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Impfschutz für Menschenaffen

In Zentralafrika ist in den letzten Jahrzehnten schätzungsweise ein Drittel aller Gorillas dem Ebolavirus zum Opfer gefallen. Eine Gruppe von Forschern will deshalb wildlebende Gorillas und Schimpansen gegen Ebola impfen.

Von Marieke Degen |
    Zuerst haben die Schimpansen eine Vollnarkose bekommen, dann eine Spritze: darin ein Versuchsimpfstoff gegen Ebola.

    "Man hat ihnen noch Blut abgenommen und sie gleich wieder aufgeweckt und zu ihren Gefährten gebracht."

    In ein paar Tagen sollen die Tiere ein zweites Mal geimpft werden. Danach werden ihnen die Forscher regelmäßig Blut abnehmen, sagt der Ökologe Peter Walsh.

    "Wir wollen prüfen, ob die Impfung irgendwelche Nebenwirkungen hat, und natürlich nachschauen, ob die Tiere Antikörper gegen Ebola gebildet haben und auch wirklich vor dem Virus geschützt sind."

    Es ist nicht das erste Mal, dass die Schimpansen so eine Prozedur über sich ergehen lassen müssen. Es sind Versuchtiere, im New Iberia Research Center, einem Primatenzentrum an der Universität von Louisiana in Lafayette. Und trotzdem ist diese Studie etwas Besonderes. Denn es geht nicht wie sonst um einen Impfstoff für Menschen, sondern um einen Impfstoff für Menschenaffen. Und der wird in Zentralafrika dringend gebraucht, sagt Peter Walsh: In den letzten 20 Jahren ist dort ein Drittel aller Gorillas an Ebola gestorben, und viele Schimpansen.

    "Der Versuchsimpfstoff, den wir ausgewählt haben, soll irgendwann einmal bei Menschen eingesetzt werden. Er ist besonders sicher, denn es handelt sich um einen Totimpfstoff. Das heißt, er enthält nur winzige Viruspartikel, die an sich harmlos sind. Geimpfte Affen können also nicht an Ebola erkranken und auch niemanden anstecken. Auch bei den Versuchsschimpansen haben wir bislang keine gesundheitlichen Probleme beobachtet. Den Tieren geht es gut."

    Wenn alles gut geht, könnte die Ebola-Impfung auch bald schon in der Wildnis zum Einsatz kommen, wahrscheinlich im Dzanga-Sangha-Schutzgebiet in Zentralafrika. Die Flachlandgorillas dort sind eine Touristenattraktion, sie sind an Menschen gewöhnt.

    "Wir werden die Tiere nicht in Narkose legen. Wir schießen ihnen einfach einen Pfeil mit dem Impfstoff ins Hinterteil. Es ist ein sehr kleiner Pfeil, und die Waffen sind sehr präzise. Natürlich besteht immer ein gewisses Risiko, die Tiere zu verletzen, aber das Risiko ist gering, das Schießen übernehmen sehr erfahrene Tierärzte."

    Doch nicht alle Artenschützer sind angetan von dem Projekt. Manche befürchten, dass die Tiere ernsthaft durch die Pfeile verletzt werden, oder dass einzelne Affen die Impfung nicht vertragen könnten.

    "Man muss immer abwägen: das Wohlergehen eines einzelnen Tieres gegen das Wohlergehen einer ganzen Art. Es gibt diese Risiken, aber ich glaube, dass die Vorteile der Impfung für die Art bei Weitem überwiegen."

    Die Forscher müssen allerdings sehr viele Tiere impfen, wenn sie die ganze Art schützen wollen. Zahme Affen sind das eine. Wilde Affen im dichten Regenwald sind da schon eine ganz andere Herausforderung. Mit Pfeilen werden die Forscher nicht weit kommen.

    "Irgendwann wollen wir den Pfeil durch eine Schluckimpfung ersetzen. Wir müssen den Impfstoff entsprechend umwandeln, und wir müssen einen Köder finden, den die Affen auch fressen wollen und so weiter. Aber mit so einer Schluckimpfung könnten wir dann wirklich eine ganze Population impfen, und nicht nur eine Handvoll Tiere."

    Bis dahin haben Peter Walsh und seine Kollegen von VaccinApe noch eine Menge Arbeit vor sich. Wenn die Ebola-Impfung tatsächlich funktioniert, dann könnten die Forscher gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens: Die Affen wären geschützt. Zweitens: Auch die Impfstoffentwicklung für Menschen könnte vorangetrieben werden. Wenn die Impfung bei Schimpansen wirkt, dann wirkt sie sehr wahrscheinlich auch bei uns.

    "Es gibt noch einen dritten Vorteil. Viele Krankheiten stammen von wildlebenden Affen - HIV, Malaria und Gelbfieber zum Beispiel. Langfristig sollte man mal darüber nachdenken, dass man solche Krankheiten schon bei Menschenaffen ausrottet, damit sie gar nicht erst auf den Menschen überspringen."

    Alle Schimpansen und Gorillas durchimpfen? Das sei gar nicht so unrealistisch, sagt Peter Walsh. Es gibt weltweit nämlich nur noch ein paar Hunderttausend Exemplare. Das wäre nur eine kleine Impfaktion - verglichen mit sieben Milliarden Menschen.