht nur extrem selten, sie hat auch extreme Schwierigkeiten sich fortzupflanzen. Warum, ist den Botanikern nicht so ganz klar. Vermutlich brauchen die Samen die heißen Buschfeuer der Aborigines um auszukeimen. Auf Tasmanien leben aber keine Aborigines mehr und Buschfeuer werden so weit es geht eingedämmt. Nicht nur das macht der Schüchternen Susanne zu schaffen. Es gelingt ihr kaum noch, überhaupt lebensfähige Samen zu produzieren."
Philip Barker beugt sich über die Blumentöpfe auf dem Tisch und zeigt auf die kleinen nach unten geöffneten Blüten.
"Hier in der Blüte stecken die Staubblätter mit dem Pollen in einer kleinen Röhre. Der Bestäuber der Schüchternen Susanne ist eine kleine einheimische Biene, die in die Blüte hineinfliegt und kräftig mit den Flügeln schlägt. So erzeugt sie Schallwellen und wenn sie dabei den richtigen Ton trifft, fällt der Pollen aus der Röhre heraus."
Die Biene sammelt ihn ein und fliegt zur nächsten Schüchternen Susanne. Barker:
"Aber als die Pflanzen selten wurden, wurden sie – das ist zumindest meine Theorie – so selten, dass die Bienen Schwierigkeiten haben, überhaupt noch eine andere Schüchterne Susanne zu finden, die sie mit dem Pollen bestäuben können. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig als zu einer Blüte derselben Pflanze zu fliegen. So kommt es kaum noch zur Fremdbestäubung."
Die meisten Schüchternen Susannen können also nur noch mit ihrem eigenen Pollen bestäubt werden. Aber das hat fatale Folgen. Barker:
"We know that when they cross on the same plant the seeds are very few and very unfit."
Bei dieser Selbstbestäubung entstünden nur wenige, kleine und kaum lebensfähige Samen, erzählt Philip Barker. Deswegen übernehmen die Forscher in Hobart zurzeit die Rolle der kleinen Biene und bestäuben die Pflanzen auf dem Tisch im Botanischen Garten miteinander. So hoffen sie, lebensfähige Samen zu erzeugen, und die Art vor dem Aussterben zu bewahren.
" Gunns Beschreibungen haben mich neugierig gemacht. Denn er schreibt ja, er konnte die Art vom Pferd aus erkennen. Heute wäre das nicht möglich. Wir sind wochenlang durchs Gebüsch gekrochen und hatten Schwierigkeiten, überhaupt eine Pflanze zu finden."
Irgendwas muss sich also verändert haben, das die an Heidekraut erinnernden Pflänzchen mit ihren zartrosa Blüten an den Rand des Aussterbens gebracht hat. Barker:
"Es könnte daran liegen, dass Gunn hier war, als die Europäer gerade erst begonnen hatten Tasmanien zu besiedeln und die Landschaft noch vom Feuerregime der Aborigines gekennzeichnet war. Wahrscheinlich haben die Ureinwohner wesentlich mehr Feuer gelegt, als das heute üblich ist. Dadurch war die Vegetation vermutlich viel offener und Gunn konnte bequem auf einem Pferd reiten und diese kleinen Pflanzen sehen. Heutzutage ist die Vegetation dort oben sehr dicht und die Hälfte der Zeit muss man sich durchs Gebüsch schlagen."
Die schüchterne Susanne, oder Tetratheca gunnii, lebt weltweit nur in der Nähe des Tamarflusses im Norden Tasmaniens. Und auch dort nur auf einem ganz bestimmten Gesteinstyp, dem Serpentinit. Barker:
"Die kleine Pflanze ist nicht nur extrem selten, sie hat auch extreme Schwierigkeiten sich fortzupflanzen. Warum, ist den Botanikern nicht so ganz klar. Vermutlich brauchen die Samen die heißen Buschfeuer der Aborigines um auszukeimen. Auf Tasmanien leben aber keine Aborigines mehr und Buschfeuer werden so weit es geht eingedämmt. Nicht nur das macht der Schüchternen Susanne zu schaffen. Es gelingt ihr kaum noch, überhaupt lebensfähige Samen zu produzieren."
Philip Barker beugt sich über die Blumentöpfe auf dem Tisch und zeigt auf die kleinen nach unten geöffneten Blüten.
"Hier in der Blüte stecken die Staubblätter mit dem Pollen in einer kleinen Röhre. Der Bestäuber der Schüchternen Susanne ist eine kleine einheimische Biene, die in die Blüte hineinfliegt und kräftig mit den Flügeln schlägt. So erzeugt sie Schallwellen und wenn sie dabei den richtigen Ton trifft, fällt der Pollen aus der Röhre heraus."
Die Biene sammelt ihn ein und fliegt zur nächsten Schüchternen Susanne. Barker:
"Aber als die Pflanzen selten wurden, wurden sie – das ist zumindest meine Theorie – so selten, dass die Bienen Schwierigkeiten haben, überhaupt noch eine andere Schüchterne Susanne zu finden, die sie mit dem Pollen bestäuben können. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig als zu einer Blüte derselben Pflanze zu fliegen. So kommt es kaum noch zur Fremdbestäubung."
Die meisten Schüchternen Susannen können also nur noch mit ihrem eigenen Pollen bestäubt werden. Aber das hat fatale Folgen. Barker:
"We know that when they cross on the same plant the seeds are very few and very unfit."
Bei dieser Selbstbestäubung entstünden nur wenige, kleine und kaum lebensfähige Samen, erzählt Philip Barker. Deswegen übernehmen die Forscher in Hobart zurzeit die Rolle der kleinen Biene und bestäuben die Pflanzen auf dem Tisch im Botanischen Garten miteinander. So hoffen sie, lebensfähige Samen zu erzeugen, und die Art vor dem Aussterben zu bewahren.