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Impfstrategie gegen Corona
Vorbereitung auf neue Virusvarianten

Mit Omikron breitet sich aktuell eine Coronavirus-Variante weltweit aus, die wegen zahlreicher Mutationen als besonders ansteckend gilt. Auch künftig sind weitere Coronavirus-Varianten möglich. Das hat auch Auswirkungen auf die Impfstrategie.

Von Christine Westerhaus |
    Impfausweis mit Impfspritze, negativem Corona-Schnelltest und Impfstofffläschchen von Biontech und Moderna
    Impfstoffhersteller arbeiten an der Entwicklung von Vakzinen, die an neue Varianten des Coronavirus angepasst sind (imago images/Christian Ohde)

    Auch Ansteckung boostert das Immunsystem

    Corona-Impfungen schützen zwar nicht zuverlässig vor einer Ansteckung mit der Omikron-Variante. Doch sie sorgen für eine Grundimmunität, die Infizierte vor einem schweren Verlauf von Covid-19 bewahrt, so Leif-Erik Sander, Impfstoffforscher von der Berliner Charité und Mitglied im Expertenrat der Bundesregierung:
    „Das ist meine Überzeugung, dass wir, wenn wir drei Impfungen haben, eine sehr gute Immunität haben. Da lässt zwar der Schleimhautschutz mit der Zeit wieder nach, dann lassen natürlich auch Antikörpertiter im Blut wieder nach, so dass wir uns infizieren können. Aber wir sehen: Die Krankheitslast ist massiv reduziert in Geboosterten. Und ich glaube, dass wir uns dann durch auch wiederholten natürlichen Antigenkontakt mit zirkulierenden Viren boostern werden. Und das wird dann, glaube ich, bei großen Teilen der Bevölkerung passieren.“

    Grafik zeigt die neutralisierenden Antikörper bei Delta, Omikron und Omikron geboostert
    Omikron fliegt unter dem Radar der meisten Antikörper, die durch die Impfung entstanden sind. Nur noch ein Bruchteil der Antikörper kann die Viren erkennen und "neutralisieren"'. Ein Booster kann die Zahl der neutralisierenden Antikörper kurzzeitig wieder signifikant erhöhen. (Deutschlandradio / Andrea Kampmann)
    Eine Grundimmunisierung über Impfungen plus gelegentliche Ansteckung mit dem Virus - so werde das Zusammenleben mit dem neuartigen Coronavirus vermutlich in Zukunft aussehen, so der Experte. Zumindest für den Großteil der Bevölkerung.

    Variantenangepasste Impfstoffe könnten schnell zugelassen werden

    Gleichzeitig sei es sinnvoll, vorrangig Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-Verlauf zusätzlich zu schützen. Mit Impfstoffen, die an neue Varianten des Virus angepasst sind. Solche Präparate werden schon bald verfügbar sein, sagte Klaus Cichutek, der Präsident des Paul Ehrlich Instituts am 21. Januar bei einer Veranstaltung des Science Media Centre Germany:
    „Ich glaube, wichtig ist wahrzunehmen, dass wir hier alle Weichen gestellt haben, dass tatsächlich eine schnelle Umstellung auf neue Varianten-Impfstoffe und damit auch Omikron-adaptierte Impfstoffe möglich ist. Und es ist so, dass sowohl Biontech/Pfizer, Moderna als auch Janssen bereits gewisse Teile der Herstellung der Impfstoffe umgestellt haben, um die klinischen Prüfungen zu beginnen. Die werden jetzt in den nächsten Wochen dann beginnen, sodass wir im zweiten Quartal dieses Jahres davon ausgehen können, dass die entsprechenden Daten da sind, um die Impfstoffe zulassen zu können. Beziehungsweise es werden dann einfache Variationen der ursprünglichen Zulassung sein, um technisch zu werden.“

    Universal-Impfstoffe sind in der Entwicklung

    Langfristig könnte es aber auch sinnvoll sein, multivalente, also universale Impfstoffe zu entwickeln, die sich gegen verschiedene Varianten des Coronavirus richten. Diese können an verschiedenen Regionen der Viren ansetzen, den sogenannten Epitopen. Bisherige Impfstoffe versetzen das Immunsystem in die Lage, spezielle Strukturen des sogenannten Spike-Proteins des Virus zu erkennen, mit dem der Erreger in die Zellen eindringt.

    Mehr zur Omikron-Variante des Coronavirus:


    Leif-Erik Sander von der Charité hält es für vielversprechend, multivalente Impfstoffe zu entwickeln, die auf mutierte Varianten des Spike-Proteins ansprechen. Denn so ließe sich eine breitere Immunantwort erzielen.
    „Und natürlich verstehen wir dann noch besser, gegen welche Epitope sich vielleicht Antworten richten können, die im Virus weniger gut neutralisierbar sind. Das sind ja auch Prinzipien, die verfolgt werden bei der Entwicklung von universellen Influenza-Impfstoffen. Und deswegen finde ich persönlich diesen Ansatz mit multivalenten Spike-Impfstoffen zurzeit den attraktivsten, weil wir eben sehr, sehr gute Evidenz haben, dass Spike-gerichtete Impfstoffe extrem gut funktionieren, dass man sie wahrscheinlich auch anpassen kann.“

    Sterile Immunität bleibt weiter ein Wunschtraum

    Eine solche universelle Corona-Impfung könnte in Zukunft allen Menschen als Grundimmunisierung verabreicht werden, so Sander. Womöglich in Kombination mit einem Grippeimpfstoff. Wann und wie oft Schutzimpfungen gegen das neuartige Coronavirus zukünftig verabreicht werden sollten, sei derzeit jedoch noch unklar. Experten gehen davon aus, dass diese Immunisierung Menschen zwar nicht vor leichten Infektionen mit dem Erreger schützt. Doch sie verhindere wahrscheinlich, dass Infizierte so schwer erkranken, dass sie ins Krankenhaus müssen.
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    Corona-Impfung als Nasenspray

    Gleichzeitig arbeiten Forschende daran, Corona-Impfungen über die Schleimhäute zu verabreichen. Zum Beispiel als Nasenspray. Die Hoffnung, die dahinter steckt: Wenn das Immunsystem lokal in den Schleimhäuten genügend Antikörper produziert, könnten diese bereits eine Infektion verhindern und damit eine so genannte sterile Immunität bewirken, erklärt Klaus Cichutek, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts:
    „Das ist ein guter Ansatz, da gibt es erste klinische Prüfungen dazu. Auch aus dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung wird es da einen Ansatz geben. Das kann man versuchen. Die Hoffnung auf sterile Immunität bei einer respiratorischen Infektionskrankheit ist allerdings, glaube ich, nicht so groß. Auch mit solchen nasal zu applizierenden Impfstoffen, das finden wir auch aus dem Influenza-Bereich."
    Eine zweite Booster-Impfung bringt offenbar beim derzeitigen Pandemiegeschehen kaum Nutzen. Darauf deuten Daten aus Israel hin. Ob mit ein paar Monaten Abstand weitere Auffrischungsimpfungen sinnvoll sind, muss sich erst zeigen.