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Im World Wide Web bleibt nichts geheim

Facebook & Co finden eine immer größere Verbreitung im Internet. Doch diese sozialen Netzwerke haben auch eine ganz entscheidende Schattenseite: der Datenschutz. Auch Kriminelle haben das erkannt und nutzen sie für die Abzocke von Netzwerkmitgliedern.

Von Brigitte Baetz |
    Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt verlagern einen Teil ihres sozialen Lebens ins Netz. Was früher der Marktplatz war, ist heute das Internet.

    "Man kann mit seinen Freunden chatten und auch Nachrichten schreiben, auf die Pinnwand schreiben. Es gibt halt auch so Gruppen, also so Alle-Freunde-Einladegruppe oder so was Ähnliches. Man kann auch Apps haben, also entweder spielt man oder benote Deine Lehrer oder die Schule."

    Freundschaften pflegt man auf Plattformen wie Facebook, Wer-kennt-Wen, MySpace oder Lokalisten. Berufliche Kontakte finden sich über Xing oder LinkedIn. Kinder und Jugendliche tauschen Neuigkeiten und Fotos auf Schüler-VZ aus, junge Erwachsene auf Studi-VZ. Auf Last.fm erhalten Musikfans die neuesten Infos zu den angesagten Bands, und Menschen in der ganzen Welt verlinken ihre Seiten mit Videos, die Nutzer auf YouTube einstellen. Und wer seinen Freunden und anderen Interessierten mitteilen möchte, was er wann und wo gerade tut und was er dabei denkt, der nutzt Twitter, einen Internetdienst für Kurzmitteilungen.

    Nach einer Untersuchung des international tätigen Marktforschungsinstituts Nielsen verbringt der durchschnittliche US-Amerikaner mehr als 60 Stunden im Monat online, davon über 20 Prozent in sogenannten sozialen Netzwerken, und das mit steigender Tendenz. Als ein Beweis für die wachsende Bedeutung von sozialen Netzwerken kann die Meldung der amerikanischen Nachrichtenagentur AP gewertet werden, wonach die Verweildauer der Nutzer auf Facebook im August dieses Jahres erstmals länger gewesen sein soll als die bei der führenden Internetsuchmaschine Google – und das, obwohl Facebook erst im Jahr 2004 gegründet wurde, vom damals 19-jährigen Mark Zuckerberg:

    "Da gibt es diese unglaubliche Bewegung, ich meine das Internet, das es den Leuten ermöglicht, zu teilen, was sie möchten, miteinander in Kontakt zu treten und zu bleiben. Das ist die Macht der Demokratie durch das Netz. Wir geben den Menschen diese Macht."
    Facebook gilt neben Google und dem Online-Buchhändler Amazon als das erfolgreichste Internetunternehmen überhaupt. 2007 kaufte sich der Softwaregigant Microsoft bei Facebook ein. Für eine Beteiligung von nur 1,6 Prozent zahlte der Konzern 240 Millionen Dollar. Das bedeutet, dass Facebook schon vor drei Jahren mit insgesamt 15 Milliarden Dollar bewertet wurde. Kein Wunder, dass über das Unternehmen, das in einem Harvard-Wohnheim gegründet wurde und seinen jungen Chef Zuckerberg, in dieser Woche auch ein Hollywoodfilm herauskommt. Titel: "The Social Network".

    Seit Juli 2010 hat Facebook über 500 Millionen Mitglieder. Stellt man sich diese Zahl geografisch vor, dann wäre Facebook das drittgrößte Land der Erde. Es ist der Traum der Internetenthusiasten: eine globale Gemeinschaft von Gleichgesinnten und Gleichgestellten, in der jeder mit jedem kommunizieren kann, Freunde von früher wiedergefunden werden und neue Kontakte geschlossen werden können. Das Internet ist für viele längst mehr als ein Medium, es ist ein Lebensraum. Vor allem junge Menschen verlagern einen großen Teil ihres sozialen Lebens ins Netz.

