Es wird fleißig gebaut im Athener Vorort Glyfada, einer schicken Gegend im Süden der griechischen Hauptstadt. Auf einer der vielen Baustellen entsteht gerade ein 200 Quadratmeter großes Einfamilienhaus. Zwei junge Männer in Blaumann transportieren Fensterrahmen, ein weiterer bohrt Löcher in die frische Wand. Der Bauingenieur Panagiotis Roumaneas, ein älterer Mann, schaut den Handwerkern auf die Finger, gibt Anweisungen, bespricht die Details.
"Die Wände stehen schon, aber es gibt noch viel zu tun: Fenster und Türen müssen angebracht werden, Kabel müssen gezogen und die Böden gemacht werden. Das Haus hat zwei Etagen. Wir gehen davon aus, dass es bis April fertig sein wird."
Der Auftrag ist nur einer von vielen, den seine Firma in den vergangenen Monaten entgegen genommen hat, sagt Roumaneas. Nach den harten Jahren der Finanzkrise, in denen die Baubranche um jeden Kunden kämpfen musste, gehe es nun mit dem griechischen Immobilienmarkt aufwärts.
"Die Wände stehen schon, aber es gibt noch viel zu tun: Fenster und Türen müssen angebracht werden, Kabel müssen gezogen und die Böden gemacht werden. Das Haus hat zwei Etagen. Wir gehen davon aus, dass es bis April fertig sein wird."
Der Auftrag ist nur einer von vielen, den seine Firma in den vergangenen Monaten entgegen genommen hat, sagt Roumaneas. Nach den harten Jahren der Finanzkrise, in denen die Baubranche um jeden Kunden kämpfen musste, gehe es nun mit dem griechischen Immobilienmarkt aufwärts.
Ausländische Käufer wittern Schnäppchen
Kaufanreize gibt es zuhauf: Die aktuelle konservative Regierung Mitsotakis hat die Mehrwertsteuer auf den Kauf einer Wohnung gekippt und die Immobiliensteuer gesenkt. Renovierungsarbeiten werden subventioniert und sind neuerdings auch steuerlich absetzbar. Das Haus in Glyfada baut Roumaneas für eine griechische Familie - die meisten Käufer kämen aber aus dem Ausland, sagt er.
"Vor allem sind das Chinesen. Sie kaufen Immobilien in der Athener Innenstadt oder auch hier im Süden, an der Küste. Und es gibt auch viele Europäer, die sich für griechische Immobilien interessieren, auch sie sehen das als Investition. Sie haben in ihren Ländern nicht die große Finanzkrise durchgemacht, die wir in Griechenland hatten, und haben das nötige Kleingeld, um zu kaufen."
"Vor allem sind das Chinesen. Sie kaufen Immobilien in der Athener Innenstadt oder auch hier im Süden, an der Küste. Und es gibt auch viele Europäer, die sich für griechische Immobilien interessieren, auch sie sehen das als Investition. Sie haben in ihren Ländern nicht die große Finanzkrise durchgemacht, die wir in Griechenland hatten, und haben das nötige Kleingeld, um zu kaufen."
Dieser Beitrag gehört zur fünfteiligen Reportagereihe Europas Immobilienmärkte - Kaufen, bauen, ausgrenzen.
Das bestätigt auch der Immobilienmakler Themis Bakas. Der 35-Jährige sitzt ungeduldig in seinem Büro in der Athener Innenstadt, immer wieder klingelt das Telefon. Gerade in Gegenden, die für Griechen nicht infrage kämen, weil sie zum Beispiel heruntergekommen sind oder einen schlechten Ruf haben, wittern viele seiner ausländischen Kunden die Chance auf ein Schnäppchen, sagt er. Denn gerade dort haben die Immobilien einen Preissturz von bis zu 60 Prozent hinter sich.
"Ich habe zum Beispiel Kunden aus Israel. Die haben 100 Quadratmeter für 100.000 Euro gekauft, im Athener Stadtteil Kypseli. Nur zehn Minuten vom Zentrum der Stadt. In welcher anderen europäischen Hauptstadt kannst du eine Wohnung in der Innenstadt kaufen mit nur 1.000 Euro pro Quadratmeter? In keiner. Viele denken sich also: Warum nicht gleich das ganze Mehrfamilienhaus kaufen? Ich habe eh nichts zu verlieren."
"Ich habe zum Beispiel Kunden aus Israel. Die haben 100 Quadratmeter für 100.000 Euro gekauft, im Athener Stadtteil Kypseli. Nur zehn Minuten vom Zentrum der Stadt. In welcher anderen europäischen Hauptstadt kannst du eine Wohnung in der Innenstadt kaufen mit nur 1.000 Euro pro Quadratmeter? In keiner. Viele denken sich also: Warum nicht gleich das ganze Mehrfamilienhaus kaufen? Ich habe eh nichts zu verlieren."
