Auf den Fluren im Rathaus von Nea Ionia ist dieser Tage mehr los als in den Büros. Man diskutiert die politische Lage: Der alte Premier, der neue Premier, die Hintergründe des Wechsels und die Konsequenzen. Die Stimmung ist aufgekratzt, die Gemeinde am Rand von Athen probt den Aufstand. Dabei geht es um die Immobiliensteuer. Die flattert den Griechen zusammen mit der Stromrechnung ins Haus - wer nicht zahlt, riskiert, dass ihm der Strom abgestellt wird.
Und so hat der Gemeinderat seinen Sitzungssaal kurzerhand zu einer Art Info-Börse umfunktioniert - und ruft seine Bürger zu zivilem Ungehorsam auf. Einige Gemeindeangestellte geben Tipps, wo und wie man die Stromrechnung bezahlen kann, ohne die neue Steuer zu entrichten. Der Strom werde ihm doch hoffentlich nicht abgedreht, fragt ein Mann - jetzt, mitten im Winter. Eine Gemeindemitarbeiterin reicht ihm einen kleinen Zettel und zerstreut seine Bedenken.
"Das hier sind die Telefonnummern unserer Elektriker. Ein Anruf, und sie richten die Verbindung wieder ein."
Solle doch der Stromkonzern es nur wagen, ihm den Strom abzustellen, kommentiert das einer der Wartenden trotzig. Die Gemeindeangestellte pflichtet ihm bei: Das wichtigste sei, Widerstand zu leisten:
"Wir haben eine Wohnung gekauft, damit wir keine Miete zahlen müssen. Nicht um finanziell gemolken zu werden. Alle Nase lang erfinden die Politiker neue Steuern. Aber wir lassen uns das nicht bieten!"
Inzwischen hat sich eine lange Schlange gebildet. Verunsicherte Bürger ziehen ihre Dokumente aus Plastiktüten und Klarsichthüllen: Einkommensnachweis, Grundbucheintrag - und die Stromrechnung. Nea Ionia ist eine Kleine-Leute-Gegend. Eine Wohnung hat hier zwar - wie überall in Griechenland - fast jeder. Doch an einem Einkommen, von dem man leben könnte, fehlt es vielen. Auch Andreas Fakas, der gemeinsam mit seiner Frau 700 Euro Rente bezieht.
"Ich unterhalte fünf Leute. Denn ich unterstütze auch meine Tochter, deren Mann und meine Enkeltochter. Meine Tochter hat seit einem Jahr keine Arbeit mehr, ihr Mann schon seit zwei. Ich bin 80 Jahre alt, und ich weiß nicht mehr weiter. Ich gehe jetzt zum Bürgermeister. Bittesehr!"
Andreas Fakas öffnet seinen Geldbeutel: Kein Schein, keine Münze. Leer. Die 450 Euro Immobiliensteuer, die ihm der Staat in Rechnung stellt, sind für ihn ein Vermögen. Und nicht nur für ihn. Mehr als 850 Millionen Euro schulden die Griechen dem staatlichen Stromversorger derzeit, täglich wird Dutzenden von Haushalten der Strom abgestellt - und das ganz ohne die neue Immobiliensteuer. Aber auch diejenigen, die noch Geld auf dem Konto haben, leisten Widerstand. So etwa die Gemeinderätin Olga Katimertzi, eine der Initiatorinnen des Zahlungsboykotts.
"Die meisten Politiker stammen aus regelrechten Politikerdynastien. Sie haben keinen Kontakt zu den einfachen Leuten. Sie heben die Hand im Parlament und stimmen für ein Gesetz. Doch sie haben keine Ahnung, was dieses Gesetz für eine Familie bedeutet! Sie machen sich nicht klar, dass sie mit ihren Beschlüssen Lebensentwürfe ruinieren."
Andreas Fakas nickt. Wir brauchen mehr wie dich, sagt er. Olga Katimertzi winkt ab - nicht ohne Stolz. Nebenbei sorgt sie dafür, dass einem der Wartenden das Bußgeld fürs Falschparken erlassen wird. Man nimmt es nicht so genau mit den Vorschriften. Es herrscht eine Wut auf die Politiker, von denen viele Geld veruntreut haben, ohne je zur Rechenschaft gezogen zu werden. Also ist der Staat der Feind, dem man eins auswischt, wo man nur kann. Mit der Unterstützung des Gemeinderats gibt sich auch der Rentner Andreas Fakas kämpferisch:
"Wer auch immer die Idee mit dieser Steuer hatte, im Finanzministerium oder anderswo, er soll keinen Frieden mehr finden. Er und seine Kindeskinder. Ich werde diese Steuer nicht zahlen."