    Doch soziale Netzwerke - vor allem Facebook - sind, bei allem Erfolg, nicht unumstritten. Denn gerade das, was den Reiz und die Vorzüge solcher Internet-Plattformen ausmacht – beispielsweise die globale Erreichbarkeit, die riesigen Mengen an persönlichen Daten und der unkomplizierte Austausch von Informationen – bereitet Daten- und Verbraucherschützern Kopfzerbrechen, wie zum Beispiel Falk Lüke:

    "Wir als Verbraucherzentrale Bundesverband sehen bei sozialen Netzwerken zum einen natürlich den großen Nutzen für die Verbraucher, aber zum anderen auch gewisse Gefahren. Da ist vor allem der Bereich des Datenschutzes zu nennen, denn der Datenschutz ist bei sozialen Netzwerken leider sehr häufig nach wie vor nicht sehr gut implementiert, will heißen: Da können Sie sehr schnell Daten preisgeben von sich, obwohl Sie das eigentlich ursprünglich gar nicht wollten und häufig auch ohne, dass Sie das bemerkten."

    Bei Facebook beispielsweise hinterlassen die Mitglieder Informationen über ihren Wohnort, ihr Alter, ihre religiöse und politische Ausrichtung. Über die von ihnen angegebenen Kontakte lässt sich ihr Freundeskreis analysieren. Die Querverweise auf interessante Webseiten, die der Nutzer einstellt, geben Auskunft über seine Interessen. Über die Funktion "Freunde finden" wird sein E-Mail-Adressbuch mit dem von Facebook abgeglichen. Facebook hat dadurch die Möglichkeit, auch an die Adressen von Menschen zu kommen, die nicht Mitglieder des Online-Netzwerkes sind. Längst gibt es Software, die automatisiert Fotos bestimmten Personen zuordnen kann. Was das im Falle Facebook bedeuten könnte, erklärte Holger Bleich, Redakteur vom Computermagazin ct, im Deutschlandradio Berlin so:

    "Wenn jetzt zum Beispiel irgendjemand ein Foto von mir 'reinstellt und den Namen Holger Bleich drunter schreibt, wird Facebook dieses Foto, dieses Gesicht von mir analysieren und wird seine ganze Bilddatenbank, die ja enorm ist, durchforsten nach anderen Bildern, wo dasselbe Gesichtsmuster ist. Das heißt, Facebook erkennt dann auch auf anderen Bildern: Das ist Holger Bleich, auch wenn dort mein Name nicht druntersteht. Und zur Folge hat das natürlich, dass Facebook in der Lage ist, zu sehen, mit wem man dann noch Kontakte pflegt anhand der Kontakte auf den Bildern, ohne dass diese Kontakte in Facebook markiert sind und das öffnet natürlich dem Netzwerk ganz neue Möglichkeiten, solche Kontakte immer weiterzuspinnen."

    Das eigene Profil, das Nutzer auf den Seiten von Facebook oder anderen sozialen Netzwerken hinterlegen, sagt oft mehr über sie aus als ihnen bewusst ist. Google-Chef Eric Schmidt hat einmal eher unfreiwillig in einem Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNBC die Ambivalenz der Internet-Privatsphäre beschrieben.
    "Wenn Sie etwas gemacht haben, was niemand wissen soll, hätten Sie es vielleicht gar nicht erst tun sollen. Wir in den Vereinigten Staaten unterliegen alle dem Patriot Act. Informationen können den Behörden zugänglich gemacht werden."

    Was auf das Internet allgemein zutrifft, trifft erst recht auf soziale Netzwerke zu: Je mehr Informationen über einen Menschen online stehen, desto leichter lässt er sich auch von Fremden analysieren oder bestimmten Gruppen zuordnen. Das Erstaunliche: Während bei der letzten Volkszählung Tausende Bürger auf die Straße gingen, weil der Staat Daten von ihnen einforderte, geht die kommerzielle Datensammlung durch Dienste wie Facebook, MySpace und andere geräuschlos vonstatten – ohne dass Bürger sich wehren. Im Gegenteil: Sie geben im Netz viel von sich preis – auch, weil der Charakter des Netzes auf den ersten Blick flüchtig scheint. Doch das Internet vergisst nicht: Gelöschte Informationen können wiederhergestellt werden. Niemand kann wissen, wer Daten von der einen Plattform abgegriffen, für sich gespeichert und eventuell auf einer anderen Plattform wieder veröffentlicht hat.

