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Impfstoff gesucht
Mit Rhesusaffen gegen das Zika-Virus

Bislang gibt es keinen Impfstoff gegen Zika-Viren. Die meisten Erkenntnisse über das in Süd- und Mittelamerika grassierende Virus stammen aus Versuchen in der Petrischale oder mit Mäusen. Sie lassen sich nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. Amerikanische Forscher haben Versuchstiere gefunden, die besser geeignet sind: Rhesusaffen.

Von Joachim Budde | 29.06.2016
    Zwei Rhesusaffen (Macaca mulatta) mit ihren Jungen sitzen auf einer Mauer, wobei sich das eine Tier der Fellpflege des anderen widmet, aufgenommen am 24.09.2007 in Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal. Im Hinduismus, der Hauptreligion in Nepal, wird der Rhesusaffe als heiliges Tier verehrt.
    Die Forscher zeigten, dass Versuche an Rhesusaffen aussagekräftig sind für die Erforschung von Zika. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)
    Eigentlich erforscht David O’Connor das HI-Virus. Im vergangenen Oktober baten ihn brasilianische Kollegen, sich doch einmal das damals fast völlig unbekannte Zika-Virus anzusehen, das im Verdacht stand, die Entwicklung von Gehirn und Schädel bei Embryonen heftig zu stören. Er machte Versuche mit Rhesusaffen, um den Erreger zu verstehen, sagt der Professor für Pathologie und Labormedizin von der University of Wisconsin in Madison.
    Denn die Auswirkungen eines Krankheitserregers zu erforschen, ist am Menschen ausgesprochen schwierig – nicht nur aus ethischer Sicht. Rhesusaffen eigneten sich außerdem besonders gut, um Prozesse während der Schwangerschaft zu erforschen, sagt Dr. Emma Mohr vom Institut für Kinderheilkunde der University of Wisconsin.
    "Die Entwicklung der Plazenta und des Fötus ist der beim Menschen sehr ähnlich. Am meisten unterscheidet sich die Tragezeit. Sie dauert beim Rhesusaffen nur etwa sechs Monate. Rhesusaffen sind wirklich ein optimales Primatenmodell für die Erforschung der Schwangerschaft."
    Versuche an Rhesusaffen sind aussagekräftig für die Erforschung von Zika
    Um herauszufinden, ob die Tiere genauso an Zika erkranken wie der Mensch, haben die Forscher acht Rhesusaffen mit dem Virus infiziert. Zwei Weibchen waren trächtig. In allen Tieren vermehrten sich die Viren, aber so wie bei der Mehrzahl menschlicher Patienten, entwickelte keiner der Affen äußere Symptome, sagt Dr. Dawn Dudley.
    "Das Immunsystem der Affen reagierte stark auf die Infektion – wie beim Menschen. Es bildete viele verschiedene Abwehrmoleküle."
    Damit zeigten, die Forscher, dass Versuche an Rhesusaffen aussagekräftig sind für die Erforschung von Zika. Dann testeten sie, ob eine Infektion genesene Patienten davor schützt, sich erneut mit dem Virus anzustecken.
    "Als wir den Tieren 60 Tage nach Ende der Infektion noch einmal Zika-Viren spritzten, waren sie vollkommen geschützt. Das ist eine wichtige Erkenntnis, heißt es doch, dass ein Impfstoff gut gegen das Virus wirken würde."
    Impfstoffe funktionieren nach demselben Prinzip: Sie bereiten das Immunsystem auf eine Infektion vor – natürlich ohne den Impfling krank zu machen.
    An solchen Impfstoffen arbeitet Dan Barouch, deshalb dürften ihn die Affen aus Wisconsin sehr interessieren. Der Medizinprofessor von der Harvard Medical School in Boston hat zwei Impfstoffkandidaten entwickelt: Ein vollständiges inaktiviertes Zika-Virus und einen Impfstoff, der lediglich DNA des Erregers enthält. Totimpfstoffe sind sehr gut bekannt, DNA-Impfstoffe vollkommen neue Entwicklungen, sagt Barouch.
    Es wird noch Jahre dauern, bis die Tests abgeschlossen sind
    "Beide Kandidaten schützten die geimpften Mäuse vollständig gegen Zika. In allen Mäusen ohne Impfung vermehrte sich das Virus hingegen stark. Und schon eine einzige Spritze mit dem Impfstoff schützte gegen den Erreger."
    Eine ganze Reihe von Forschergruppen arbeitet an Impfstoffen gegen Zika. Dan Barouch sieht noch einige offene Fragen, ehe solch ein Mittel zur Verfügung stehen wird. Der nächste Schritt sei, die Erkenntnisse in größeren Versuchstieren zu überprüfen.
    Also zum Beispiel in den Rhesusaffen aus Wisconsin. Erst danach beginnen Tests mit Menschen. Es wird noch Jahre dauern, bis sie abgeschlossen sind.
    Zika-Forscher sind angehalten ihre Ergebnisse schnell zu publizieren. Darum hat David O’Connor nicht gewartet, bis die trächtigen Weibchen ihre Jungen zur Welt gebracht haben. Eine Frage konnte er deshalb noch nicht beantworten:
    "Uns interessiert sehr, wann die Wahrscheinlichkeit von Fehlbildungen am größten ist. Viele sagen, es ist das erste Drittel der Schwangerschaft, aber das wollen wir absichern, um das Risiko im Verlauf einer Schwangerschaft bestimmen zu können."
    Ende Juli endet die Trächtigkeit. Dann werden sie schon ein wenig mehr wissen.