Wolodja und Elena sind ein ungewöhnliches Ehepaar. Beide haben Kinderlähmung und können sich nur kriechend oder im Rollstuhl fortbewegen. Außerdem können sie sich nur kaum verständlich artikulieren. Die meiste Zeit verbringen sie zu Hause, in ihrem Zimmer in einer Moskauer Altbauwohnung, gemeinsam mit der Katze Ksjuscha, lesend oder am Computer. Wolodjas Mutter, Natalja Botschkowa, kümmert sich um die beiden.
"Wir wohnen an einer Hauptstraße, im Rollstuhl kann man die nicht überqueren. Die Unterführungen haben unüberwindbare Treppen. Zum Glück hat mein zweiter Sohn kürzlich ein Auto angeschafft. Damit fahren wir Wolodja und Elena manchmal ins Grüne. In diesem Sommer haben wir ein paar Mal draußen gepicknickt."
Mit der Moskauer Metro zu fahren ist für Rollstuhlfahrer lebensgefährlich. Die Rolltreppen sind sehr schnell, Fahrstühle gibt es nicht. In den Regionen ist die Situation noch schlimmer. Auch Irina Jasina ist auf den Rollstuhl angewiesen. Sie hat Multiple Sklerose, reist aber dennoch viel.
"Das ist mühsam. Samara oder Tscheljabinsk sind Millionenstädte, aber an den Flughäfen dort erleben Sie Ungeheuerliches. Jeder Eingang hat dort Stufen. Wenn Sie Glück haben, gibt es vielleicht ein neues Gebäude mit einer Behindertentoilette. Vielleicht aber auch nicht. In Moskau hat sich in den letzten fünf Jahren viel getan. Da haben wir den Sprung aus der Steinzeit zum Vorabend der Industriellen Revolution geschafft. Der Rest Russlands ist immer noch in der Steinzeit."
Dabei sollte in ganz Russland vieles schnell besser werden.
In knapp sechs Monaten werden im südrussischen Sotschi im Anschluss an die Olympischen Spiele die Paralympics ausgetragen. Mehr als 1300 Teilnehmer werden dazu erwartet. Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat aus diesem Anlass die Situation in Sotschi untersucht und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen: Selbst dort sind Menschen mit Behinderungen meist an die eigenen vier Wände gebunden.
Es geht aber nicht nur um mangelnde Barrierefreiheit, es geht auch um die allgemeine Einstellung. In Russland werden Behinderte oft noch wie zu Sowjetzeiten weggesperrt. Ärzte raten Eltern, Kinder mit Behinderungen in Pflegeheime zu geben. Wenn sie volljährig sind, landen sie nicht selten in Heimen für Alkoholiker oder Drogenkranke. Denn spezialisierte Tagesstätten sind die Ausnahme, erläutert Ljudmila Moltschanowa von der Moskauer Behindertenorganisation ROBOI:
"Ich bekomme jede Woche etwa 200 Anfragen aus ganz Russland.
Außerhalb Moskaus sind die Behörden oft taub für die Belange Behinderter. Es kommt auch immer wieder vor, dass die Fürsorge Eltern mit Behinderungen ihre gesunden Kinder wegnimmt.
In den abgelegenen Regionen ist es auch sehr schwer, moderne Hilfsmittel zu bekommen."
Human Rights Watch hat die russische Regierung aufgefordert, auch die Gesetzgebung zu verbessern. In Russland gibt es kein Antidiskriminierungsgesetz. Das aber würde helfen, glaubt Irina Jasina.
"Wenn ich heute in ein Theater nicht hineinkomme, habe ich nichts in der Hand. Ich kann das Theater verklagen, wenn ich mir bei dem Versuch, die Treppe hinaufzukommen, den Hals breche; allein wegen der Diskriminierung kann ich aber nicht vor Gericht ziehen. Und das ist die vielleicht größte Bremse überhaupt. Menschen mit Behinderungen haben in Russland kein Instrument, um ihre Rechte einzuklagen."
Von allein würden die Menschen in Russland ihre Einstellung jedenfalls nicht ändern, meint Jasina.