    Längst haben auch Kriminelle erkannt, dass die oft intime Kommunikation, die in sozialen Netzwerken gepflegt wird, eine Möglichkeit bietet, an persönliche Daten potenzieller Opfer zu kommen, warnt Falk Lüke, Referent für Verbraucherrechte in der Digitalen Welt beim Verbraucherzentrale Bundesverband.

    "Es gibt durchaus auch den Fall, dass Kriminelle zum Beispiel ein komplettes Profil übernommen haben und dann auf dem Wege der Freundschaft, also wo man dachte, es wäre ein Freund von einem. Dass sie dann dort versucht haben zum Beispiel, an Geld zu kommen. Klassischer Fall wäre zum Beispiel, dass sie sagen, dass sie sich dann in einem Chat an Sie wenden und dann dort sagen: Ich sitze gerade hier in London und mir ist die Geldbörse gestohlen worden, könntest Du mir bitte schnell per Direktanweisung Geld zukommen lassen. Leider war das dann nicht der Freund, sondern irgendein Krimineller, der dann Zugangsdaten in dem Fall dann benützt hat, also ein klassischer Fall von Phishing und da muss man sagen: Das ist natürlich etwas, was auch sehr ärgerlich ist und darüber hinaus auch noch direkt Geld kostet."

    Immer wieder kommt es auch auf angeblich sicheren Seiten, in die man sich erst mit einem Passwort einloggen muss, zu Datenlecks. Evgeny Morozov, Forscher an der Georgetown University in den USA, glaubt, dass der Staat heute wesentlich leichter seine Bürger überwachen kann als noch in früheren Zeiten. Zwar böte das Internet gerade für Menschen in Diktaturen die Möglichkeit, an unabhängige Informationen zu kommen, gleichzeitig lassen sich Oppositionsgruppen heute viel schneller outen und ausspionieren als früher – sozialen Netzwerken sei dank:

    "Man kann in Echtzeit sehen was passiert. In einem Land wie Russland wäre es früher schon aus geografischen Gründen schwierig gewesen, zu wissen, was dort passiert."

    Privat und öffentlich ist im Internet kaum zu trennen. Wer Informationen ins Netz stellt, egal auf welche Seite, muss davon ausgehen, dass sie im Zweifel gelesen werden können – von wem auch immer. Den meisten Nutzern sei diese Tatsache aber immer noch nicht bewusst genug, meint der Geschäftsführer der Kölner Marketingagentur Conceptbakery, Felix Holzapfel.

    "Dieses Thema Datensicherheit: Ja, ist wichtig. Auf der anderen Seite ist es so: Viele Nutzer, wenn sie die draußen fragen, denen ist das egal. Die posten dort Sachen, die würd' ich noch nicht mal meinen besten Freunden erzählen, die setzen die ins Social Web, wo sie jeder für immer lesen kann."

    Auch scheinbar harmlose Aktionen im World Wide Web können ungeahnte Wirkung haben. Als die Iranerin Neda Soltani ihr Foto auf ihrer Facebook-Seite publizierte, konnte sie nicht ahnen, dass dies ihr ganzes Leben verändern würde.

    "Ich heiße Neda Soltani. Ich bin 32 Jahre alt und Iranerin. Ich war Dozentin an der Universität von Teheran. Heute lebe ich als Asylsuchende in Deutschland."

    Ihr Foto wurde zum Gesicht und Symbol der iranischen Oppositionsbewegung: die Folge einer Verwechslung. Im Sommer 2009 wurde eine junge Frau namens Neda Soltan bei einer Demonstration in Teheran erschossen, das Video der Sterbenden auf YouTube hochgeladen. Ein Nutzer fand das Profilbild einer ähnlich aussehenden Frau auf Facebook: eben das von Neda Soltani. Sogar der Name der Toten war dem der Iranerin ähnlich, aber nicht identisch. Gleichwohl ging der Name um die ganze Welt und, wie Neda Soltani dem Sender ARTE erzählte, machte es ihr unmöglich, weiter in ihrem Heimatland zu bleiben und das, obwohl sie ihr Profilbild bald nach der Veröffentlichung wieder gelöscht hatte. Doch andere Facebook-Nutzer hatten staatliche Zensur vermutet und das Bild der Iranerin bei sich selbst hochgeladen und via Twitter versandt. Dagegen war die junge Frau machtlos.

