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Im Zeichen der Shoah
Allende-Blin vertont Paul Celan

Es gibt Poesie, die das eigentlich nicht Sagbare zur Sprache bringt, indem sie es sprechend enthüllt und zugleich beredt verhüllt. Solche Poesie ist verbunden mit Namen und Werk von Paul Celan (1920-1970). Zahlreiche Komponisten haben seine Verse vertont, auch der 90-jährige Juan Allende-Blin.

Am Mikrofon: Georg Beck |
    Ein Mann mit mittellangen grauen Haaren blickt durch seine Brille direkt in die Kamera.
    Engagiert sich für Verfemte und Verfolgte: Der Komponist Juan Allende-Blin (Jan Rothstein)
    Zu den Komponisten, zu denen Paul Celans Lyrik auffordernd spricht, gehört der 1928 in Chile geborene, seit 1971 in Essen lebende Juan Allende-Blin. Künstlerisch beheimatet im Serialismus, verwebt seine Musik den Ton mit der Stille, was sie für die Sprachwelt Celans prädestiniert. Als 90-Jähriger komponiert Allende-Blin zwei Kantaten für Sopran, Orgel und Schlagzeug nach Texten aus dem Celan-Band "Die Niemandsrose". Bei allem Enigmatischen, das damit einhergeht – die Klarheit der Verortung in eine kollektive Leid- und Verlusterfahrung bleibt. Die Kantate "hörst du" widmet Juan Allende-Blin explizit den Opfern eines deutschen Kriegsverbrechens in Nordfrankreich.
    Juan Allende-Blin (*1928)
    "hörst du" – Kantate
    "Es kam eine Stille" – Kantate
    Ruth Weber, Sopran
    Jochen Büttner, Schlagzeug
    Mattias Geuting, Orgel
    Aufnahme vom 24.11.2020 in der Evangelischen Kirche Essen-Rellinghausen