Und so hat der Gemeinderat seinen Sitzungssaal kurzerhand zu einer Art Info-Börse umfunktioniert - und ruft seine Bürger zu zivilem Ungehorsam auf. Einige Gemeindeangestellte geben Tipps, wo und wie man die Stromrechnung bezahlen kann, ohne die neue Steuer zu entrichten. Der Strom werde ihm doch hoffentlich nicht abgedreht, fragt ein Mann - jetzt, mitten im Winter. Eine Gemeindemitarbeiterin reicht ihm einen kleinen Zettel und zerstreut seine Bedenken.
"Das hier sind die Telefonnummern unserer Elektriker. Ein Anruf, und sie richten die Verbindung wieder ein."
Solle doch der Stromkonzern es nur wagen, ihm den Strom abzustellen, kommentiert das einer der Wartenden trotzig. Die Gemeindeangestellte pflichtet ihm bei: Das wichtigste sei, Widerstand zu leisten:
"Wir haben eine Wohnung gekauft, damit wir keine Miete zahlen müssen. Nicht um finanziell gemolken zu werden. Alle Nase lang erfinden die Politiker neue Steuern. Aber wir lassen uns das nicht bieten!"
Inzwischen hat sich eine lange Schlange gebildet. Verunsicherte Bürger ziehen ihre Dokumente aus Plastiktüten und Klarsichthüllen: Einkommensnachweis, Grundbucheintrag - und die Stromrechnung. Nea Ionia ist eine Kleine-Leute-Gegend. Eine Wohnung hat hier zwar - wie überall in Griechenland - fast jeder. Doch an einem Einkommen, von dem man leben könnte, fehlt es vielen. Auch Andreas Fakas, der gemeinsam mit seiner Frau 700 Euro Rente bezieht.
"Ich unterhalte fünf Leute. Denn ich unterstütze auch meine Tochter, deren Mann und meine Enkeltochter. Meine Tochter hat seit einem Jahr keine Arbeit mehr, ihr Mann schon seit zwei. Ich bin 80 Jahre alt, und ich weiß nicht mehr weiter. Ich gehe jetzt zum Bürgermeister. Bittesehr!"
Andreas Fakas öffnet seinen Geldbeutel: Kein Schein, keine Münze. Leer. Die 450 Euro Immobiliensteuer, die ihm der Staat in Rechnung stellt, sind für ihn ein Vermögen. Und nicht nur für ihn. Mehr als 850 Millionen Euro schulden die Griechen dem staatlichen Stromversorger derzeit, täglich wird Dutzenden von Haushalten der Strom abgestellt - und das ganz ohne die neue Immobiliensteuer. Aber auch diejenigen, die noch Geld auf dem Konto haben, leisten Widerstand. So etwa die Gemeinderätin Olga Katimertzi, eine der Initiatorinnen des Zahlungsboykotts.
"Die meisten Politiker stammen aus regelrechten Politikerdynastien. Sie haben keinen Kontakt zu den einfachen Leuten. Sie heben die Hand im Parlament und stimmen für ein Gesetz. Doch sie haben keine Ahnung, was dieses Gesetz für eine Familie bedeutet! Sie machen sich nicht klar, dass sie mit ihren Beschlüssen Lebensentwürfe ruinieren."
Andreas Fakas nickt. Wir brauchen mehr wie dich, sagt er. Olga Katimertzi winkt ab - nicht ohne Stolz. Nebenbei sorgt sie dafür, dass einem der Wartenden das Bußgeld fürs Falschparken erlassen wird. Man nimmt es nicht so genau mit den Vorschriften. Es herrscht eine Wut auf die Politiker, von denen viele Geld veruntreut haben, ohne je zur Rechenschaft gezogen zu werden. Also ist der Staat der Feind, dem man eins auswischt, wo man nur kann. Mit der Unterstützung des Gemeinderats gibt sich auch der Rentner Andreas Fakas kämpferisch:
"Wer auch immer die Idee mit dieser Steuer hatte, im Finanzministerium oder anderswo, er soll keinen Frieden mehr finden. Er und seine Kindeskinder. Ich werde diese Steuer nicht zahlen."