    Neda Soltani war Opfer einer Lawine geworden, die auch dadurch ins Rollen kam, weil die traditionellen Medien nicht intensiv genug nachrecherchierten. Doch wenn Falschinformationen im Netz erst einmal eine gewisse Verbreitung erreicht haben, sind sie kaum noch zu stoppen. Das liegt auch daran, dass Meldungen besonders glaubwürdig wirken, wenn man sie von Internet-Freunden erfährt. Und Freundschaften bzw. zwischenmenschliche Beziehungen sind die Grundlage aller sozialen Netzwerke – eine Tatsache, die sich die werbetreibende Industrie in wachsendem Maße zunutze macht.

    Soziale Netzwerke erheben in der Regel keine Zugangsgebühren. Nutzer würden vermutlich auch nichts bezahlen wollen. Im Internet herrscht bislang eine ausgeprägte Kostenlos-Kultur. Doch auch soziale Netzwerke müssen sich finanzieren, schließlich handelt es sich um kommerzielle Angebote. Dahinter stecken Firmen. Daten sind die Ware dieser Unternehmen, je mehr Daten desto besser. Persönliche Kontakte, Vorlieben, Hobbys – das sind Informationen, die interessant sind für die Industrie und die Werbung. Wer auf Facebook angibt, was er besonders mag, wird auf seinen persönlichen Seiten mit maßgeschneiderten Werbebotschaften konfrontiert. Falk Lüke vom Verbraucherverband Bundeszentrale:

    "Beispielsweise haben wir bei Facebook einmal eine Klausel gesehen: Da wurde um Verständnis dafür gebeten, dass vielleicht manchmal Werbung nicht als solche gekennzeichnet ist. Und da muss ich schon sagen: Also, aus unserer Sicht ist das ein absolutes Unding. Wenn Werbung dort geschaltet wird, dann sollte diese natürlich auch als Werbung gekennzeichnet sein. Da möchte ich nicht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen vorfinden, dass um mein Verständnis dafür gebeten wird."

    Die Stiftung Warentest bemängelte in diesem Frühjahr, dass personalisierte Werbung bei allen wichtigen Netzwerken geschaltet wird. Einzige Ausnahme: SchülerVZ. MySpace beispielsweise hat ein System entwickelt, das seine Nutzer in gut 1.000 Kategorien aufteilt – ein Traum für jeden Werbetreibenden, weil sogenannte Streuverluste wie bei der klassischen Werbung im Fernsehen oder in Zeitungen entfallen. Doch wie Verbraucherschützer Falk Lüke betont, ist der gläserne Konsument nur ein Beispiel für die Kommerzialisierung des Netzes, die seiner Ansicht nach auf Kosten der Nutzer geht:

    "Sehr häufig sieht man in sozialen Netzwerken klassische Werbeanzeigen. Allerdings gibt es auch immer wieder den Fall, dass Firmen versuchen, dort Kunden in irgendeiner Form näher an sich zu binden oder ihnen eher unterschwellig Informationen unterzujubeln, dass ihre Produkte doch diejenigen sind, die Verbraucher interpretieren sollten oder für die sie sich begeistern sollten oder sie erstmal grundsätzlich für ihre Produkte zu interessieren. Und das passiert sehr häufig nicht wirklich offen, sondern zum Beispiel über Fake-Profile und Ähnliches, wo dann bestimmte Produkte zufälligerweise häufiger mal genannt werden."

    Nicht ohne Grund hat der Deutsche Rat für Public Relations im August dieses Jahres eine Richtlinie für die eigene Branche veröffentlicht: PR-Akteure sollen sich auch im Netz immer als Vertreter bestimmter Interessen zu erkennen geben, wenn sie ihre Meinung über ein Unternehmen oder ein Produkt äußern, das sie vertreten. Doch auch offene Werbung ist lukrativ. International agierende Firmen wie Starbucks betreiben auf Facebook eine eigene Fanseite, das Unternehmen selbst verzeichnet fast sieben Millionen Fans, die ihr Interesse an der Kaffeehauskette zu ihren Freunden weitertragen. Soziale Netzwerke dienen diesen Markenartiklern zur Imagepflege. Hier zeigt sich aber auch die demokratische Seite des Internets, sagt der Marketing-Experte Felix Holzapfel: Denn der Nutzer könne den Firmen durchaus etwas entgegensetzen.