"Es gibt Ausnahmen. Neulich habe ich die Besitzerin einer Restaurantkette kennengelernt. Sie hat all ihre Restaurants barrierefrei eingerichtet, und zwar aus freien Stücken. Sie will einfach Europäerin sein. Aber das gibt es sehr selten. Ich habe in Russland nur diese eine Frau getroffen."
"Wir wohnen an einer Hauptstraße, im Rollstuhl kann man die nicht überqueren. Die Unterführungen haben unüberwindbare Treppen. Zum Glück hat mein zweiter Sohn kürzlich ein Auto angeschafft. Damit fahren wir Wolodja und Elena manchmal ins Grüne. In diesem Sommer haben wir ein paar Mal draußen gepicknickt."
Mit der Moskauer Metro zu fahren ist für Rollstuhlfahrer lebensgefährlich. Die Rolltreppen sind sehr schnell, Fahrstühle gibt es nicht. In den Regionen ist die Situation noch schlimmer. Auch Irina Jasina ist auf den Rollstuhl angewiesen. Sie hat Multiple Sklerose, reist aber dennoch viel.
"Das ist mühsam. Samara oder Tscheljabinsk sind Millionenstädte, aber an den Flughäfen dort erleben Sie Ungeheuerliches. Jeder Eingang hat dort Stufen. Wenn Sie Glück haben, gibt es vielleicht ein neues Gebäude mit einer Behindertentoilette. Vielleicht aber auch nicht. In Moskau hat sich in den letzten fünf Jahren viel getan. Da haben wir den Sprung aus der Steinzeit zum Vorabend der Industriellen Revolution geschafft. Der Rest Russlands ist immer noch in der Steinzeit."
Dabei sollte in ganz Russland vieles schnell besser werden.
In knapp sechs Monaten werden im südrussischen Sotschi im Anschluss an die Olympischen Spiele die Paralympics ausgetragen. Mehr als 1300 Teilnehmer werden dazu erwartet. Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat aus diesem Anlass die Situation in Sotschi untersucht und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen: Selbst dort sind Menschen mit Behinderungen meist an die eigenen vier Wände gebunden.
Es geht aber nicht nur um mangelnde Barrierefreiheit, es geht auch um die allgemeine Einstellung. In Russland werden Behinderte oft noch wie zu Sowjetzeiten weggesperrt. Ärzte raten Eltern, Kinder mit Behinderungen in Pflegeheime zu geben. Wenn sie volljährig sind, landen sie nicht selten in Heimen für Alkoholiker oder Drogenkranke. Denn spezialisierte Tagesstätten sind die Ausnahme, erläutert Ljudmila Moltschanowa von der Moskauer Behindertenorganisation ROBOI:
"Ich bekomme jede Woche etwa 200 Anfragen aus ganz Russland.
Außerhalb Moskaus sind die Behörden oft taub für die Belange Behinderter. Es kommt auch immer wieder vor, dass die Fürsorge Eltern mit Behinderungen ihre gesunden Kinder wegnimmt.
In den abgelegenen Regionen ist es auch sehr schwer, moderne Hilfsmittel zu bekommen."
Human Rights Watch hat die russische Regierung aufgefordert, auch die Gesetzgebung zu verbessern. In Russland gibt es kein Antidiskriminierungsgesetz. Das aber würde helfen, glaubt Irina Jasina.
"Wenn ich heute in ein Theater nicht hineinkomme, habe ich nichts in der Hand. Ich kann das Theater verklagen, wenn ich mir bei dem Versuch, die Treppe hinaufzukommen, den Hals breche; allein wegen der Diskriminierung kann ich aber nicht vor Gericht ziehen. Und das ist die vielleicht größte Bremse überhaupt. Menschen mit Behinderungen haben in Russland kein Instrument, um ihre Rechte einzuklagen."
Von allein würden die Menschen in Russland ihre Einstellung jedenfalls nicht ändern, meint Jasina.
"Es gibt Ausnahmen. Neulich habe ich die Besitzerin einer Restaurantkette kennengelernt. Sie hat all ihre Restaurants barrierefrei eingerichtet, und zwar aus freien Stücken. Sie will einfach Europäerin sein. Aber das gibt es sehr selten. Ich habe in Russland nur diese eine Frau getroffen."