Goldene Visa für Nicht-EU-Ausländer
Nicht-EU-Ausländer hätten noch einen Grund, in preiswerte griechische Immobilien zu investieren: das "Goldene Visum". "Wer eine oder mehrere Immobilien kauft, die insgesamt 250.000 Euro kosten, bekommt eine Aufenthaltserlaubnis für sich, seinen Ehegatten, seine Kinder, sogar für seine Eltern. Damit kann der Investor frei in der ganzen EU reisen, seine Kinder können in Europa zur Schule gehen oder studieren."
Etwa 13.000 Nicht-EU-Ausländer haben so bisher das Goldene Visum aus Athen bekommen; neben Chinesen sind es vor allem Russen, Türken, Ägypter und Libanesen. Tatsächlich dafür nach Griechenland ziehen müssen die Investoren nicht. Viele würden deshalb die gekauften Wohnungen und Häuser über Internetplattformen wie Airbnb vermieten und damit ihrerseits Geschäfte machen.
Etwa 13.000 Nicht-EU-Ausländer haben so bisher das Goldene Visum aus Athen bekommen; neben Chinesen sind es vor allem Russen, Türken, Ägypter und Libanesen. Tatsächlich dafür nach Griechenland ziehen müssen die Investoren nicht. Viele würden deshalb die gekauften Wohnungen und Häuser über Internetplattformen wie Airbnb vermieten und damit ihrerseits Geschäfte machen.
"Wer kann solche Mieten zahlen?"
Für einheimische Mieter bleiben dadurch vielerorts nur noch wenige Wohnungen übrig. Die Nachfrage steigt und mit ihr die Mietpreise. Was das bedeutet, bekommt die Mathematiklehrerin Maria Liakou im Athener Vorort Voula gerade zu spüren. Auch diese Gegend ist für ausländische Käufer extrem attraktiv geworden. Immer mehr Wohnungen wechseln so den Besitzer und werden nur noch tageweise vermietet. Bei einer Tasse Kaffee bei ihrer Freundin macht die 46-jährige Liakou ihrem Ärger Luft:
"Ich habe seit 20 Jahren in meiner Drei-Zimmer-Wohnung gewohnt, habe zuletzt 700 Euro bezahlt. Meine Vermieterin will jetzt 1.100 Euro. Ich frage mich, wer kann solche Mieten zahlen? Eine normale Familie kann das nicht. Wir ziehen jetzt weg. Es ist, als würde man uns sagen: Ihr habt es nicht verdient hier zu leben."
Bei einem Durchschnittsgehalt von etwa 1.000 Euro und einem Mindestlohn von 550 Euro netto, können sich so hohe Mieten nur noch wohlhabende Griechen leisten, sagt sie. Doch die konservative Regierung Mitsotakis will weiterhin den Immobiliensektor antreiben. Ihr Standpunkt: Nach Jahren der Krise ist das Land auf Geld aus dem Ausland angewiesen, und dazu gehören eben auch Investitionen in Immobilien.
Dass Mieterinnen wie Maria Liakou zu den Verliererinnen des neuen Bau- und Wohnungsbooms gehören, sei zwar traurig, sagt Bauingenieur Panagiotis Roumaneas. Doch so sei es nunmal: "So ist der Markt. Für Mieter ist das schlimm. Ich kenne auch Leute, die betroffen sind. Und auf Kredit kaufen, ist auch kaum möglich. Die griechischen Banken sind da sehr zögerlich. Kaufen kann also im Moment nur, wer schon das Geld dafür hat. Wohlhabende Griechen, die das Geld zu Hause versteckt hatten oder es ins Ausland gebracht hatten und es jetzt wieder zurückbringen. Das sind die Gewinner."
"Ich habe seit 20 Jahren in meiner Drei-Zimmer-Wohnung gewohnt, habe zuletzt 700 Euro bezahlt. Meine Vermieterin will jetzt 1.100 Euro. Ich frage mich, wer kann solche Mieten zahlen? Eine normale Familie kann das nicht. Wir ziehen jetzt weg. Es ist, als würde man uns sagen: Ihr habt es nicht verdient hier zu leben."
Bei einem Durchschnittsgehalt von etwa 1.000 Euro und einem Mindestlohn von 550 Euro netto, können sich so hohe Mieten nur noch wohlhabende Griechen leisten, sagt sie. Doch die konservative Regierung Mitsotakis will weiterhin den Immobiliensektor antreiben. Ihr Standpunkt: Nach Jahren der Krise ist das Land auf Geld aus dem Ausland angewiesen, und dazu gehören eben auch Investitionen in Immobilien.
Dass Mieterinnen wie Maria Liakou zu den Verliererinnen des neuen Bau- und Wohnungsbooms gehören, sei zwar traurig, sagt Bauingenieur Panagiotis Roumaneas. Doch so sei es nunmal: "So ist der Markt. Für Mieter ist das schlimm. Ich kenne auch Leute, die betroffen sind. Und auf Kredit kaufen, ist auch kaum möglich. Die griechischen Banken sind da sehr zögerlich. Kaufen kann also im Moment nur, wer schon das Geld dafür hat. Wohlhabende Griechen, die das Geld zu Hause versteckt hatten oder es ins Ausland gebracht hatten und es jetzt wieder zurückbringen. Das sind die Gewinner."