    "Im Durchschnitt hat so ein Nutzer in einem sozialen Netzwerk 130 Freunde, also erziele ich dort relativ starke Multiplikatorenwirkung, das kann Super-Vorteil sein, um Sachen zu verlängern. Andererseits: Wenn ich mich als Unternehmen falsch verhalte, schlechte Produkte anbiete oder was auch immer, mir das natürlich den Weg ganz schön steinig machen kann. Beispiel: Hotels oder Restaurants, das ist ja heute schon sehr dramatisch, wenn ich in dem Umfeld schlechte Bewertungen hab und ich hab nur ein oder zwei Sterne: Die Leute gucken vorher, weil sie in Urlaub fahren heute. Selbst Lieschen Müller guckt bei Trip-Advisor oder Holiday-Check: Ach, was sagen denn die anderen Leute über das Hotel, kann ich mir ein paar Bilder angucken, die nicht aus dem Prospekt sind, sondern die irgendwelche Nutzer geschossen haben, weil's dann einfach authentischer ist, da weiß ich, da ist nichts Photoshop, da sind nicht die Wolken wegretuschiert und die Baustellen."

    Soziale Netzwerke sind hilfreich, um Tipps und Informationen auszutauschen, mit Freunden in Kontakt zu bleiben und neue Kontakte zu knüpfen. Experten glauben auch, dass sie in Zukunft verstärkt zur Nachrichtenverbreitung genutzt werden und damit klassischen Nachrichtenportalen Konkurrenz machen könnten, wie es beispielsweise während des Amoklaufs von Winnenden via Twitter schon geschehen ist. Doch der mangelhafte Datenschutz ist und bleibt ein Risiko für jeden Einzelnen. Solange die meisten Betreiber von Sozialen Netzwerken in den USA sitzen, lässt sich Datenschutz von deutschen Bürgern auch kaum einklagen. Verbraucherschützer raten deshalb jedem Einzelnen dazu, möglichst wenig von sich selbst im Internet preiszugeben und sich nur mit Menschen zu vernetzen, die man auch persönlich kennt.

    Bewusst sollte sich jeder Nutzer auch darüber sein, dass die sozialen Netzwerke sich untereinander immer mehr vernetzen. Über kleine Buttons sind längst Facebook mit Twitter oder MySpace mit YouTube verbunden. Die Möglichkeit, dass die eigenen Daten über weitere Netzwerke einen Weg nehmen, der für den Einzelnen kaum noch nachzuvollziehen oder kontrollierbar ist, wächst beständig. Falk Lüke vom Verbraucherzentrale Bundesverband glaubt, dass noch viel zu tun ist, um die Nutzer über die Risiken Sozialer Netzwerke aufzuklären:

    "Eigentlich sollte es so sein, dass ich im Internet nur Dinge veröffentliche, bei denen ich selber auch kein Problem damit hätte, wenn sie an nächsten Tag auf der Titelseite meiner Tageszeitung stehen würde. Das ist so eine Schere im Kopf, die funktioniert ganz gut."

    Und die sollte auch funktionieren, denn die Politik in Deutschland tut sich immer noch schwer mit dem Thema Datenschutz im Internet. Das liegt auch daran, dass die großen Netzwerke wie Facebook in den USA ihren Sitz haben und die Amerikaner einen eher laxen Umgang mit persönlichen Daten pflegen. Die Europäische Union hat zwar vor zehn Jahren mit dem Safe-Harbor-Abkommen versucht, die USA dazu zu bringen, Daten europäischer Bürger mit europäischen Sicherheitsstandards zu versehen, allerdings- so die übereinstimmende Meinung der deutschen Datenschutzbeauftragten – bislang ohne Erfolg.