Deutschland gilt eigentlich als Mieterland. Doch tatsächlich wohnen 52 Prozent der Menschen inzwischen im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung. Die knappe andere Hälfte ist in der Hand gewerblicher Investoren, davon sind die größten börsennotierte Unternehmen wie Vonovia, Deutsche Wohnen oder LEG. Ausländische Investoren gibt es auch einige, aber deren Zahl sei inzwischen überschaubar, sagt Thomas Beyerle. Er leitet die Forschungsabteilung der Immobilienberatungsgesellschaft Catella.
"Deutschland ist zwar attraktiv, aber es ist kein Vergleich zu der Zeit zwischen 2005 und 2007, als beispielsweise das Dresdner Wohnungsportfolio an eine amerikanische Adresse ging. Von daher haben wir hier sehr starke nationale Investoren, Vonovia, LEG, die hier einen Börsengang in den letzten zehn Jahren gemacht haben."
Mieten noch steigerungsfähig
Von den ausländischen Investoren sind etwa der Vermögensverwalter Blackrock oder Blackstone direkt oder indirekt engagiert. Der deutsche Immobilienmarkt gilt immer noch als unterbewertet, die Mieten in den Bestandsimmobilien sind aus Sicht der Investoren steigerungsfähig. Das sieht etwa auch der Vermögensverwalter Blackrock so, der Anteile an Vonovia hält, an der Deutschen Wohnen und der LEG. Es gibt aber auch weitere Investoren, erklärt Beyerle.
"Dann ist der Staat natürlich auch noch da. Die Länder sind teilweise auch noch engagiert, denn etliche der Gesellschaften kommen ja aus ehemals kommunalen Wohnungsbaugesellschaften. Der Kern ist natürlich immer ein lokaler Bezug gewesen, aber gerade während LEG beispielsweise nur in Nordrhein-Westfalen aktiv ist der Definition nach, ist Vonovia mittlerweile auch in Schweden aktiv."
Den Aktionären verpflichtet, nicht den Mietern
Inzwischen haben auch die großen Immobilienfonds Wohnimmobilien als lukrative Anlagemöglichkeit entdeckt. Denn im Gewerbeimmobilienbereich sind nicht mehr solche Renditen zu holen, vor allem im Neubau, aber auch in Bestandsimmobilien zum Leidwesen der Mieter, erklärt Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds.
"Gewerbliche Investoren agieren am Markt so, dass sie die höchstmögliche Rendite erzielen. Sie sind ihren Aktionären verpflichtet, und sie sind nicht den Bewohnern in den Häusern verpflichtet. Das sind, so wie sie sagen, ihre Kunden. Aber ihre Kunden sollen über höhere Mieten dazu beitragen, dass die Renditen stimmen. Also insofern kann ich Vonovia raten: Geht sorgsam mit euren Kunden um. Aber das ist ehrlich gesagt Vonovia völlig egal, sie wollen Rendite machen."
Während die Mieter bei den börsennotierten Investoren immerhin wissen, wer dahinter steht, sind schätzungsweise 30 Prozent am Grauen Kapitalmarkt aktiv. Die Investoren wollen sich als Eigentümer der Wohnimmobilien nicht unbedingt zu erkennen geben. Das mag den Grund haben, dass sie Gelder waschen. Es können aber auch persönliche Gründe dahinter stehen: So kaufen offenbar auch Top-Manager gern Wohnimmobilien, möchten sich aber nicht unbedingt als Vermieter zu erkennen geben.